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Autogramm Ducati Diavel: Der Teufel trägt Karbon - SPIEGEL ONLINE

162 PS, verteilt auf nur 234 Kilogramm: Die Ducati Diavel trägt zu Recht den Teufel im Namen. Mit dem neuen Modell haben die Italiener gleich zwei Fahrzeuge in einem gebaut.


Der erste Eindruck: Was für einMuskelprotz. Selbst in luxusverwöhnten Städten wie Monte Carlo sorgt die Ducati Diavel Carbon für Aufsehen.


Das sagt der Hersteller: "Die Diavel haben wir für Leute gebaut, die gerne auffallen. Alles an dem Motorrad ist ein Statement, eine klare und mutige Ansage: das Design, der Motor, der Sound", sagt Paul Ventura, Projektmanager bei der Audi-Tochter aus Bologna.

Ducati hat die Diavel vor drei Jahren eingeführt; für den Hersteller war das Fahrzeug eine radikale Neuerung. 


Unter den Hardcore-Fans der Marke wurde die Erweiterung des Modellportfolios heiß diskutiert: Darf Ducati - die Musterschmiede für Sport- und Supersportmodelle - überhaupt einen Cruiser bauen, ohne sein Rennsporterbe zu verraten?


Die Antwort haben inzwischen die Käufer gegeben: Für den Hersteller ist die Diavel, die zunächst für den amerikanischen Markt konzipiert war, weltweit ein kommerzieller Erfolg. Seit Einführung wurden über 20.000 Exemplare verkauft, Tendenz steigend. Mit der behutsamen Modellpflege soll die Diavel jetzt für die nächsten Jahre fit gemacht werden.


Das ist uns aufgefallen: Ducati hat mit der neuen Diavel zwei Fahrzeuge in einem gebaut. Da ist zum einen der langgestreckte und feiste Muskel-Cruiser mit endlosem Radstand, gekürztem Auspuff, herzerfrischendem Blick auf die filigrane Schmiedefelge, dem monströsen 240er Hinterreifen und den dicken Backen. 


Im Herzen ist die Maschine aber Extremsportler geblieben: Im Gitterrohrrahmen hängt Ducatis teuflisches Aggregat, der Testastretta-11°-DS-V-Motor mit 1198 Kubik, der auch bei Superbikes zum Einsatz kommt. Er ist für die Diavel domestiziert worden, bringt aber immer noch 162 PS Leistung bei 9250/min und ein maximales Drehmoment von 130,5 Nm bei 8000/min an das Hinterrad.


Die Sitzbank ist beim neuen Modell noch breiter; die Sitzhöhe liegt bei 770 Millimeter. Die Sitzhaltung ist angenehm; der Tank allerdings lässt durch schiere Länge und Breite den Lenker wie einen Stummel wirken und kleinwüchsige Fahrer schnell verzweifeln. Gas nimmt die Diavel - wie inzwischen die meisten Premiumfahrzeuge - elektronisch durch Ride-by-Wire an.


Schon knapp über 2500 Umdrehungen - egal in welchem Gang - schieben die Teufelin so massiv und druckvoll vorwärts, dass die hauseigene und individuell konfigurierbare Traktionskontrolle DTC Sicherheit schenkt. Selbst im Fahrmodus "Urban", in dem die Kraft auf hundert PS abgeregelt wird und der sich vorzüglich zum entspannten Mitschwimmen eignet, ist noch genug Schmackes für schnelles Überholen vorhanden.


Im Fahrmodus "Sport", der exzessiven Einstellung, sind die vollen 162 Pferdestärken allerdings so gefährlich wie eine ungesicherte Waffe - der Testastretta-Motor haut seine Power so brutal und unvermittelt raus, dass die endlos lange und 234 Kilo schwere Fuhre auf Anfrage Wheelies zieht.


Der Nachteil dabei: Kanonenkugeln, einmal abgefeuert, fliegen ungern um die Ecke. Die Diavel mit ihrer 50er Upside-Down-Gabel und dem geschickt unter der Einarmschwinge versteckten Federbein ist perfekt abgestimmt. Dennoch hat sie - typisch Langcruiser - die Tendenz, sich in engen Kurven aufzustellen, und muss aktiv um die Ecke gezwungen werden. Wer allerdings weiß, wie er die Zügel straff hält, kann sich auf einen lustvollen Ausritt freuen.


Das muss man wissen: Ducati hat sich erst vor wenigen Jahren mit einem Langstrecken-Diavel-Modell versucht, mit Packtaschen und Rückenstütze für die Sozia - wenig erfolgreich. Die Diavel ist und bleibt ein Showbike für den schnellen Ausflug ins Lieblingsrevier und die Fahrt in die Stadt.


Für die Standardversion, die sich bereits in den vergangenen Jahren schwächer verkauft hat, ruft Ducati stattliche 17.490 Euro auf. Die Carbon-Ausführung mit den geschmiedeten Marchesini-Felgen kostet ab Werk 20.990 Euro - doch das ist nur der Anfang. Bedient man sich im ausführlichen Zubehörkatalog, tendiert der Preis der Highend-Diavel schnell gegen 30.000 Euro.


Das werden wir nicht vergessen: Wer bei der Diavel nur auf die Machomaße achtet, verliert leicht die überragende Elektronik aus den Augen. Das Ducati Safety Pack mit ABS und Traktionskontrolle ist mit das beste, was der Markt derzeit hergibt.




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