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Etappensieg bei der Tour de France während der Bachelor-Arbeit

Betreibt den Sport, seit sie 12 Jahre alt ist: Radrennfahrerin Ricarda Bauernfeind studiert an der Technischen Universität München. Foto: Thomas Maheux.

Ricarda Bauernfeind ist 23 Jahre alt und schreibt im Sommer 2023 ihre Bachelorarbeit an der Technischen Universität München (TUM), als sie einen Etappensieg bei der Tour de France erringt. Porträt einer Ausnahmepersönlichkeit.

Es ist der 27. Juli 2023, und Ricarda Bauernfeind hat gerade nach 126 Kilometern die fünfte Etappe der Tour de France von Onet-le-Château nach Albi hinter sich gebracht. Als Erste. Später wird sie einem Reporter sagen, wie unglaublich der Etappensieg sei: „Das kann man jetzt noch gar nicht so beschreiben. Ich werde noch bisschen Zeit brauchen. Aber es ist Hammer."

Ein paar Monate später hat Ricarda Bauernfeind ihre Bachelorarbeit zu Ende geschrieben und belegt nun Module im Master. Sie blickt mit etwas Abstand auf den Tag ihres Sieges zurück. Sie gibt sich bescheiden: „Jede Radsportlerin hat Träume oder Ziele, die sie sich für die gesamte Karriere vornimmt. Mein Ziel war niemals, eine Etappe zu gewinnen." Sie sei schon froh gewesen, sich überhaupt qualifiziert zu haben für die Tour de France.

Ricarda Bauernfeind ist nicht nur Profisportlerin, seit Oktober 2019 studiert sie Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaften und Sport auf Lehramt. 2023 wurde die Spitzenathletin von der Deutschen Sporthilfe zur Sport-Stipendiatin des Jahres gewählt. Wie funktioniert das, Studium und Spitzensport?

Als Zwölfjährige beginnt Ricarda Bauernfeind mit dem Radsport, hat schon in jungen Jahren bemerkenswerte Erfolge. Etwa bei der Deutschen Meisterschaft 2014 oder der Jugend-Olympiade 2015 in Georgien. Es folgen die Junioren-Europa- und Weltmeisterschaften. 2019 beendet sie die Junioren-Klasse, nimmt sich eine Auszeit und beginnt ihr Studium an der TUM. Sie kommt zurück und gehört heute zum Weltspitze. Im Frühjahr war sie in Belgien und den Niederlanden für die „Frühjahrsklassiker", im Mai ging es nach Spanien für die „La Vuelta"-Rundfahrt. Wo deutlich wurde, dass der 23-Jährigen mehrtägige Rundfahrten liegen. Eine wichtige Voraussetzung für die Tour de France im Juli. Danach flog sie nach Schottland für die Weltmeisterschaft.

Das Studium hat sie im Sommer 2023 schon so gut wie beendet, es bleibe „nur noch die Bachelorarbeit". Die schreibt sie zwischen den internationalen Rennen, mit ihrem Betreuer arbeitet sie ausschließlich via Videokonferenz. Dass sie ihr Studium bis zu diesem Zeitpunkt so gut durchziehen konnte, hängt auch damit zusammen, dass sie die allermeisten Lehrveranstaltungen schon besucht hatte, als sie 2022 zu ihrem jetzigen Team „Canyon SRAM Racing" stieß.

Ohne ein gut durchdachtes Zeitmanagement hätte sie die Doppelbelastung aber nicht geschafft. Die 23-Jährige rät: „Um all das zu schaffen, muss man sich seinen Tag genau einteilen." Abgabetermine spreche sie mit ihrem Trainer ab und schreibe die in ihr Trainingstagebuch. „In den drei bis vier Tagen vor einer Prüfung habe ich weniger Training, da gehts dann eher ans Lernen." Und sie achtete darauf, immer im Winter Präsenzmodule zu belegen und im Sommer so viel wie möglich remote zu erledigen.

Die Studentin fährt 90 bis 140 Kilometer Rennrad. Sechsmal die Woche. Drei bis fünf Stunden am Tag. Dabei trainiert sie entweder indoor - oder aber auf ihrer Lieblingsstrecke im Altmühltal, wo sie aufgewachsen ist. Ricarda Bauernfeind ist viel unterwegs und jettet durch ganz Europa. Da ist sie froh, wieder daheim zu sein. „Man hat hier schlichtweg alles: Man kann flach fahren, bergig fahren. Klar, es sind keine Alpenpässe. Aber es ist einfach schön hier."

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