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#GayPride Teil III: Farbe bekennen im Estragon

Peter Kochhäuser (l.) und Robert Krzeminski (r.), Foto: Estragon

Peter Kochhäuser und Robert Krzeminski führen seit vier Jahren das französische Restaurant Estragon in Frankfurt und haben kürzlich geheiratet. Sie finden, dass es für die LGBTIQ+ Rechte essentiell ist, nicht den Kopf einzuziehen und sich offen zu zeigen.


Das traditionsreiche Lokal Estragon besteht seit 34 Jahren, Kochhäuser und Krzeminski haben es 2017 von ihren Vorgänger:innen, der Familie Keim, übernommen. In dem kleinen, charmanten Restaurant bieten sie französisch-mediterrane Küche. Krzeminski leitet den Sevice und Kochhäuser ist, seinem Namen getreu, Küchenchef.

Eine Auswahl an Gerichten im Estragon Copyright Estragon

Eine Auswahl an Gerichten im Estragon (Copyright: Estragon)


Zuvor betrieb Kochhäuser 15 Jahre lang das Restaurant Rosengärtchen. Als seine Geschäftspartner gingen, stieg Krzeminski ein. Sie änderten das Konzept und nannten das Restaurant in „Unter den Linden“ um. Auch die Küchenrichtung wechselte zu deutsch-gutbürgerlich. Bereits damals waren sie mit dem Betreiber:innen-Ehepaar des Estragon befreundet. Als die Keims dann in den Ruhestand gingen, suchten sie Nachfolger:innen, die das Lokal seiner Tradition gemäß weiterführen würden und übergaben es in die Hände von Kochhäuser und Krzeminski. 


Gay Pride sichtbar machen

„Wir leben seit 17 Jahren zusammen und sind seit ein paar Monaten verheiratet“, freut sich Kochhäuser. Sein Partner Krzeminski stammt aus Polen und findet es gerade im Hinblick auf die Politik in seinem Heimatland wichtig, sich für die Rechte von queeren Menschen einzusetzen: „Ich weiß ganz genau, warum ich aus Polen weggegangen bin.“, bedauert der Gastronom. „Ich möchte nicht in einem Land mit solch einer Regierung, dieser katholischen Prägung und all der Intoleranz leben“, weiß der Gastronom. „Es ist schrecklich, zu sehen, was ein Andrzej Duda oder ein Viktor Orbán macht“, ergänzt Kochhäuser. Daher findet das Gastronomenpaar es wichtig, sich zu zeigen und Raum einnehmen. „Es wird schwierig mit unseren Rechten, wenn wir die Köpfe einziehen und uns unsichtbar machen“, meint Krzeminski. 

Dass sie ihre Homosexualität offen ausleben können und sich nicht verstecken müssen, betrachten sie als einen riesigen Fortschritt seit den Stonewall-Aufständen in New York City im Jahr 1969. „Früher hätten wir wahrscheinlich so tun müssen, als seien wir bloß Geschäftspartner.“, vermutet Kochhäuser. Er und sein Partner möchten sich nicht sagen lassen, wie sie zu leben haben: „Die Community hat damals in New York City gezeigt, dass sie sich die Unterdrückung nicht mehr gefallen lassen will.“, sagt Kochhäuser. Es sei wichtig, die Geschichte des CSD zu kennen. Er kritisiert, dass viele junge Menschen die Veranstaltung lediglich zum Feiern besuchen und keine Ahnung von den Hintergründen hätten: „Natürlich machen wir auch Party auf dem CSD, halten aber gleichzeitig die politische Botschaft hoch“.


„Die Welt ist bunt“

Kochhäuser lief bereits beim ersten Frankfurter CSD, Anfang der 1990er Jahr mit. „Damals hatten wir noch lilafarbene Flaggen mit Friedenstaube. Die Regenbogenflagge kam erst später.“, erinnert sich der Gastronom. Zu Beginn sei es nur eine kleine Gruppe gewesen, die zu Fuß unterwegs war. „Über die Jahre hinweg hat sich der Frankfurter CSD immer mehr zu der großen Veranstaltung entwickelt, die er heute ist“, erzählt der Wirt. „Wir sind jedes Jahr mittags bei der Parade aktiv. Abends können wir aber leider nicht mehr mitfeiern. Da müssen wir im Estragon arbeiten“, erklärt Krzeminski. 

Dass die LGBTIQ+ Community offen bekennende Gay-Kneipen hat und gleichgeschlechtliche Paar heiraten können, seien Errungenschaften, die erkämpft werden mussten. „Daher müssen wir den CSD unterstützen. Es ist wichtig zu zeigen, dass die Welt bunt ist.“, betont Krzeminski.

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