10 abonnements et 11 abonnés
Article

(S+) Nein, das ist nicht nackt. Das ist reine Selbstermächtigung

Foto: Christian Vierig / Getty Images

Klamottenläden verkaufen jetzt transparente Stoffe, die die Haut von Frauen nur minimal verhüllen. Wer die leichten Netze trägt, begibt sich auf die historische Gratwanderung zwischen Entblößung und Selbstermächtigung.


Auf den Laufstegen ist sie zu sehen, auf roten Teppichen und immer öfter auch im Alltag. Sie blitzt unter Spitze und Tüll hervor, wird von Netzstoffen nur zart bedeckt oder durch große Strickmaschen freigelegt: Haut – viel Haut – ist, geht es nach den Designern großer Labels, Stylisten von Stars und nach mutigen Modepionierinnen, in diesem Frühjahr und Sommer allgegenwärtig. Das ist aber nicht etwa besonders knappen Schnitten geschuldet, im Gegenteil: Statt tiefer Ausschnitte und kurzer Säume lassen lange Ärmel, knöchellange Röcke, Rollkragenpullover und hochgeschlossene Blusen tief blicken – dank ihrer Transparenz.

 

(...)

 

Durchscheinende Unterwäsche oder eben auch keine unter einem Hauch von Nichts – das ist doch nichts Neues, mögen nun viele denken. Schließlich entwarf Yves Saint Laurent schon 1966 durchsichtige Blusen, zwei Jahre später sorgte Jane Birkin in einem schwarzen, durchsichtigen Minikleid für Aufsehen. Auch das perlenbesetzte, an Bauch und Beinen transparente Kleid, in dem Cher 1988 den Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegennahm, ist unvergessen. Genauso wie das silbrig schimmernde und komplett durchscheinende Kleid, in dem Kate Moss 1993 bei einer Party in London auftauchte. Darunter: Ein schwarzer Slip und kein BH. Ikonisch sei dieser Auftritt gewesen, waren sich Modemagazine wie ELLE, Marie Claire und Harper’s Bazaar auch Jahre später noch einig.


(...)

Rétablir l'original