Halima Aden ist als kopftuchtragendes Laufstegmodel weltberühmt geworden, hat Cover unzähliger Modemagazine geziert und im Bademodenmagazin „Sports Illustrated" den Burkini - einen Ganzkörperbadeanzug - aufs Titelbild gebracht. „Ein Traum, der wahr geworden ist", twitterte Aden selbst zum Release. Bahnbrechend, titelten die Medien. Eine verhüllte Frau im gefeierten Bademodenmagazin, das ansonsten eher für knapp bekleidete Supermodels auf dem Cover bekannt ist, das gab es noch nie. Und auch danach nie wieder.
Es war ein Traum von Diversity und Inklusion. Er sollte zeigen, dass die Modewelt die Millionen der muslimischen und hijabtragenden Frauen nicht weiter ignorieren wollte. Die „Sports Illustrated" schrieb damals auf ihrer Website, Aden habe gezeigt, dass es einen Platz für zurückhaltend auftretende muslimische Frauen in der Modeindustrie gebe. Denn nun wurden sie repräsentiert. Ihnen wurde ein Gesicht gegeben. Aden wurde zum Liebling der woken Modeszene, nicht nur wegen des Kopftuchs. Denn sie vereint gleich mehrere Minderheiten in sich: Sie ist nicht nur offen praktizierende Muslimin und trägt Kopftuch, sondern ist auch schwarz und als Geflüchtete nach Amerika gekommen. Sie war das scheinbar perfekte Element im modernen, politisch engagierten Selbstverständnis der westlichen Modewelt.
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Im Zeichensystem der Mode mag das eine vom anderen noch schwerer zu unterscheiden sein, als es das ohnehin ist: die Struktur von der Oberfläche, den Schein vom Sein. „Eine Bereitschaft, sich zu verändern, in Rollen zu schlüpfen braucht man“, sagt Pfannkuch. Und sicher hätte Aden wissen können, dass eine Karriere als Model eine eher seltsame Wahl für eine Frau ist, der es darum geht, „sie selbst“ zu bleiben. Oder sich für ein Label entscheiden können, das die religiösen Ansprüche an Bescheidenheit so ernst nimmt wie sie selbst. Aber spielt darum das persönliche Empfinden eines Models gar keine Rolle, gerade wenn es darum geht, dieses als selbstbestimmte Figur zu inszenieren? Auch die Modebranche müsste lernen, besser zuzuhören, nicht nur in Bezug auf die Religion, sagt Pfannkuch. Im Fall von Aden sei offensichtlich eine persönliche Grenze überschritten worden.
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