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(S+) Schnittblumen als Statussymbol

Foto: Vera Kandybovich / EyeEm / Getty Images

Sie werden per Post nach Hause geliefert und dort wie Kunst inszeniert, sie locken Massen ins Museum - und gehen doch nach einer Woche kaputt. Auch unsere Autorin kauft sich ständig Sträuße. Welchem Hype ist sie erlegen?


Schon als Studentin hatte ich zum Start ins Wochenende ein Ritual, das ich mir immer leistete, egal, wie wenig Geld ich trotz meiner Nebenjobs hatte. Mein Wochenende beginnt bis heute so: Ich gönne mir einen Blumenstrauß. Jeden Samstag. Er kann schlicht und ohne Gräser daherkommen, nur aus einer Sorte und wenigen Blumen bestehen. Aber frisch muss er sein.


Lange war das mein einziger Luxus. Die früher noch von mir bewunderte Serienfigur Carrie Bradshaw bekannte mal in einer Folge von »Sex and the City«, sich in ihrer ersten Zeit in New York, als sie oft pleite war, lieber die »Vogue« anstatt etwas zu essen gekauft zu haben. Ich verzichtete für meine frischen Blumen schon mal auf frisches Obst. Mit meinem ersten richtigen Job musste ich mich dann endlich nicht mehr entscheiden.

Zehn Jahre später erkenne ich mich in einem Meme wieder, das gerade durch die sozialen Netzwerke geistert. Zu der Zeile »I can buy myself flowers« aus Miley Cyrus' »Flowers« schwenkt die Kamera von der Blumenauslage eines amerikanischen Supermarktes – 40 US-Dollar kostet hier der Strauß – zum Salatregal. Der Kommentar dazu: »Sorry Miley, ich hab's versucht.«


In einer Zeit, in der wirklich alles teurer wird, wäge nicht nur ich wieder ab, ob frische Blumen und Äpfel drin sind. Die Preise für Schnittblumen lagen im Januar 2023 auch hier um 25,8 Prozent höher als im Vorjahr. Blumen sind Luxus.


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