Trendsport Bokwa: Lust auf eine Runde Buchstaben hüpfen?
Die neue Trendsportart Bokwa hat Deutschland erreicht. Statt schwerer Choreographien werden Buchstaben gehüpft, geboxt und gekickt – bis das Deo versagt. Wie viel das bringt? Ich starte einen Selbstversuch. Obwohl ich ein ganz schrecklicher Sportmuffel bin.
Meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio liegt seit über einem Jahr auf Eis, jeden Sportkurs den ich anfange, breche ich genauso schnell wieder ab. Und gerade ich teste nun Bokwa: eine Mischung aus südafrikanischen Stammestänzen und knallhartem Ausdauertraining. Besonders anstrengend, besonders schweißtreibend. Bokwa ist für alle: von der Studentin bis zum Couch-Potato.
Mittwochabend Insel Sports Club Berlin: Es ist heiß, sehr heiß. Es riecht nach einer Mischung aus Putzmittel und Schweiß. Mehr als 30 Tanzwütige – vor allem Frauen – haben sich im Kursraum eingefunden. Von wegen nur athletische junge Menschen mit durchtrainierten Körpern und stylischen Klamotten. Die Berliner Bokwa-Schüler reichen von der quirligen Studentin bis zur 50-jährigen Hausfrau. Von durchtrainierten Sportlern bis zu rundlichen Couch-Potatos.
"Hey Leute, ich hoffe ihr seid gut drauf! Wir geben heute alles!", ruft Bokwa-Trainer Esben Aalvik. Er springt auf ein kleines Podest am Ende des Raumes und dreht die Musik auf. Zu spät um abzuhauen. Aus den Boxen dröhnt schnelle Chartmusik statt afrikanischer Trommelrhythmen. Ich bin überrascht. Die Lautsprecher wummern, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Zwei ältere Damen in der ersten Reihe singen die Hits lautstark mit. Die Stimmung ist ausgelassen. Fast wie abends beim Feiern im Club.
Ich schreie – anfangs etwas zaghaft, später aus vollem Hals
Vor, Vor, Kick, Rück, Rück, zwei Mal hüpfen. Das Bokwa-I ist kein Problem. Das L und das C kriege ich auch noch einigermaßen hin. Ein Schritt nach links, einer nach vorn, einer nach rechts, hüpfen. Ein Schritt nach links, einer nach hinten, einer nach rechts, hüpfen. Fertig ist das "C". Statt schwieriger Choreographien tanzt man Buchstaben und Zahlen. Ich hüpfe, boxe, schwinge meine Hüften zum Takt der Musik. Arme und Beine fliegen durch die Luft. Und: Ich schreie! Anfangs etwas zaghaft, später aus vollem Hals. Uhuh! Bounce Bounce Wow! Bokwa ist ziemlich anstrengend, macht aber richtig viel Spaß! Schreien, das gehört zu der neuen Fitnesssportart dazu. Es ist Teil der südafrikanischen Kwaito-Tänze die hier mit einem anspruchsvollen Workout-Programm kombiniert werden.
Das erklärt auch den Namen: "BO" steht für Boxing und "KWA" für den Tanz. Entwickelt wurde die Sportart von dem amerikanischen Fitnesstrainer Paul Mavi in Los Angeles. Die einzelnen Sequenzen bestehen im Wesentlichen aus Gehen, Kicken, Boxen, Springen, Seitwärtsdrehen und immer wieder zwei Mal Wippen.
Einige Übungen später: Die Schweißperlen laufen mir über Stirn und Rücken. Es ist gute Konzentration gefragt. Man muss immer schauen, was der Trainer macht – sonst ist man schnell aus dem Tritt. Ob man zwischendurch noch eigene Schritte einfügt oder sich so wie ich darauf beschränkt, Arme und Beine irgendwie unter Kontrolle zu bekommen: Die sportliche Intensität kann jeder selbst bestimmen.
Draußen vor der Glastür stehen die ersten Gaffer
Jetzt läuft der Schweiß so richtig, das Tempo wird schneller. Meine Haare kleben mir im Gesicht, meine Wangen leuchten feuerrot. Warum gibt es hier eigentlich keine Klimaanlage? Draußen vor der Glastür bleiben die ersten neugierigen Gaffer stehen und schauen uns zu, wie wir durch die Luft springen: Linkes Bein nach vorne, rechte Faust mit voller Kraft nach unten. Waaaah! Als würde man ein wildes Tier töten.Bis dahin stimmt der Grundsatz des Bokwa-Erfinders Paul Mavi: Man braucht keine Vorkenntnisse. Die Buchstaben und Zahlen zu lernen ist simpel. Der Trainer zeigt den jeweiligen Buchstaben per Handzeichen an, die Schüler "malen" ihn mit Schritten, Tritten und Armbewegungen nach. Notfalls schaut man einfach, was die anderen machen.
Beim Bokwa-B stoße ich dann aber doch an meine Grenzen. Erst der Sprung und dann die Drehung oder beides kombiniert? Irgendwie kann ich mir die Schrittfolge nicht merken. Ein verstohlener Blick in die Runde – schaut oder lacht schon jemand? Niemand scheint zu merken, dass ich gerade völlig gegen den Beat tanze. Und nachdem ich ein paar Mal zugesehen habe, kriege ich die Schritte schließlich doch noch hin.
Bokwa - Eine Stunde schwitzen pur
Nach knapp einer Stunde ist das Training vorbei. "Gut geschwitzt", lobt Esben und fügt mit einem breiten Grinsen hinzu: "Eine gesunde Gesichtsfarbe habt ihr alle." Na klasse. Ich bin völlig fertig, nassgeschwitzt, mein T-Shirt klebt an mir. Mein Deo hat schon lange versagt. Aber ich fühle mich gut, wie ich so dastehe mit meinem hochroten Kopf, das Handtuch in der einen, die Wasserflasche in der anderen Hand. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine kühle Dusche. "Super gemacht Leute, jetzt könnt ihr euch eine halbe Cola light gönnen", scherzt der Trainer.
Fazit: Bokwa ist einfach, schweißtreibend, individuell. Und es macht Spaß. Wer sich so richtig auspowern aber keine Choreographien lernen will, für den ist Bokwa genau das Richtige. Auch ohne Vorkenntnisse kann man jeder Zeit in den Kurs einsteigen.
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Kathrin Stangl ist Volontärin an der Axel-Springer-Akademie. Für uns kämpfte sie sich durch eine Stunde Bokwa.
Meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio liegt seit über einem Jahr auf Eis, jeden Sportkurs den ich anfange, breche ich genauso schnell wieder ab. Und gerade ich teste nun Bokwa: eine Mischung aus südafrikanischen Stammestänzen und knallhartem Ausdauertraining. Besonders anstrengend, besonders schweißtreibend. Bokwa ist für alle: von der Studentin bis zum Couch-Potato.
Mittwochabend Insel Sports Club Berlin: Es ist heiß, sehr heiß. Es riecht nach einer Mischung aus Putzmittel und Schweiß. Mehr als 30 Tanzwütige – vor allem Frauen – haben sich im Kursraum eingefunden. Von wegen nur athletische junge Menschen mit durchtrainierten Körpern und stylischen Klamotten. Die Berliner Bokwa-Schüler reichen von der quirligen Studentin bis zur 50-jährigen Hausfrau. Von durchtrainierten Sportlern bis zu rundlichen Couch-Potatos.
"Hey Leute, ich hoffe ihr seid gut drauf! Wir geben heute alles!", ruft Bokwa-Trainer Esben Aalvik. Er springt auf ein kleines Podest am Ende des Raumes und dreht die Musik auf. Zu spät um abzuhauen. Aus den Boxen dröhnt schnelle Chartmusik statt afrikanischer Trommelrhythmen. Ich bin überrascht. Die Lautsprecher wummern, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Zwei ältere Damen in der ersten Reihe singen die Hits lautstark mit. Die Stimmung ist ausgelassen. Fast wie abends beim Feiern im Club.
Ich schreie – anfangs etwas zaghaft, später aus vollem Hals
Vor, Vor, Kick, Rück, Rück, zwei Mal hüpfen. Das Bokwa-I ist kein Problem. Das L und das C kriege ich auch noch einigermaßen hin. Ein Schritt nach links, einer nach vorn, einer nach rechts, hüpfen. Ein Schritt nach links, einer nach hinten, einer nach rechts, hüpfen. Fertig ist das "C". Statt schwieriger Choreographien tanzt man Buchstaben und Zahlen. Ich hüpfe, boxe, schwinge meine Hüften zum Takt der Musik. Arme und Beine fliegen durch die Luft. Und: Ich schreie! Anfangs etwas zaghaft, später aus vollem Hals. Uhuh! Bounce Bounce Wow! Bokwa ist ziemlich anstrengend, macht aber richtig viel Spaß! Schreien, das gehört zu der neuen Fitnesssportart dazu. Es ist Teil der südafrikanischen Kwaito-Tänze die hier mit einem anspruchsvollen Workout-Programm kombiniert werden.
Das erklärt auch den Namen: "BO" steht für Boxing und "KWA" für den Tanz. Entwickelt wurde die Sportart von dem amerikanischen Fitnesstrainer Paul Mavi in Los Angeles. Die einzelnen Sequenzen bestehen im Wesentlichen aus Gehen, Kicken, Boxen, Springen, Seitwärtsdrehen und immer wieder zwei Mal Wippen.
Einige Übungen später: Die Schweißperlen laufen mir über Stirn und Rücken. Es ist gute Konzentration gefragt. Man muss immer schauen, was der Trainer macht – sonst ist man schnell aus dem Tritt. Ob man zwischendurch noch eigene Schritte einfügt oder sich so wie ich darauf beschränkt, Arme und Beine irgendwie unter Kontrolle zu bekommen: Die sportliche Intensität kann jeder selbst bestimmen.
Draußen vor der Glastür stehen die ersten Gaffer
Jetzt läuft der Schweiß so richtig, das Tempo wird schneller. Meine Haare kleben mir im Gesicht, meine Wangen leuchten feuerrot. Warum gibt es hier eigentlich keine Klimaanlage? Draußen vor der Glastür bleiben die ersten neugierigen Gaffer stehen und schauen uns zu, wie wir durch die Luft springen: Linkes Bein nach vorne, rechte Faust mit voller Kraft nach unten. Waaaah! Als würde man ein wildes Tier töten.Bis dahin stimmt der Grundsatz des Bokwa-Erfinders Paul Mavi: Man braucht keine Vorkenntnisse. Die Buchstaben und Zahlen zu lernen ist simpel. Der Trainer zeigt den jeweiligen Buchstaben per Handzeichen an, die Schüler "malen" ihn mit Schritten, Tritten und Armbewegungen nach. Notfalls schaut man einfach, was die anderen machen.
Beim Bokwa-B stoße ich dann aber doch an meine Grenzen. Erst der Sprung und dann die Drehung oder beides kombiniert? Irgendwie kann ich mir die Schrittfolge nicht merken. Ein verstohlener Blick in die Runde – schaut oder lacht schon jemand? Niemand scheint zu merken, dass ich gerade völlig gegen den Beat tanze. Und nachdem ich ein paar Mal zugesehen habe, kriege ich die Schritte schließlich doch noch hin.
Bokwa - Eine Stunde schwitzen pur
Nach knapp einer Stunde ist das Training vorbei. "Gut geschwitzt", lobt Esben und fügt mit einem breiten Grinsen hinzu: "Eine gesunde Gesichtsfarbe habt ihr alle." Na klasse. Ich bin völlig fertig, nassgeschwitzt, mein T-Shirt klebt an mir. Mein Deo hat schon lange versagt. Aber ich fühle mich gut, wie ich so dastehe mit meinem hochroten Kopf, das Handtuch in der einen, die Wasserflasche in der anderen Hand. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als eine kühle Dusche. "Super gemacht Leute, jetzt könnt ihr euch eine halbe Cola light gönnen", scherzt der Trainer.
Fazit: Bokwa ist einfach, schweißtreibend, individuell. Und es macht Spaß. Wer sich so richtig auspowern aber keine Choreographien lernen will, für den ist Bokwa genau das Richtige. Auch ohne Vorkenntnisse kann man jeder Zeit in den Kurs einsteigen.
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Kathrin Stangl ist Volontärin an der Axel-Springer-Akademie. Für uns kämpfte sie sich durch eine Stunde Bokwa.