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Vernetzung im Stadtteil: Miteinander statt nebeneinander

Mehr als 32.000 allgemeinbildende Schulen gibt es in Deutschland. In ihren Gebäuden wird vormittags geschrieben, gerechnet und experimentiert. Nachmittags und abends nutzen Sportvereine, Musik- und Volkshochschulen die Gebäude. Oft findet auch die ergänzende Betreuung in Schulräumen statt. Aber viele Räume in Schulen werden nach Unterrichtsschluss überhaupt nicht genutzt.

Nicht nur angesichts knapper Flächen in Städten und Kommunen wäre eine effizientere Nutzung sinnvoll. Schulen, Vereine und lokale Initiativen können auch inhaltlich voneinander profitieren, indem sie räumlich enger zusammenrücken. Doch wie muss eine Schule für unterschiedliche Nutzungen gebaut sein, die eventuell sogar zeitgleich stattfinden?

Mit dem Projekt B3 - Betreuungs-, Bildungs- und Bürgerhaus entstanden 2017 im neuen Heidelberger Stadtteil Bahnstadt Kindertagesstätte, Ganztagsgrundschule und ein Bürgerzentrum unter einem Dach. Eigentlich waren dafür mehrere Baufelder vorgesehen. „Doch im Laufe der Planung zeigte sich, dass alle drei Funktionen auf einem untergebracht werden mussten", sagt Stephan Brühl, Leiter des Amts für Schule und Bildung der Stadt Heidelberg.

Geschützter Spielplatz für die Kleinen, Fußballplatz für die Großen

Das Stuttgarter Büro Datscha Architekten gestaltete das Gebäude so, dass Schule, Kita, Bürgerzentrum und eine Sporthalle in miteinander verbundenen Gebäudeteilen untergebracht sind. Durch große Fenster fällt viel Tageslicht in die Klassenräume. Alle Kitaräume haben einen Zugang zum Innenhof mit einem geschützten Spielplatz, während die Größeren auf dem Fußballplatz auf dem Dach der Kantine kicken können.

Nach 17 und bis 20 Uhr sowie an den Wochenenden ist der separate Schulhof wie alle Schulhöfe in Heidelberg auch ein öffentlicher Kinderspielplatz. Um das zu ermöglichen, trägt das Landschaftsamt die Aufgabe der Wartung und Begutachtung. Die Schulhöfe unterliegen dann der Spielplatzordnung der Stadt Heidelberg. Von der Architektenkammer Baden-Württemberg wurde das Gebäude 2017 mit dem Titel „Beispielhaftes Bauen" ausgezeichnet.

Doch die drei Hauptnutzer Kita, Schule und Bürgerzentrum sind in diesem „Bildungshaus" nicht nur baulich miteinander verbunden - besonders Kindertagesstätte und Schule arbeiten eng zusammen, um den Kindern einen sanften Übergang zu ermöglichen.

Zusammenarbeit nachhaltig zu etablieren, ist eine Herausforderung

So gab es zeitweise mit dem „Ki-Schu"-Club (Kindergarten- und Schul-Club) eine gemeinsame AG, in der sich ältere und jüngere Kinder gegenseitig unterstützen sollten. „Dies geschah dann in gemeinsamen Spielaktionen in beiden Häusern, in Stadtteilbegehungen, gemeinsamen Ausflügen, einem Kinonachmittag und einem gemeinsam erstellten Puppentheater, das wir an einem Bürgerfest im Stadtteil auch aufgeführt haben", berichtet Schulleiterin Melanie Kronz. Doch mit dem Wechsel der Kitaleitung und dem Vorstand des Stadtteilvereins aus dem Bürgerhaus schliefen diese Aktionen ein. Die Zusammenarbeit im B³ sei auch eine Frage der „Köpfe" hinter den Gebäuden, sagt Melanie Kronz. Aber sie betont auch: „Meine Vision war und ist es immer noch, die begonnenen gemeinsamen Projekte weiterzuführen."

Stephan Brühl gibt außerdem zu bedenken: „Da es sich um komplett neue Einrichtungen handelt, müssen sie in den Anfangsjahren aber auch viel Energie in den Aufbau der eigenen Strukturen stecken." Allein die Grundschule wuchs in den vergangenen Jahren von zwei auf jetzt 13 Klassen. Stephan Brühl sieht viel Potenzial, dass die Zusammenarbeit in Zukunft noch enger wird.

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