Das Faltrad galt lange als reines Freizeit-Accessoire. Mittlerweile entdecken es aber immer mehr Menschen als vollwertiges Verkehrsmittel. Unser Autor ist einer von ihnen. Über die Geschichte bis hin zu Kauftipps.
Und dann, kurz hinter Greding, lässt der Nieselregen nach. Der Radweg, der gerade noch der vergnügt plätschernden Schwarzach folgte, ist zum Asphaltband geworden, das silbergrau glänzend in der Sonne liegt. Eine ehemalige Bahntrasse, die sanft mal an-, mal absteigt und auf der man rasch an Geschwindigkeit gewinnt.
Die erste Lehre dieser Fahrt: Die kleinen 16-Zoll-Laufräder laufen erstaunlich stabil, während ich durch das üppige Frühjahrsgrün der fränkischen Provinz radle. Ich schalte hoch, trete noch einmal in die Pedale: 32,9 km/h Höchstgeschwindigkeit meldet die App später, dazu: Gesamtstrecke 21,94 Kilometer, Durchschnittsgeschwindigkeit 18 km/h. Es ist die erste Überlandfahrt mit meinem neuen, hummelgelben Faltrad: ein Brompton C Line Explore Black. Sechs Gänge, Kostenpunkt: 1700 Euro.
Unser Familienhaus liegt in einem kleinen Dorf in Mittelfranken. Die dieser Tage viel beschworene Verkehrswende hat die Region noch nicht erreicht. Hier hält zweimal am Tag der Schulbus. Ohne Auto kommt man nicht weit. Denn die nächsten Regionalbahnhöfe, von denen aus man zu Bahnhöfen mit ICE-Halt fahren kann, sind 15 und 21 Kilometer entfernt.
Mit dem Fahrrad sind diese Distanzen leicht zu bewältigen. Eigentlich. Denn wer schon einmal ein Rad im Fernverkehr der Deutschen Bahn dabei hatte, weiß: So einfach ist es nicht. Die raren Fahrradplätze müssen vorab gebucht werden, ändert sich etwas an der anvisierten Verbindung, schaut man meist in die Röhre.
Genau hier kommt das Faltrad ins Spiel. Es ist das perfekte Bindeglied. Chauffiert einen zuverlässig zum Abreisebahnhof. Ist am Bahnsteig des Endziels sofort abfahrbereit. Und: Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Rad braucht es weder einen Extrafahrschein noch eine Platzreservierung.
Die Geschichte des Faltrads ist beinahe so alt wie die des herkömmlichen Rads. Schon 1878 lässt der Brite William Grout ein auseinandernehmbares Hochrad patentieren, das sich in einer dreieckigen Schachtel transportieren lässt. Zehn Jahre später entwickelt ein gewisser Emmit G. Latta ein erstes Modell, das sich in der Mitte zusammenklappen lässt. 1896 wird mit dem Faun das erste Klapprad entwickelt, dem eine lose Verwandtschaft zu heutigen Modellen anzusehen ist. Ab dem Ersten Weltkrieg kommt das Faltrad auch beim Militär zum Einsatz; etwa angeschnallt auf dem Rücken von Fallschirmjägern.
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