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Grünflächen in Bolivien: Ein Garten Eden für Cochabamba

Grüne Oase in Cochabamba: Der Hauptplatz Plaza 14 de Septiembre. Foto: Wara Vargas Lara

Milton Copa setzt sich für mehr Grün in der Stadt ein. Dafür greift er auf wassersparende Pflanzen zurück - und auf seine Inspiration aus Japan.

BERLIN taz | Milton Copa, so etwas wie der Stadtgärtner von Cochabamba in Bolivien, soll aus der Wüste einen Garten Eden machen. Denn obwohl der Name Cochabamba in der Quechua-Sprache so viel wie „Ebene mit See" bedeutet, herrscht an vielen Ecken Wassermangel.

Seit vier Monaten leitet Copa die städtische Firma für Grünflächen und alternative Erholung Emavra. Das Unternehmen kümmert sich um die öffentlichen Grünflächen und Parks in Cochabamba. Von diesen gibt es in der Stadt derzeit nur 220 Hektar. Das entspricht 0,63 Prozent der Fläche. Zum Vergleich: Berlin besteht zu rund 30 Prozent aus Grünanlagen und Gewässer.

In diesem Jahr sollen es 100 Hektar mehr werden, sagt Copa: „Wir wollen so die Luftqualität und das Klima in der Stadt verbessern." Um eine einigermaßen gute Luft zu haben, bräuchte je­de*r Be­woh­ne­r*in rechnerisch neun Quadratmeter Grün - davon ist Cochabamba weit entfernt.

Das Wasser dafür kommt aus Tankwagen und etwa 50 selbstgebohrten Brunnen. Genau weiß er es nicht. Denn die Brunnen sind oft nur Wochen in Betrieb. „Wenn sie austrocknen, müssen wir andere bohren und warten, bis sich die wasserführenden Schichten wieder füllen." Das Wasser aus dem Río Rocha, der die Stadt durchfließt, nehmen seine Mit­ar­bei­te­r*in­nen nur, wenn sie es vorher filtern können. „Darin schwimmen die Abwässer der Nachbarstadt Sacaba, koliforme Keime und Schwermetalle. Das tötet unsere Pflanzen. Sie sind sehr anspruchsvoll bei Wasser und Boden", sagt Copa.

Copa setzt auf genügsame Pflanzen

Copa hat große Pläne: So haben er und sein Team nicht nur angefangen, durstige Blumenarten durch solche wie die Gazanie zu ersetzen, die nur einmal statt viermal pro Woche Wasser braucht. Bei der Bepflanzung setzen sie zunehmend auf Sukkulenten, bei den Bäumen auf einheimische Arten. Die brauchen zwar einen sorgsam vorbereiteten Boden, sind danach aber weniger anspruchsvoll und wasserintensiv. Und sie setzen Gel ins Substrat, das die Feuchtigkeit besser speichert.

Nicht zuletzt ist Copas Mission, die zerstörten grünen Lungen der Stadt aufzuforsten: den Parque Tunari und den Cerro San Pedro, auf dem Cochabambas Wahrzeichen steht - eine Christus-Statue mit weit ausgebreiteten Armen.

Seine Inspiration hat Copa in Japan gefunden: Vor drei Jahren ist er in das Land gereist, um Bewässerungstechnologien zu studieren. Die mit Bodensensoren automatisierten Zerstäuber der Bewässerungssysteme haben ihn beeindruckt, und dass Stauseen dort mehrfachen Nutzen haben: „In Japan haben sie darin Fische und Algen gezüchtet, rundherum Bäume gepflanzt. Da geht es nicht nur um Bewässern und Trinken wie bei Misicuni ( dem geplanten Staudamm von Cochabamba, Anm. d. Red.). Bolivien ist noch ein armes Land, aber vielleicht schaffen wir das noch."

Eine Frage aber treibt ihn bei seiner seiner Arbeit weiter um: „Wie kann man in einer Stadt Wasser für Grünflächen haben, aber nicht genug zum Trinken?"

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