Wenn die Kritikerin über ihr Lieblingsobjekt der Kritik schreibt, dann steckt etwas dahinter: In diesem Fall die Antwort auf die Frage, wie man Facebook als Tool für E-Commerce gut nutzen kann. Bevor es aber um das Buch mit den 7 Siegeln geht, zunächst eine kurze Einführung zur Frage, warum es überhaupt so schwierig ist Social Media in den Kaufprozess zu integrieren.
Facebook ist ein soziales Netzwerk, welches hauptsächlich privat genutzt wird. Tritt ein Unternehmen nun diesem bei, muss es bestimmte Spielregeln beachten, um die potentiellen Kunden nicht zu verprellen. Dazu gehört z.B. das Sich Einfügen in die Umgebung: Unternehmen sollten keinen neuen Absatzkanal befüllen, sondern die Kunden zu Freunden machen.
Genauso wie es auch im wahren Leben ist, funktioniert es auch auf Facebook: Man lernt sich kennen, findet sich nett, hat ähnliche Interessen und daraus erwächst dann eine Freundschaft, die aus Unternehmenssicht Kundenbeziehung heisst.
Eine Freundschaft hat keine WerbeanzeigenIn diesem Umstand begründet liegt jedoch auch das Problem von Unternehmen bei der Nutzung von Facebook: Sie versuchen Kunden durch Werbeanzeigen, Funktionen, die Produktempfehlungen vorgaukeln a la “Deine Freunde mögen xyz”, und diverse andere Möglichkeiten die Kunden einzusammeln.
Bei einer privat genutzten Plattform kann dieses Vorgehen jedoch nicht funktionieren: Inhalte, die bewegen, ein ähnliches Umfeld, in welchem Kunden und Unternehmen aktiv sind, und nicht zuletzt Beiträge aus einer ähnlichen Weltsicht, sind gute Mittel, um Menschen für etwas zu begeistern – nicht zuletzt auch für ein Unternehmen oder eine Marke.
Aufmerksamkeit bekommt, wer gute Ideen hatWenn man diese grundsätzlichen Überlegungen berücksichtigt, so zeigt sich schnell, dass Facebook durchaus für den Prozess der Awareness (= Erregung von Aufmerksamkeit) zu gebrauchen ist. Im Rahmen der Online Customer Journey ist dies der Eintritt in den Kaufprozess, welcher dann von weiteren Faktoren ergänzt und vertieft wird.
Diese Aufmerksamkeit kann man zB in bevorzugten Gruppen der Kundengruppen mit (werbefreien) Inhalten als Meinungsäußerung erregen. Genauso könnte man jedoch auch darauf setzen mit kreativen, abwechslungsreichen und gut durchdachten Inhalten andere Nutzer auf das eigene Angebot aufmerksam zu machen, denn Viralität (= Empfehlung unter Freunden) ist der beste Weg, um mit der eigentlichen Zielgruppe ins Gespräch zu kommen.
Verkaufen auf Facebook funktioniert – wenn man weiß wieJeder Inhaber eines E-Commerce Unternehmens ist daran interessiert zu verkaufen. Häufig wird dies durch das Posten von Angeboten oder dergleichen unterstützt. Ein eleganterer Weg wäre aber zB indirekte Werbung, zB durch die Vorstellung eines Mitarbeiters, der das Produkt trägt, nutzt oder neben sich stehen hat. Dieses Productplacement ist bei Facebook durchaus möglich, wenn man sich vom Gedanken des Absatzkanals löst.
Eine gute Idee hierzu ist zB die Nutzung von so genannten Hashtags, um die eigenen Produkte zu kennzeichnen und die Plattform schnell durchsuchbar zu machen: Open Graph Search ermöglicht es schnell und unkompliziert nach den Worten mit dem # zu suchen.
Ein Produktbranding muss eben nicht immer aufdringlich wie bei einem Marktschreier sein, sondern kennzeichnet sich durch den klugen und gezielten Einsatz unterschiedlicher Marketingmaßnahmen, welche in der Summe den Marketingmix ergeben.
So zeigt sich auch, dass Facebook einen guten Umsatz je Nutzer beinhaltet. Die hohe Verweildauer der Nutzer im Netzwerk als solchem (rund 50 Minuten / Tag) und die beginnende Integration von Facebook Home auf mobilen Endgeräten als Schritt zur Integration der Online- in die Offlinewelt tragen ihren Teil zur Möglichkeit über Facebook Kunden zu akquirieren bei.
Facebook als Türöffner: Weil alle da sindViele Kollegen verbinden mit Social Media Facebook, weil einfach alle dort sind – ihrer Meinung nach. Ich sehe das durchaus etwas differenzierter, weil die Nutzung durchaus unterschiedlich ist: Manche sind einfach nur dabei, andere sind sehr aktiv und wieder andere haben sich inzwischen auf andere Plattformen verlegt.
Trotz allem ist und bleibt Facebook für viele Unternehmen die Eintrittskarte in die Social Media Welt. Ob dies nun gut durchdacht und gerechtfertigt ist, muss ich an dieser Stelle aufgrund der umfangreichen Kritik an diesem Vorgehen aussparen. Tatsächlich muss man einfach zur Kenntnis nehmen, dass viele Unternehmen sehr viel Geld für ihren Auftritt bislang investiert haben und sich deshalb gegenwärtig auch nicht auf andere Plattformen verlagern möchten.
In der Kürze liegt die Würze: Die Pro + Contra ListeDamit nun mehr aber die wichtigsten Punkte noch einmal deutlich gemacht werden können, folgt nachstehend eine Liste mit den wichtigsten Argumenten, welche für bzw. gegen Facebook als Absatzkanal sprechen:
Pro
Direkte Einbindung des Eshops ohne Verlassen der Plattform ist durch das Einfügen eines Reiters auf der Fanpage möglich Einzelne Produkte können aufgrund der unterschiedlichen Medien, die eingebettet werden können, durch Productplacement be-worben werden Produkte können mithilfe einer guten Salesstory über unterschiedliche Medien-formen erlebbar gemacht werden wichtige Inhalte können schnell und problemlos von unterschiedlichen Endgeräten aus geteilt werdenContra
Das Handling ist sehr komplex und zeitaufwendig, wenn man es richtig machen möchte: Aktuell gibt es eine umfangreiche Diskussion über Gewinn-spiele, da immer noch zuviele Aktionen ohne Fachkenntnis stattfinden Die Verweildauer der User ist aufgrund der kom-plexen Nutzung sehr hoch: Die Dauerbeschallung mit unterschiedlichsten Inhalten führt dazu, dass User einzelne Inhalte nur dann wirklich wahrnehmen können, wenn diese wirklich auffallend sind. Die Zielgruppe muss sich nicht zwangsläufig aktiv auf Facebook bewegen: Zwar sind viele Menschen da, aber es gibt immer noch Unterschiede in der Nutzung. Vorbehalte gegenüber Facebook bzgl. der Daten: Man darf nicht vergessen, dass Facebook viele Daten sammelt und muss sehr sorgfältig unterscheiden, ob und in welchem Umfang man dort wirklich aktiv werden möchte. Fazit: Eine Möglichkeit, die man mit Vorsicht geniessen sollteTatsächlich ist Facebook eine von vielen Möglichkeiten, um den Erfolg des E-Commerce anzukurbeln und zu unterstützen. Ob es nun für das eigene Unternehmen passend erscheint, ist eine Frage, welches jedes Unternehmen mit der Klärung der Kernfragen selbst entscheiden muss.
In den kommenden Beiträgen zeigt sich jedoch, dass jeder wählbare Kanal seine eigene Identität hat und man insofern eine gute Abwägung zwischen den Möglichkeiten treffen muss.
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Über die Autorin:
Katharina Antonia Heder betreibt als New Media Managerin die Werbeagentur SocialMedia.ID. Sie begleitet Kunden von der Idee bis zur Umsetzung und hilft dabei strategische Überlegungen zur Implementierung der neuen Medien in Unternehmen zu führen. Ihr Credo dabei: Menschen berühren, Leidenschaften wecken und den Alltag erlebbar machen. Sie twittert unter @SoMediaID.
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