Seattle an einem milden Frühlingsnachmittag. Charity Drewery lenkt ihren schwarzen Dodge-Minivan mit etwas zu viel Schwung in die Sackgasse neben das Museum für Popkultur. Sie springt aus dem Wagen, scherzt ein wenig und mahnt zur Eile. Wir steigen ein, es geht raus auf die 5th Avenue North, Vollgas.
Drewery schließt ihr iPhone an das Autoradio an, ein Song von Pearl Jam dröhnt aus den Boxen. Das Kabel hat einen Wackelkontakt, kleine Störgeräusche zerschießen die Gitarrenakkorde der legendären Band aus Seattle.
Charity wippt trotzdem mit, souverän lenkt sie den Wagen Richtung Downtown. Sie ist eigenartig alterslos, trägt das blonde Haar mittellang. „Stalking Seattle" nennt sie ihre Tour. An sieben Wochentagen fährt sie für 65 Dollar pro Person eine, manchmal zwei Kleingruppen quer durch die Stadt.
Sie zeigt jene Orte, die für die Grunge-Kultur Bedeutung hatten. Grunge, das ist der Sound, mit dem die Stadt im Nordwesten der USA Anfang der 90er Jahre schlagartig berühmt wurde. Die größten Helden der Szene waren Bands wie Nirvana, Pearl Jam und Soundgarden. Die Nachfrage nach Charitys Stadtrundfahrt ist groß, vor allem dieses Jahr, ein Vierteljahrhundert nach dem Freitod von Nirvana-Frontmann Kurt Cobain.
Weiterlesen: