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Kehrt Mitt Romney zurück?: Ziemlich beste Feinde

Joe Bidens Frage kam überraschend. Ob er sich nicht zur Zwischenwahl 2018 aufstellen lassen wolle, fragte der ehemalige Vize-Präsident unter Barack Obamas Ägide den - wohlgemerkt - republikanischen Politiker Mitt Romney bei einer Diskussionsrunde in Utah. Romney trat 2012 bei der Präsidentschaftswahl gegen das Duo Obama/Biden an. Das Publikum, das sich zu dem jährlichen, von Romney initiierten Treffen von Republikanern in einem Ski-Resort in Deer Valley, Utah, eingefunden hatte, spendete Applaus. Und Mitt Romney? Der lächelte nur über den Vorschlag seines Gastredners Biden.

© AP Würde Romneys Kandidatur begrüßen: der ehemalige demokratische Vizepräsident Joe Biden

Lächeln und schweigen - das tat Romney bislang immer, nachdem er in den vergangenen Monaten öfters auf ein mögliches politisches Comeback angesprochen worden war. Er will sich noch nicht festlegen, schließt aber wohl auch nicht aus, als Kandidat für das Senatoren-Amt seines Heimat-Bundesstaats Utah 2018 anzutreten.

Romney als neue Hoffnung der Republikaner

Spekulationen darüber gibt es bereits seit Langem bei den Republikanern. Viele Konservative verbinden mit Romneys Rückkehr vor allem die Hoffnung, dass so zahlreiche Wähler im kommenden Jahr mobilisiert werden könnten - denn die Partei bangt schon jetzt um die Oberhand im Repräsentantenhaus. Viele befürchten, dass ihnen Trumps problembehaftete Präsidentschaft - seine omnipräsenten Skandale, seine dadurch ins Stocken geratene politische Agenda und seine historisch niedrigen Umfragewerte - die Mehrheit kosten könnten.

Deswegen suchen sie schon händeringend nach charismatischen und respektierten Parteimitgliedern, um die zunehmend entmutigten republikanischen Wähler wieder zu motivieren. Lange mussten sie nicht suchen: Mitt Romney, ein millionenschwerer Geschäftsmann, der von 2003 bis 2007 Gouverneur des Bundesstaats Massachusetts war, ist in der Partei hochangesehen, weil er als Verfechter der traditionellen Positionen gilt. Außerdem konnte er durch seine Geschäftsbeziehungen bereits viele Spender für seine Partei mobilisieren.

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Sein Berater Spencer Zwick sagte dem Online-Magazin „Politico", dass er derzeit von Anfragen republikanischer Kandidaten „überschüttet" werde, die Romney darum bitten, ihnen beim Wahlkampf zu helfen. Vergangene Woche erst trat er auf der Benefizveranstaltung des republikanischen Senators Jeff Flake aus Arizona auf, einem aussichtsreichen republikanischen Kandidaten für die Wahlen 2018.

Wie „Politico" berichtet, plant Romney außerdem, einen automatischen Werbeanruf für die Kandidatin Karen Handel aus Georgia einzusprechen. „Romney hat so viele Anfragen von amtierenden Senatoren im letzten Monat bekommen - es fühlt sich fast so an, als sei er wieder Präsidentschaftskandidat", sagt Zwick. „Das hat mich wirklich überrascht."

Vertraute Mitt Romneys sagten, dass er es sichtlich genieße, durch solche Auftritte und das Sammeln von Spendengeldern die Grundlage für einen erfolgreichen Wahlkampf der Republikanischen Partei zu schaffen. Viele Republikaner hoffen, dass es bei diesem Engagement nicht bleiben wird. „Meine Hoffnung ist, dass er eine aktive Rolle, speziell bei der Wahl 2018, spielen wird. Denn ich glaube, dass er gerade jetzt dringend gebraucht wird", sagt Lanhee Chen, ein ehemaliger politischer Berater Romneys. Romney könne zeigen, wie erfolgreiche republikanische Regierungsarbeit aussehen könnte, fügt er hinzu.

Trump dürfte über Romneys Ambitionen besorgt sein

Auch wenn sich Romney öffentlich noch über eine Rückkehr ausschweigt, sagen zahlreiche Vertraute, dass er in privaten Gesprächen „die Tür noch nicht zugeschlagen hätte." Im Gegenteil: Romney habe sich optimistisch gezeigt, dass er nach längerer politischer Abstinenz bald ein Senatoren-Amt übernehmen könne. Wie die „Washington Post" berichtethabe er darüber bereits im April mit dem republikanischen Mehrheitsführer Mitch McConnell gesprochen.

So sehr viele Republikaner aufgeatmet haben und weiter Hoffnung schöpfen, dürfte einer von Romneys Ambitionen beunruhigt sein: Donald Trump.

Denn Mitt Romney gilt als einer der schärfsten Kritiker des amerikanischen Präsidenten. Im Wahlkampf waren beide massiv übereinander hergefallen. So kritisierte Romney Trump als „Betrüger", „unehrlich", „raffgierig", „schikanös" und als „drittklassigen Showman". Er warf Trump vor, dass dieser mit seinen wiederholten verbalen Ausfällen Rassismus, Bigotterie und Frauenhass befeuere. Außerdem mache Trump Muslime und mexikanische Einwanderer zu „Sündenböcken". Seinen Parteikollegen riet er, nicht für Trump zu stimmen. Auch er selbst wolle Trump nicht wählen, sagte er in einem CNN-Interview noch im vergangenen Juni. Trump konterte und nannte Romney unter anderem einen „Versager". Außerdem laufe er „wie ein Pinguin".

Nach Trumps überraschendem Wahlsieg schienen sich die beiden dann zunächst anzunähern. Romney wurde sogar einer von Trumps Kandidaten für den Posten des Außenministers. Nach einem gemeinsamen Abendessen im November des vergangenen Jahres sagte Romney, sichtlich angetan, er habe „zunehmend Hoffnung", dass Trump derjenige sei, der das Land in eine „bessere Zukunft" führen könne. Trump dachte wohl daran mit Politikern wie Romney den gemäßigten Flügel der Republikaner zu besänftigen, nachdem er andere Kabinettsposten bereits mit erzkonservativen Hardlinern besetzt hatte.

© AFP Die Harmonie währte nur kurz: Mitt Romney und Donald Trump bei einem Abendessen in New York

Außerdem lobte Mitt Romney vor Reportern Trumps Wahlkampagne. Es sei „nicht einfach zu gewinnen", sagte Romney damals. Er wisse das, denn er sei beim Versuch, ins Weiße Haus einzuziehen, gescheitert. Trump habe den Wähler eine Vision geboten, die das amerikanische Volk in sehr starker Weise angesprochen habe. Das Abendessen in New York bezeichnete Romney als „wunderbar", die Diskussionen mit Trump seien „erhellend" und „interessant" gewesen. „Ich habe sie sehr, sehr genossen." Opportunismus in der Erwartung, als Außenminister nominiert zu werden?

Dann aber überwarf sich Romney abermals mit Trump - bei der Syrien-Frage, schreibt „Politico". Romney sagte in einem Interview, dass ihm bald klar geworden sei: Die zahlreichen Differenzen zwischen ihm und dem Präsidenten würden es erschweren, mit Trump erfolgreich zusammenzuarbeiten.

Letztlich entschied sich Donald Trump dann auch für Rex Tillerson als Außenminister. Wahrscheinlich hat auch der Druck seiner Berater, sich gegen seinen Erzrivalen aus dem Wahlkampf auszusprechen, eine Rolle gespielt. Vor allem Trumps engste Beraterin Kellyanne Conway wollte einen Außenminister Romney um jeden Preis verhindern.

„Es gab die 'Niemals Trump'-Bewegung - und es gab Gouverneur Mitt Romney. Er hat alles getan, um Donald Trump zu schaden", sagte Conway einst in der ABC-Sendung „This Week". In einem weiteren Interview fügte sie hinzu: „Wir wissen ja nicht einmal, ob Mitt Romney für Donald Trump gestimmt hat. Ein Jahr lang waren er und seine Berater nichts als scheußlich gegenüber Donald Trump."

Romney im Senat könnte für Trump unbequem werden

Nach der gescheiterten Nominierung zog sich Mitt Romney erst einmal ins Private zurück und schwieg zu Trump. Erst am vergangenen Freitag kritisierte er den amerikanischen Präsidenten - wenn auch nicht mehr so harsch wie einst, sondern eher zurückhaltend: Er betonte, dass er in vielen wesentlichen politischen Fragen mit Trump einer Meinung sei. Auf dem Republikaner-Treffen in Deep Valley äußerte er aber auch Bedenken über Trumps außenpolitische Doktrin „America first"und betonte, dass Amerika seine humanitären Verpflichtungen im Ausland nicht ignorieren dürfe.

Sollte nun Mitt Romney tatsächlich für Utah in den Senat einziehen, muss sich Trump wohl auf einiges gefasst machen. Denn anders als andere Republikaner muss Romney seine oppositionelle Haltung gegenüber Trump nicht zügeln. Mit Utah hat er nämlich einen Bundesstaat im Rücken, der genauso Anti-Trump wie Pro-Romney eingestellt ist. Dortige Umfragen zeigen, dass sein Beliebtheitswert bei gerade einmal 19 Prozent liegt - 71 Prozent distanzieren sich von dem Präsidenten. Vor allem unter den Mormonen, die 62 Prozent der Bevölkerung Utahs ausmachen, ist er sehr unbeliebt.

Die erzkonservative christliche Glaubensgemeinschaft, die traditionell eigentlich republikanisch wählt, wirft Trump vor, gar kein richtiger Konservativer zu sein. Seine sexistischen Kommentare, sein vulgäres Auftreten im Wahlkampf und die ihm vorgeworfenen sexuellen Übergriffe haben die sehr prüden Mormonen abgeschreckt. Auch Mitt Romney ist Mormone.

Die „Washington Post" schreibt, Romney mache seine Kandidatur davon abhängig, ob der amtierende Senator von Utah, Orrin Hatch, der den Bundesstaat seit 1976 im Senat repräsentiert, auf eine abermalige Kandidatur verzichte. In einem Interview mit der Tageszeitung „Salt Lake Tribune" sagte der dienstälteste amerikanische Senator vor fünf Jahren noch, d ass er keine 8. Kandidatur mehr anstrebe. Donald Trump versuchte aber bereits mit Nachdruck, Hatch für eine weitere Amtszeit zu erwärmen, wie der Politiker aus Utah CNN sagte. Nun sei Hatch wieder unschlüssig. „Wenn ich nicht antrete, dann würde ich es begrüßen, wenn Romney nachfolgen würde." Er sei „perfekt" für das Amt, sagte der 83 Jahre alte Senator dem „National Journal".

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