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Aufwachen in den Wipfeln

Raus ins Grüne, am liebsten ins eigene Sommerhaus. Fast wie ein biologischer Impuls bringt der Frühling die Lust auf Natur mit sich, und selbst eingeschworene Städter geraten ins Grübeln, wie sich der Traum vom Häuschen im Grünen verwirklichen lässt.

Mit einem Grundstück in Brandenburg begann er für die Berliner Architekten des Sommerhauses „Piu". Sie hatten zum Übernachten erst einen alten Bauwagen ausgebaut. Um mehr Zeit auf dem Land verbringen zu können, entwickelten sie die ganzjährig bewohnbare Sommerhaus-„Piu"-Serie in Fertigbauweise. Viel Licht, effiziente Grundrisse und die hochgedämmte Holzkonstruktion zeichnen die Häuser aus. Die Glasfassade bietet einen unmittelbaren Bezug zur Landschaft. Ein Prototyp steht in der Nähe von Himmelpfort und kann auf Anfrage besichtigt werden.

Mit seinen 40 bis 120 Quadratmetern Wohnfläche ist „Piu" zwar für Grundstücke in und außerhalb der Stadt mit entsprechender Baugenehmigung geeignet, nicht aber für einen Schrebergarten im Sinne des Bundeskleingartengesetzes. Die Kleingärten, die drei Prozent der gesamten Berliner Stadtfläche einnehmen und die Stadt damit zum Spitzenreiter unter vergleichbaren Großstädten machen, sind demnach ausdrücklich zur „nichterwerbsmäßigen (...) Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf" und zur Erholung gedacht. Entsprechend spartanisch sehen die Behausungen aus: Lauben dürfen maximal 24 Quadratmeter einschließlich überdachter Terrasse groß sein und nicht als dauerhafter Wohnsitz dienen.

Geräumiges Baumhaus satt Gartenlaube

Ästhetische Anforderungen an die „Datsche" gibt es nach Wissen des Landesverbands Berlin der Gartenfreunde nicht, es sei denn, ein privater Eigentümer schreibe diese vor. In Berlin befinden sich jedoch die meisten Kleingartenanlagen in öffentlicher Hand. Dennoch: Wer seine Laube gegen ein geräumiges Baumhaus eintauschen möchte, der hätte wahrscheinlich schlechte Karten und sollte vorher auf jeden Fall klären, ob sich das mit seinem Pachtvertrag für den Kleingarten vereinbaren lässt.

Andreas Wenning baut mit seiner Firma Baumraum nicht nur Baumhäuser, er schreibt auch darüber. Sein Buch „Baumhäuser - Neue Architektur in den Bäumen" erschien gerade in dritter Auflage bei Dom Publishers. Zu seinen Projekten zählen aber auch Baumhaushotels oder -anlagen wie „The Urban Treehouse" nahe der Krumme Lanke.

Einfachste Variante ist ab 15 000 Euro zu haben

In Bassum bei Bremen nahm die Erfolgsstory ihren Anfang. Dort baute Wenning 2003 sein erstes Baumhaus. Es folgte ein weiteres auf einem Bauernhof. Noch im gleichen Jahr gründete der Architekt Baumraum. „Ein Baumhaus ist dem Erdboden entrückt, man erlebt die Natur und den Baum sehr intensiv", schwärmt Wenning. „Ein Baumhaus ist eher ein kleiner intimer Rückzugsort, in dem man träumen und spielen kann".

Um den Baum durch den Hausbau nicht zu verletzten, wird er besonders geschützt und Baumgutachter hinzugezogen. Mit der Bretterbude aus Kindheitstagen haben die professionell gefertigten Baumhäuser von Andreas Wenning wenig zu tun, auch preislich nicht: Sie kosten in der einfachsten Variante ab 15 000 Euro. Wennings bisher größtes Haus mit 50 Quadratmetern kostete 160 000 Euro. Drei bis zwölf Monate dauert es von der ersten Planung bis zur Fertigstellung eines Baumhauses.

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