Brutal zwischen zwei Autos zerquetscht und anschließend angezündet, um Spuren zu verwischen - die Leiche des ermordeten Bodybuilders Tarim Kosic bietet keinen schönen Anblick für die Hauptkommissare Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe). Doch Tarim bleibt nicht der einzige Tote des Falls: Sein Trainingspartner Daniel stirbt wenig später überraschend auf dem Präsidium, während er von Kopper verhört werden soll.
Obwohl der Verhörte nach einem Arzt verlangte, hat Kopper diese Bitte nicht ernstgenommen. Dem psychisch ohnehin etwas labil wirkenden Kommissar wird dadurch noch mehr zugesetzt, und auch die Beziehung zwischen ihm und Kollegin sowie Expartnerin Odenthal ist, nachdem sie sich erst kürzlich getrennt hatten, mehr als angespannt. Zusätzlich sorgt die noch immer nicht recht ins Ludwigshafener Team integrierte Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter) durch ihre überhebliche, aneckende Art für reichlich Konfliktpotential während der Ermittlungen.
Dennoch führt die Suche nach Tarims Mörder Odenthal & Co zügig auf die entscheidende Spur: Das Opfer war einige Wochen zuvor selbst zusammen mit seinem Trainingspartner Daniel der Täter in einem Vergewaltigungsfall. Damals wurde Balletttänzerin Marie Rainders (Elisa Afie) missbraucht und so schwer verletzt, dass sie seitdem im Koma liegt. Die Heilungschancen schwinden mit jedem Tag.
Sowohl ihre Mutter Birte (Sandra Nedeleff), als auch Maries beste Freundin Evelyn Zoller (Lilli Fichtner) hoffen verzweifelt auf ein Wunder. Sehr bald drängt sich dem Zuschauer die Frage auf, ob die zwei Frauen aus Rache zu Mörderinnen geworden sein könnten.
Schließlich treffen die drei Fahnder im Zuge ihrer Arbeit auf Maries Freund, den Rapper Yago Torres (Matthias Weidenhöfer), dem zumindest auf den ersten Blick ein derart gewaltsamer Mord aus Rache ebenfalls zuzutrauen wäre.
Auf der Jagd nach Tarims und auch Daniels Mörder stolpern die Ludwigshafener jedoch nicht nur über mehrere rachsüchtige Verdächtige, sondern leider auch über recht viele Klischees: mit Anabolika dealende und großflächig tätowierte Bodybuilder, übertrieben dümmlich wirkende Blondinen an der Fitnessstudiorezeption, und auch der Gangster-Rapper Yago Torres entspricht, wie man es aus vielen Filmen kennt, ganz dem Typ „Harte Schale, weicher Kern". Dafür sind dank dem „Tatort"-erfahrenen Drehbuchautor Jürgen Werner die Dialoge sehr authentisch geraten.
Besonders innerhalb der Konstellation Odenthal-Kopper-Stern kommt es zu dem ein oder anderen Wortgefecht, was der teilweise etwas schleppenden Handlung den nötigen Antrieb gibt. Erst gegen Ende überrascht der Ludwigshafener „Tatort" noch einmal: Es wird ungewöhnlich emotional, und nicht nur Lena Odenthal, auch der Zuschauer, wird vor der anonymen Kulisse einer Intensivstation mit dem Einzelschicksal von Mutter und Tochter konfrontiert - mitsamt der äußerst schwierigen Entscheidung, einem eventuellen Abbruch von lebenserhaltenden Maßnahmen zuzustimmen. Ein Thema, das dank der bewegenden Inszenierung von Regisseur Roland Suso Richter auch über den eigentlichen Kriminalfall hinaus zum Nachdenken anregt. Mit ein Grund dafür, dass dieser Ludwigshafener „Tatort" länger in Erinnerung bleibt als viele seiner Vorgänger.
„Tatort: Du gehörst mir". 14. Februar, ARD, 20.15 Uhr