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MDR-Intendant Udo Reiter geht in die Offensive. Nach den Skandalen um Ex-Sportchef Wilfried Mohren und Marco Kirchhof, Herstellungsleiter beim Kinderkanal, die nicht vom Sender aufgedeckt und dann bekannt wurden, ging der Leipziger Sender nun selbst mit der Suspendierung von Udo Foht an die Öffentlichkeit. Der Unterhaltungschef soll Geschäftspartner um Kredite gebeten haben, angeblich um neue Sendeformate zu entwickeln. Foht hat diesen Vorwurf eingeräumt, beteuert aber, sich im Gegensatz zu Mohren und Kirchhof nicht persönlich bereichert zu haben. Sind dies bedauerliche Einzelfälle von Mitarbeitern, die Vertrauen missbraucht haben, wie Reiter behauptet? Möglich wurden sie durch das Outsourcing von elementaren Aufgaben an Tochterfirmen sowie an freie Mitarbeiter und unabhängige Firmen. Es entstand ein System von Abhängigkeiten, das zum Missbrauch geradezu einzuladen scheint. Die Affäre Foht beginnt Ende 2008 mit einer Wette. Überall auf der Welt leben knapp zwanzig Jahre nach dem Mauerfall Ossis, da ist sich Carsten J. W. Weidling sicher. Udo Foht, Unterhaltungschef des MDR und seit Jahren unübersehbarer Förderer des glücklosen Moderators, hält dagegen. Weidling packt die Koffer. Die Hälfte der Reisekosten will der leidenschaftliche Pokerspieler mit Gewinnen bestritten haben. Für den Rest könnte er die Einnahmen aus dem Buch über seinen Vater, die DDR-Moderatorenlegende O. F. Weidling, genutzt haben. Regisseur Leander Haußmann (Sonnenallee) hatte wenige Monate vor Weidlings Aufbruch eine Option auf die Filmrechte erworben. Zusätzlich greift Foht zu einem Trick, um seinen Protegé zu unterstützen. Er bittet Philipp Welte, einst MDR-Pressesprecher und jetzt im Burda-Vorstand, 30.000 Euro auf das Konto der im Mediengeschäft unbekannten Berliner Firma „Just for Fun" zu überweisen, die René Bohacek gehört. Der Immobilienmakler aus der Hauptstadt und Weidling kennen sich aus Schulzeiten und teilen heute die Leidenschaft des Kartenspiels.
Offen ist, ob Weidling die 30.000 Euro von Bohacek tatsächlich erhalten hat. Für Weidling lohnt sich die Reise auf jeden Fall, denn der MDR kauft das Konzept für das Globetrotter-Magazin „Wir sind überall". Ob Weidling oder Bohacek die 30.000 Euro plus 3.000 Euro, Zinsen, die Welte verlangt, aus den Verkaufserlösen zurückgezahlt hat, interessiert inzwischen die Staatsanwaltschaft. Die ermittelt gegen Foht, der von seinem Arbeitgeber wegen des Verdachts der Untreue und des Amtsmissbrauch angezeigt wurde. So soll er offizielles Briefpapier mit dem Logo des Senders privat genutzt haben, um „Dritte zu Zahlungen zu veranlassen".
Inzwischen ist klar, dass Foht seit Herbst 2008 regelmäßig Geschäftspartner bat, Summen zwischen 10.000 und 30.000 Euro an Dritte zu transferieren. Er gibt vor, mit dem Geld neue Sendeformate auf den Bildschirm zu bringen. Auch die Ariane Film borgt ihm 20. 000 Euro. Als die Summe trotz Mahnungen nicht ausgeglichen wird, wenden sich die Geschäftsführer an MDR-Justitiarin Karola Wille. Sie schaltet die Staatsanwaltschaft ein. Acht Wochen später wird Foht vom Dienst suspendiert und erhält Hausverbot.
Nach zahlreichen Berichten in den Medien, dass Intendant Udo Reiter und Fernsehdirektor Wolfgang Vietze seit längerem von Fohts Vorgehen wussten, gesteht Reiter am 17. August in einer Pressemitteilung ein, dass er am 28. September 2009 von einem Produzent informiert wurde, dass Foht ihm Geld schulde. Es könnte sich um jede 10.000 Euro handeln, die ein Berliner Musikproduzent laut „Super Illu" auf Bitten Fohts an eine dritte Firma gezahlt hat. Reiter hat sich an Fernsehdirektor Wolfgang Vietze gewandt, der ihm im Oktober mitteilte, die Angelegenheit sei erledigt. Vietze selbst soll bereits im Februar 2009 von einer weiteren Schuld Fohts erfahren haben. In beiden Fällen wurden die Summen ausgeglichen, von wem, ist offen.
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