Auf Twitter ging es 2017 manchmal sogar heißer her als in der echten Welt: Rechtspopulisten rutschten maus, Bosbach wurde ausgelacht und der Herr stieg vom Himmel herab
1. #covfefe
Der amtierende Präsident der USA, Donald Trump, nutzt den
Kurznachrichtendienst Twitter ganz besonders gerne. Schon während seines
Wahlkampfes 2016 warf er den Medien in seinem Land vor, einseitig
zugunsten der Demokraten zu berichten und Lügen in die Welt zu setzen.
Er zieht es daher vor, seine Gedanken direkt über die sozialen Medien zu
verbreiten. Auch neue Regierungsvorhaben gibt Trump zunächst auf
Twitter bekannt, noch bevor er Pressekonferenzen abhält. Oftmals
attackiert er seine Gegner mit einer harschen, für einen Präsidenten
ungewohnten, direkten Sprache. Mindestens einmal griff Trump 2017 jedoch
ordentlich daneben: In einem Tweet schrieb er am 31. Mai die bis dahin
unbekannte Zeichenfolge »covfefe«. Während der Präsident die Bedeutung
offen ließ, mutmaßten Tausende Twitter-Nutzer, was Trump mit dem Wort gemeint haben könnte. In den sechs Stunden, die der Tweet online war, wurde die Kurznachricht über 100.000 Mal geteilt.
2. #FreeDeniz
Seit dem 27. Februar 2017 sitzt der deutsch-türkische Journalist Deniz
Yücel in der Türkei in Haft, weil ihm die Regierung unter Recep Tayyip
Erdogan Terrorpropaganda für die kurdische Arbeiterpartei (PKK)
vorwirft. Der aus Flörsheim stammende Yücel arbeitete zunächst acht
Jahre für die »taz« und ist seit 2015 Türkei-Korrespondent der »Welt«.
Zudem ist er langjähriger Mitherausgeber der »Jungle World«. Aufgrund
dieser beruflichen Laufbahn wird Yücel von Konservativen wie Linken
unterstützt, zahlreiche PolitikerInnen und MedienvertreterInnen fordern
seine sofortige Freilassung. Auf Twitter trendet der Hashtag #FreeDeniz
seit März 2017. Immer wenn es im Fall Yücel Neuigkeiten gibt, wird unter dem Stichwort getwittert. So wird uns #FreeDeniz auch im Jahr 2018 begleiten.
3. #G20HH2017
Zu konkreten Protestevents wird meist ein Ortskürzel und Tag oder Jahr als Hashtag benutzt: Unter #G20HH2017 wurde im Juli alles getwittert, das irgendwie mit dem Widerstand gegen den G20-Gipfel im Hamburg zu tun hatte. Los ging es mit den Verboten der Protestcamps in #Entenwerder und Altona. Richtig trendete der Hashtag ab Donnerstagabend in Verbindung mit #welcometohell und #noG20, als die linksradikale Demonstration von der Polizei angegriffen wurde. Die Fotos von Polizeigewalt sowie von AktivistInnen zwischen um sich sprühenden Wasserwerfern und in Pfefferspray und Tränengas gehüllt machten die Runde und wurden erst am nächsten Abend von Bildern randalierender DemonstrantInnen und anderer abgelöst. Trotz des gewaltfreien Protestzuges am Samstag dominierte die Debatte über die G20-Krawalle fortan die sozialen Medien. Erst Wochen nach dem Gipfel setzte sich ein anderes Thema durch: Repression. Unter dem Hashtag #G20 wird seither über den Prozess gegen den italienischen Aktivisten Fabio V. berichtet, über den #Akkreditierungsentzug der 32 Journalisten, den Hamburger #Sonderausschuss, die #Razzien und die polizeiliche Öffentlichkeitsfahndung. #freefabio feierte einen Erfolg: Fabio wurde aus der Untersuchungshaft entlassen.
4. #BosbachLeavingThings
Nach dem G20-Gipfel wurde nach der politischen Verantwortung für die
Gewaltexzesse während der Demonstrationen gesucht. Hamburgs regierender
Bürgermeister Olaf Scholz verteidigte die Entscheidung, die Hansestadt
als Tagungsort auszuwählen, mitgetragen zu haben, nachdem ihn Kanzlerin
Angela Merkel gefragt hatte, ob Hamburg infrage käme. Merkel selbst
äußerte sich kaum zu den gewaltvollen Zwischenfällen und auch andere
PolitikerInnen zogen es vor, zu diesem Thema lieber nichts zu sagen. Nur
so ist wohl auch die Besetzung der Talkshow »Maischberger« am 12. Juli
nachzuvollziehen, bei welcher die ehemalige Grünen-Politikerin Jutta
Ditfurth auf den CDU-Politiker Wolfgang Bosbach traf. Letzterer verlor in der hitzigen Debatte die Contenance und verließ die Talkshow vorzeitig.
Der Berliner Autor Shahak Shapira machte einen Screenshot von der Szene
und postete sie bei Twitter unter dem Hashtag #BosbachLeavingThings.
Kurz darauf schnitten hunderte Twitter-NutzerInnen den gehenden
CDU-Politiker und montierten ihn mit Photoshop auf andere Bilder.
#BosbachLeavingThings trendete noch Tage nach der Sendung auf Twitter.
5. #DefendEurope
Aufgrund der zunehmenden Kontrollen an den Außengrenzen Europas
versuchen Geflüchtete seit Anfang 2017 wieder verstärkt über das
Mittelmeer nach Europa einzureisen. Zahlreiche
Nichtregierungsorganisationen wie »Sea Watch« oder »Ärzte ohne Grenzen«
fahren mit Schiffen auf dem Mittelmeer Patrouille und halten nach sich
in Not befindenden Booten Ausschau, um die Menschen vor dem Ertrinken zu
bewahren. Die politische Rechte diskutiert, wie man diese Aktionen
unterbinden könnte. Mitglieder der völkischen »Identitären Bewegung«
gingen im Juli selbst mit einer Crew an Bord der »C-Star«, um
Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zurück in ihre Heimatländer zu bringen.
Die Crew nannte sich »Defend Europe« (Verteidige Europa) und twitterte
unter gleichnamigen Hashtag. Allerdings ging ihr Vorhaben nach hinten
los: Zunächst wurde das Schiff in Zypern von der Polizei festgehalten, der Besitzer wurde in Gewahrsam genommen.
Zu dem Zeitpunkt befanden sich 20 aus Sri Lanka stammende Männer an
Bord, die von der Crew bezahlt worden seien sollen und auf Zypern Asyl
beantragten. Im Oktober ging die »C-Star« in Barcelona vor Anker. Die
katalanischen Behörden hätten dem Boot »aus humanitären Gründen« das
Anlegen erlaubt. Nach ihren Angaben war die Crew des Schiffes mittellos
und befand sich in schlechtem gesundheitlichen Zustand.
6. #SayHerName
Wem sagt der Name Heather Heyer noch etwas? Die 32-jährige Frau war jene, die am 12. August von einem Neonazi
auf einer antifaschistischen Kundgebung in Charlottesville in den USA
überfahren und dadurch ermordet wurde. Zuvor hatte sie gegen einen
Aufmarsch von Rechtsradikalen demonstriert. Während die US-Medien
lediglich von einem 32-jährigen Opfer sprachen, wurde auf Twitter
eingefordert, sie beim Namen zu nennen. Unter dem Hashtag #SayHerName
ging tausendfach ihr Foto durch die sozialen Medien: »Das ist die
32-jährige Heather Heyer, sie wurde umgebracht, während sie gegen
Neo-Nazis in Charlottesville protestierte. Ruhe in Frieden, Heather, und
danke dafür, dass du gegen den Hass gekämpft hast.« Zudem wurden ihre
Mörder konkret als Rechtsradikale benannt, als »Faschisten«, »White
Supremacists«, »Neonazis«, und nicht zuletzt: als »Trump-Unterstützer«.
Lange Zeit hatte Trump es konsequent gemieden, im Zusammenhang mit der
Attacke auf Anti-Nazi-Demonstranten von rechtsradikalem Terror zu
sprechen. Der Hashtag knüpfte übrigens an eine Kampagne gegen
Polizeigewalt an, die 2015 von der Bürgerrechtsorganisation »African
American Policy Forum« gegründet wurde, nachdem die 28-jährige Schwarze
Sandra Bland in Haft gestorben war.
7. #NoTincPor
Die Nachricht des Terror-Anschlages am 17. August in Barcelona wurde
zunächst durch Twitter bekannt. Ein IS-Terrorist war mit einem
Lieferwagen auf dem Boulevard Las Ramblas im Zentrum der katalanischen
Hauptstadt in eine Menschenmenge gefahren. 13 Menschen wurden getötet,
mehr als 120 verletzt. Nur kurze Zeit nach dem Anschlag twitterten
zahlreiche EinwohnerInnen Barcelonas und spanische PolitikerInnen unter
dem Hashtag #NoTincPor (zu Deutsch: Ich habe keine Angst), dass sie sich
vom Terror nicht einschüchtern lassen würden. In den darauffolgenden
Tagen wurde »No tinc por« zu einem der wichtigsten Slogans auf
Solidaritätsdemonstrationen.
8. #COP23, #endegelaende, #endcoal
Während unter dem Hashtag #COP23 eher nachrichtlich über die 23.
UN-Klimakonferenz vom 6. bis 17. November 2017 getwittert wurde,
trendeten zur gleichen Zeit die Hashtags #endegelaende und #endcoal.
Unter diesen Stichworten twitterten KlimaaktivistInnen gegen die
zunehmende Umweltzerstörung und sprachen sich für einen sofortigen
Ausstieg Deutschlands aus der Kohleförderung aus. Einige AktivistInnen besetzten zudem noch vor Beginn der Konferenzen Kohlebagger im rheinischen Tagebaurevier Hambach.
Die Fotos der Aktion wurden von zahlreichen Medien aufgegriffen, um
auch über die Proteste gegen die internationale Klimapolitik zu
berichten. Zudem wurde nach den Protesten gegen das G20-Treffen in
Hamburg erneut darüber gestritten, ob Regelüberschreitungen bei
Demonstrationen gesellschaftlich toleriert werden können. Dem
Klimabündnis »Ende Gelände« gelang es, sein Image als friedliche
Protestbewegung aufrecht zu erhalten.
9. #metoo
Manchmal bündelt ein Tweet nicht einfach Debatten auf Twitter, sondern löst soziale Bewegungen aus.
Wenn die Zeit dafür reif ist, geht ein Tweet plötzlich so richtig rum –
viral nennt sich das. Bestes Beispiel 2017: #metoo. »Wenn du sexuell
belästigt oder angegriffen wurdest, schreib ‚me too‘ als Antwort auf
diesen Tweet«, schrieb die Schauspielerin Alyssa Milano am 15. Oktober
auf Twitter. Innerhalb eines Tages wurde der Hashtag #metoo über eine
halbe Million mal für Berichte über sexuelle Belästigung auf der ganzen
Welt verwendet – und ging rasch auf Facebook über: 4,7 Millionen
Menschen verwendeten dort den Hashtag, innerhalb von 24 Stunden nach
Milanos Tweet. In den folgenden Tagen trendete er in 85 Nationen: Nicht
nur in Europa und den USA, sondern auch in Indien, Pakistan, Israel,
Vietnam und China. In der englischsprachigen Zeitung »China Daily«
beeilte sich ein Kommentator zu versichern, sexuelle Belästigung sei ein
»westliches Problem«. Chinesischen Männern hingegen sei beigebracht
worden, »ihre Frauen gut zu behandeln« - was erneut für eine
Empörungswelle auf Twitter sorgte. Die #metoo-Bewegung sorgte auch für
konkrete Konsequenzen. Im Europäischen Parlament wurde nach mehreren Berichten über sexuelle Belästigung eine Dringlichkeitssitzung einberufen. In Großbritannien traten der Verteidigungsminister Michael Fallon
und Vize-Premier Damian Green nach Vorwürfen zurück, in den USA der
demokratische US-Senator Al Franken. Die Produktionsfirma des
Hollywood-Filmmoguls Harvey Weinstein, aufgrund mehrerer
Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfe Auslöser der Debatte, wurde aus
den Abspännen laufender Produktionen gelöscht. Die Dreharbeiten für die
Netflix-Serie »House of Cards« wurden nach Vorwürfen gegen Kevin Spacey
eingestellt. Innerhalb der Debatte wurde versucht, mit dem Hashtag
#notme einen Gegenpunkt zu setzen: Frauen machten deutlich, dass nicht
alle von Belästigung betroffen sind. Mit #ihave setzten sich Männern
damit auseinander, dass sie schon einmal eine Frau belästigt haben.
Beide Hashtags konnten sich kaum durchsetzen. Erfunden hat #metoo
übrigens die Bürgerrechtlerin Tarana Burke: 2006 gründete sie damit eine
Kampagne gegen die sexuelle Belästigung schwarzer Frauen.
10. #mausgerutscht
Was international Trumps #covfefe ist, ist hierzulande Beatrix von
Strorchs #mausgerutscht. Eigentlich ein alter Hut: Bereits 2016 schrieb
die christliche Fundamentalistin auf Facebook: »Wer das HALT an unserer
Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angriffe
müssen wir uns verteidigen.« Wir erinnern uns: Damit unterstützte von
Storch ihre damalige Partei-Chefin Frauke Petry in der Forderung, bei
illegalen Grenzüberschreitungen notfalls auch zu schießen. Als ein
Facebook-Nutzer daraufhin fragte: »Wollt Ihr etwa Frauen mit Kindern an
der grünen Wiese den Zutritt mit Waffengewalt verhindern?«, antwortete
Beatrix von Storch mit »Ja«. Nach dem daraufhin einsetzenden Shitstorm
verkaufte die AfD-Politikerin dem »Spiegel« folgende Erklärung: Der Post
sei auch ein »technischer Fehler« gewesen, da sie auf ihrer »Maus
ausgerutscht« sei. #Mausgerutscht war das Motto des folgenden Gelächters
der Twitter-Nutzer. Hervorgeholt wurde der Hashtag nun noch einmal, als von Storch sich von einem Tweet ihres Teams distanzierte.
Das hatte nämlich in ihrem Namen getwittert: »Kognitive Dissonanz lässt
sich nicht auf Dauer durchhalten. Je länger Merkel am Ruder der #CDU
bleibt, desto mehr Fleisch werden wir von ihrem Kadaver reißen.«
»Schrotttweet meines Teams«, kommentierte von Storch nach dessen
Löschung auf Twitter. Upsi, schon wieder #mausgerutscht - ganz schön
glitschig bei den Rechten.
11. #BaristaAntifascista
Manche Nachrichten sind schwer nachzuvollziehen, wenn man Twitter so gar
nicht kennt. Ganz klar gehörten dazu die Tweets, die Ende November und
Anfang Dezember 2017 unter dem Hashtag #BaristaAntifascista verbreitet
wurden. Hintergrund war ein Gerichtsverfahren im
mecklenburg-vorpommerschen Güstrow, bei welchem sich der Sänger der
Punkband »Feine Sahne Fischfilet« verantworten musste. Bei einer
Demonstration 2015 hatte er sich schützend vor Flüchtlinge gestellt, die
von Neonazis attackiert wurden. Auf Berufung einer Aussage eines
Polizisten wurde dem Sänger, Jan Gorkow, gewalttätiges Verhalten
vorgeworfen. Vor Gericht widersprach jedoch ein anderer Polizist dieser
Aussage, zudem gab es viele Foto- und Videoaufnahmen, die Gorkow
entlasteten. Der Polizist, der ursprünglich gegen ihn ausgesagt hatte,
verstrickte sich vor Gericht in Widersprüche. Unter anderem sagte er,
die linken hätten »Barista, Barista, Antifascista« gerufen, richtig
heißt der Spruch »Alerta, Alerta, Antifascista« (Antifaschistischer
Alarm).
12. #Aluhut
Seht ihr diese weißen Streifen am Himmel? Die kommen gar nicht von
kondensierenden Flugzeugabgasen! Das sollt ihr nur glauben! Tatsächlich
sind es Chemtrails: Die Flugzeuge sprühen Chemikalien aus, mit denen die
Bevölkerung reguliert werden soll. Darin befinden sich manchmal auch
Nano-Roboter, die wir quasi einatmen und die dann unser Hirn lenken.
Aber keine Sorge, dagegen kann man sich schützen: Mit Alu-Hüten.
Aluminium schützt vor Radiowellen und damit vor dem Einfluss durch böse
Mächte wie die USA. So oder so ähnlich denken einige
Hardcore-VerschwörungstheoretikerInnen – der Begriff #Aluhut ist deshalb
zur gängigen Beschimpfung vermeintlicher VertreterInnen ihrer Art auf
Twitter geworden. Neue Popularität erreichte der Hashtag zum Ende des
Jahres, als der »Neue Rheinische Zeitung«-Blog dem umstrittenen
Medienmacher Ken Jebsen einen Preis verleihen wollte. Aus Protest gegen
die Würdigung Jebsens, dem die Verbreitung von Antisemitismus und Verschwörungstheorien vorgeworfen wird, trugen Demonstranten in Berlin einen Aluhut. Jebsen selbst erschien nach einem Streit mit den Veranstaltern nicht zur Preisverleihung.
13. #Odebrecht
Der Korruptionsskandal des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht
erschüttert Brasilien schon seit Längerem. Der Präsident des
Unternehmens, Marcelo Odebrecht, wurde 2015 festgenommen, weil er
zahlreiche Bestechungsgelder angenommen und Briefkastenfirmen
unterhalten haben soll. Doch erst 2017 wurde das Ausmaß der Affäre
deutlich: In fast allen Staaten Lateinamerikas kooperierten private und
staatliche Unternehmen mit dem korrupten Konzern. Unter dem Hashtag
#Odebrecht wurden zahlreiche PolitikerInnen der Korruption beschuldigt.
Mittlerweile sind viele von Ihnen zu Haftstrafen verurteilt worden,
sicherlich werden aber noch weitere Personen folgen.
14. #PoschardtEvangelium
Twitter ist zu Weihnachten meist langweilig. Keine News, nichts zu
kommentieren – da ist man der Familie ja total ausgeliefert! Manchmal
geschieht es daher, dass sich während einer Twitterflaute eine
Kleinigkeit zu einem Trend aufbläht. So geschah es mit dem Hashtag #PoschardtEvangelium.
Stein des Anstoßes: Der »WeltN24«-Chef Ulf Poschardt beschwerte sich am
ersten Weihnachtsfeiertag darüber, was in den Gotteshäusern zur
Heiligen Nacht gepredigt wird: »Wer soll eigentlich noch freiwillig in
eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen
Abend bei den Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht?« Danijel Majic,
Redakteur der »Frankfurter Rundschau«, schlug vor, für diese Äußerung
den Hashtag #PoschardtEvangelium zu vergeben. Dies war der Startschuss
für einen Shitstorm: Fortan twitterten alle Weihnachtsgelangweilten von
Jakob Augstein über den SPD-Politiker Ralf Stegner bis zum
Grünen-Politiker Jürgen Trittin frohe Botschaften. Etwa diese
poschardtchristliche Weisheit: »Denn vor Gott sind alle Menschen gleich;
außer Ausländer, Frauen, Arme, Homosexuelle und Muslime.« Poschardts
untreue Jünger verständigten sich darauf, dass christliche Werte wie
Nächstenliebe oder Gerechtigkeit am ehesten bei der Grünen Jugend und
den Jusos vertreten sind – und nicht etwa bei der AfD. Das sah der Papst
ähnlich: Er rief zu Heiligabend dazu auf, Nächstenliebe gegenüber
Flüchtlingen zu zeigen.
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