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Titus Dittmann: Der Skateboard-Papst

Titus Dittmann hat in seinem Leben wenig ausgelassen. Der 63-Jährige gilt als Vater der deutschen Skateboard-Szene. Ende der 70er holte er den Trendsport aus den USA nach Deutschland und veranstaltete 1988 in der Halle Münsterland ein Skateboard-Turnier, das ein Jahr später zur ersten offiziellen Weltmeisterschaft ernannt wurde.

Das Deutsche Sport- und Olympiamuseum in Köln zeigte nun den Film „Brett vorm Kopp" über Titus Dittmann. Es war eine einmalige Sondervorstellung, doch Titus Dittmann verhandelt darüber, den Film ins Fernsehen zu bringen. Die Berliner Filmemacher Monica Nancy Wick und Ali Eckert haben eine beeindruckende Biografie in 90 Minuten gepackt. Herausgekommen ist ein Film, der Lust macht, sich zu bewegen und Neues auszuprobieren. So wie Titus Dittmann es eigentlich seit seiner Kindheit macht.

Trotz Erfolge ein bescheidener Mensch

Der Münsteraner kommt mit aufgeknöpften Hemd und Mütze zu der Veranstaltung. Er holt sich ein Kölsch an der Bar, lässt sich tief in den Sessel sinken und guckt sich den Film an. „Danke, dass ihr mich so lange ertragen habt", sagt er nach der Vorstellung. Das Publikum muss ungläubig lachen. Trotz seiner Erfolge ist Dittmann ein bescheidener Mensch geblieben. Auch, was das Geld betrifft. „Ich habe ein großes Haus, aber das gehört der Bank", sagt der 63-Jährige. „Wozu brauche ich Geld?"

Das meiste investiert er in seine Stiftung „Skate-aid". Die gründete er 2009 mit dem Ziel, Skateboarding als humanitäres Werkzeug gegen Krieg und Misere zu benutzen. Auch davon erzählt der Film. Vor zwei Jahren baute Dittmann mit dem Verein „Grünhelme" einen Sportpark in Afghanistan. Mädchen und Jungen toben sich dort unbeschwert aus. „Was gibt es Schöneres, als in seiner letzten Lebensphase etwas Sinnvolles zu tun und die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen?", fragt er. „Ich sprühe nur vor Motivation", sagt er voller Entschlossenheit.

Vom Lehramt ins Unternehmertum

Ursprünglich studierte Dittmann Sport und Geografie auf Lehramt. Während seines Studiums kam er mit dem Skateboard in Kontakt, worüber er auch die Arbeit zu seinem zweiten Staatsexamen schrieb. Der Übergang ins Unternehmertum sei fließend gekommen, meint Dittmann. Erst eröffnete er einen Versandhandel, 1984 gab er seinen Lehrerjob auf und gründete die Titus GmbH. „In den 80ern kann man von einem kleinen Monopol sprechen", sagt er.

Durch den Erfolg war Dittmann schnell der Medienliebling. Er trat in der Sportschau auf, schüttelte Günther Jauch die Hand, und Anke Engelke bezeichnete ihn als „Skateboard-Papst". „Die Shows waren für mich eine Bestätigung", sagt er. „Wie für einen Künstler, für den gebührend geklatscht wird." Das Unternehmen erlebte auch Krisen, die es heute jedoch überwunden hat. „Titus" ist europäischer Marktführer für Skateboards und Zubehör.

Keine Extremsportart ausgelassen

Die Liebe zu seinem Sohn hat Titus Dittmann besonders geprägt. Heute ist es Julius Dittmann, der das Geschäft Titus führt. Auch im Belgischen Viertel in Köln gibt es einen Laden, Titus Dittmann ist nur selten dort. Vater und Sohn haben in ihrem Leben viel zusammen erlebt. Seit 15 Jahren fährt Titus Dittmann einen alten Mustang, an den er mit seinem Sohn immer wieder herumgeschraubt hat. Bei Rennveranstaltungen fuhr Titus Dittmann manchmal gegen seinen Sohn, auf langen Strecken teilten sie sich einen Wagen. Allein die Vater-Sohn-Geschichte ist an manchen Stellen so rührend, das sie einen eigenen Film verdient hätte. Dittmann lies keine Extremsportart aus, dabei bezeichnet er sich eigentlich als Angsthase. Doch mit Respekt vor der Gefahr hat er alles ausprobiert und setzt immer noch einen drauf. „Wer seine Ziele im Leben erreicht hat, hat sie nicht hoch genug gesteckt."

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