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"Totalschaden" - Borgo Ensemble

Drei Jahre ist es her, dass die Künstlergruppe „Borgo Ensemble“ um Reiner Bergmann einmal quer durch die Stadt von der Grenze zu Fürth nach Erlenstegen zog, um fortan in einem ehemaligen Porschezentrum unter dem Motto „Kunst und Freundschaft“ Projekte zu entwickeln und künstlerischen Möglichkeiten in allen Facetten nachzuspüren. Drei Jahre, die eigentlich nur ein Jahr hätten sein sollen. Drei Jahre, in denen „wahnsinnig viel passiert ist.“ Und drei Jahre, vor die am kommenden Wochenende mit einem großen Tusch der Vorhang fällt. Die Zwischennutzung ist vorbei, der „Totalschaden“ komplett – zumindest, was Programm und Inhalt der gleichnamigen Ausstellung angeht.

Mit der nämlich beschließen die Künstlerinnen und Künstler, die in den vergangenen Jahren in der Dresdner Straße eine kreative Heimat gefunden haben, ihre oststädtische Station. Die „keine Ateliergemeinschaft ist, sondern ein Projektraum, in dem sich Projekte nach den Gegebenheiten richten“, sagt Reiner Bergmann. Und die sind so ganz anders als die der letzten Heimat des Ensembles. Im Gegensatz zur Wohnhaus-Situation, in der es sich die Kreativen künstlerisch bequem gemacht hatten, ist in der Dresdner Straße alles weit und hoch und groß und hell, gibt es Hallen und Fensterfronten, die wunderbare Möglichkeiten der Gestaltung bieten. So wird, verspricht Reiner Bergmann (67), zur Ausstellung „Totalschaden“, deren Name wie viele vorhergehende freilich ironisch auf das Thema „Auto“ referiert, „das Gebäude komplett bespielt.“ Rund 40 Künstler machen mit, bringen Skulpturen und Malerei, Fotografie und Zeichnung, Film und Installation ein. Alte und neuhinzugekommene, renommierte und solche, die am Anfang ihres Schaffens stehen – sie alle zeigen „das komplette künstlerische Spektrum“, so Cris Koch, ebenfalls Künstler, Teil des Ensemble und Erbauer des Büros „Kunst + Sicherheit“, eins der „versetzbaren Module“, so Reiner Bergmann, das wie die Bibliothek „ordo et artes“ oder die Musikbühne gerne mit umziehen würden an eine neue Station – die es bislang nicht gibt, das Borgo Ensemble sich „nach der Ausstellung und dem großen Fest auf eine große Reise ins Nirgendwo“ macht. Dabei braucht es eigentlich gar nicht viel: Einen Ort, „an dem wir als Gruppe weiter musikalisch sein können“, die Module Platz haben, aber auch Platz, um künstlerisch zu arbeiten und zu gestalten, als Treffpunkt weiterhin die Öffentlichkeit teilhaben lassen zu können und deswegen auch zentral gelegen zu sein. Was zwischen Fahrradwerkstatt Bangla Dash Trash und Klanghalle alles möglich ist, wie die Künstler sich das riesige Gebäude mit all seinen Flächen und Winkeln zu eigen machen und sich gleichsam von ihm unterwerfen lassen, was aus alten Duschräumen und vielen Röntgenbildern gemacht werden kann – das alles gibt es ab dem hintersinnig gewählten Freitag, 13. Oktober ab 19 Uhr zu sehen. Mit Performances und Saigon Quartett wird der „Totalschaden“ eröffnet, zur Abschlussveranstaltung vom 27. bis 29. Oktober will das Borgo Ensemble „das ganze Wochenende uns und das Haus feiern“, mit „DJs, Grillen, Party“ und herzlicher Einladung der Öffentlichkeit. Dann gilt es, zu packen und den Auszug vorzubereiten. Vielleicht hat sich bis dahin etwas ergeben – eine neue Station, die das Borgo Ensemble und alle Künstlerinnen und Künstler vor experimentelle Herausforderungen unter dem Motto „für Kunst und Freundschaft“ stellt.

„Totalschaden“, 14.-29. Oktober 2017; Vernissage: 13.10., 19 Uhr, Finissage: 27.-29.10.; ÖZ der Ausstellung: Mi 18-20 Uhr & Sa 15-18 Uhr; Dresdner Straße 4, Nbg; borgo-ensemble.de