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Rassismusopfer bei Arminias nächstem Gegner - Neue Westfälische

Ingolstadt/Köln. Danny da Costa ist in Neuss am Rhein geboren, er ist in Deutschland aufgewachsen und spielt für die deutsche U-21-Nationalmannschaft. Am Sonntag zählte das für einige 1860-München-Fans, die der Profi des Zweitligisten FC Ingolstadt wütend "Vollidioten" und "Schwachmaten" nennt, nicht. Sie beleidigten den dunkelhäutigen Sohn eines Angolaners und einer Kongolesin rassistisch.


"Mehrere Leute meinten, bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie ,Nigger oder ,Schwarzes Schwein in meine Richtung rufen zu müssen. Immer, wenn der Ball in meine Nähe kam, gab es Affenlaute. Das war ein Scheißgefühl", sagte der 20-Jährige und war entsetzt. "Vor Kurzem habe ich noch für die U 21 auf dem Platz gestanden und die deutsche Nationalhymne gesungen - und muss mich jetzt aufs Übelste beschimpfen lassen."

Auch da Costas Kollege Ramazan Özcan soll beleidigt worden sein. "Wir dürfen diesen Leuten einfach keine Plattform geben", zitierte die Süddeutsche Zeitung den Österreicher mit türkischen Wurzeln.Am Freitag empfängt Ingolstadt Arminia Bielefeld (18.30 Uhr).

Unter den Bielefelder Fans sei Rassismus "kein Thema", so Arminen-Fanbeauftragter Christian Venghaus. "In unserer Mannschaft sind seit den 90er-Jahren verschiedene Nationalitäten vertreten - wir sind völlig offen." Arminias Sprecher Tim Placke erinnert sich an einen Vorfall in der Saison 2011/12, bei dem der damalige, dunkelhäutige Arminen-Stürmer Eric Agyemang aus Ghana beim FC Rot-Weiss-Erfurt von "vier gegnerischen Fans" beleidigt wurde. Placke saß auf der Tribüne zufällig daneben. "Ich glaube aber nicht, dass Eric das damals gehört hat." Agyemang brachte die Bielefelder in Führung, das Spiel endete 1:1. In einer Stellungnahme beklagte der Arminia Supporters Club später, dass es "während und nach dem Spiel auf der Haupttribüne zu Beleidigungen und Drohungen kam". Mit Erfurt wurde gesprochen. "Danach und aktuell sind mir keine Vorfälle bekannt", sagt Placke.

Ingolstadts-Trainer Marco Kurz nannte die aktuellen Vorfälle "Wahnsinn" und sagte: "Das hat hier nichts zu suchen. Da müssen die Antennen hoch gehen. Wir kennen die Zustände in Südeuropa, da ist es bedenklich, wenn so was passiert." So muss Lazio Rom, Klub von Nationalspieler Miroslav Klose, nach einem erneuten Rassismus-Vorfall beim 0:4 am Sonntagabend gegen Juventus Turin beim nächsten Heimspiel ohne seinen Fan-Block auskommen.

Auch in München sind die Antennen hochgegangen. Der Ordnungsdienst machte einen Tatverdächtigen dingfest, 1860 zeigte ihn an. Ein Stadionverbot soll folgen. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt. Schiedsrichter Florian Meyer war erst von da Costa auf die Beleidigungen aufmerksam gemacht worden und nahm den Vorfall in den Spielbericht auf. Außerdem hatte er eine Stadiondurchsage veranlasst. Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer entschuldigte sich: "Bei diesem Thema haben wir null Toleranz."

Da Costa sieht aber kein generelles Rassismusproblem. "Ich glaube, das war ein Einzelfall." In Deutschland habe man das eigentlich gut im Griff. "Aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen." Da Costas Mitspieler Ralph Gunesch hatte den Vorfall bei Facebook öffentlich gemacht und geschrieben: "Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!!" Für Arminias Fanbeauftragten Venghaus ist diese Äußerung "unterstützenswert".  
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