Die geplante Traum-Hochzeit in Dreamland - für Prinzessin Tiabeanie ist sie eine einzige Enttäuschung: Das Ehe-Bündnis aus strategischen Gründen vom machtbesessenen Vater arrangiert, der Bräutigam ein dumpfer Volltrottel und die Gäste opportunistische Unterwürfige, die Angst haben ihren Kopf zu verlieren, wenn sie nicht erscheinen.
Sie sagt kurzerhand "Nein!" - der Auserwählte stolpert und spießt sich den Kopf am königlichen Thron auf.
Die heißerwartete Serie "Disenchantment" von Simpson-Schöpfer Matt Groening ist natürlich keine Cinderella-Geschichte. Sondern das genaue Gegenteil. Prinzessin Bean, die Hauptfigur, ist eine burschikose Alkoholikerin, die desillusioniert von einem selbstbestimmten Leben träumt. Ihre beiden Gefährten, ein Hausdämon namens Luci und ein Elf namens Elfo, sind nur zwei von vielen weiteren skurrilen Gestalten in einem Universum, das an die Fantasy-Welt von "Game of Thrones" erinnert.
Meta-Kommentar zum Fantasy-GenreMagier, Zwerge, Riesen und Feen bevölkern dieses ironisch betitelte Dreamland, das von primitiven, machthungrigen Königen regiert und von dämlich-eitlen Prinzen verteidigt wird.
"Disenchantment" schaut sich so wie ein Meta-Kommentar zu all den Fantasy-Serien und -Filmen, die derzeit so angesagt sind. Die Charaktere sind total überzeichnet, gängige Motive wie verbotene Türen oder verwunschene Wälder werden ad absurdum geführt, Klischees überreizt und von den Figuren offen angesprochen.
Man kennt das von Kreativkopf Matt Groening. "Disenchantment" erinnert - auch optisch - mehr an "Futurama" als an "Die Simpsons", nur dass es eben in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft spielt. Das Prinzip ist das gleiche: Nach der Familien-Sitcom-Persiflage "Die Simpsons" und der Science-Fiction-Persiflage "Futurama" jetzt also die Fantasy-Persiflage: "Disentchantment".
Wenig ÜberraschungenLeider bietet die Serie dabei wenig Neues. Das Stilmittel der Überzeichnung nutzt sich schnell ab, wirklich witzig und grotesk wird es meist dann, wenn sich der Mittelalter-Sarkasmus mit aktuellen Bezügen vermischt, zum Beispiel wenn plötzlich eine feministische Räuberbande die Protagonisten überfällt.
Zumindest in den ersten sieben Episoden sind solche Momente aber zu selten. Die Serie leidet dabei auch an zu viel Handlung, die der Komik im Weg steht. Prinzessin Bean und ihre Weggefährten begeben sich - fantasytypisch - auf eine Heldenreise, wie man sie eben von "Herr der Ringe" oder "Game of Thrones" kennt. Die vielen verschiedenen Orte und Figuren sorgen zwar für Abwechslung, aber nicht für Lacher.
So ist Disenchantment zwar unterhaltsam, aber letztlich doch enttäuschend. Von der neuen Comic-Serie aus der Feder eines Matt Groening hätte man sich mehr erwartet.
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