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Probleme mit Mehrwertsteuersenkung

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Am 1. Juli kommt die Mehrwertsteuersenkung. Sie bedeutet für viele Unternehmen großen Aufwand. Und das alles für ein halbes Jahr.

Mittagszeit auf einem Hamburger Wochenmarkt. Auch die Händler hier sind von der Mehrwertsteuersenkung betroffen. Doch vorbereitet sind die meisten nicht. Dabei steht die Umstellung schon in knapp drei Wochen an.

O-Ton Ina Neper
„Da haben wir auch noch gar nicht darüber gesprochen, ob wir da was draus machen oder nicht. Das weiß ich nicht.“

O-Ton Kirsten Somfleth
„Wie ich das umrechnen soll, weiß ich noch nicht, weil ich ja auch teilweise ja vielleicht Altware hab, wo ich sieben Prozent bezahlt habe und jetzt auf einmal fünf.“

O-Ton Würstchenverkäuferin
„Dass wir vorher alles ausrechnen müssen, alle Preise reduzieren müssen. Mal sehen, also ich halte da nichts von.“

Im Eiltempo hat die Bundesregierung die Mehrwertsteuersenkung beschlossen. Und nun müssen die Unternehmen irgendwie damit umgehen. In der Mittagspause kommen auch viele Geschäftsleute auf den Markt.

O-Ton Katrin Henze
„Ich leite eine Buchhaltung, und es ist eine Katastrophe. Die Frist ist viel zu kurz gesetzt. Also die Unternehmen müssen das irgendwie umsetzen können.“

O-Ton Walter Wigger-Alberti
„Es kann sein, dass zum Beispiel der Einzelhandel das einbehält und nicht an die Kunden weitergibt. Insofern stärkt es aber auch wieder den Einzelhandel und die Arbeitsplätze dort. Also es verpufft nicht völlig.“

Cord Wöhlke fragt sich, wieviel er von der Mehrwertsteuersenkung an seine Kunden weitergeben kann. Er leitet eine große Hamburger Drogeriekette. Seine Sorge: Tausende Produkte müssen umetikettiert, Kassen umgestellt werden.

O-Ton Cord Wöhlke, Geschäftsführer Budnikowsky
„Es wird immer gesagt, das wird so einfach, technisch so einfach, aber das ist ein riesiger Aufwand.“

Nun muss das Unternehmen schnell Lösungen finden. Können die Preise nur bei einzelnen Produktgruppen gesenkt werden? Oder sollen die Kassiererinnen den Steuernachlass einfach pauschal von der Einkaufssumme abziehen? Diese unbürokratische Umsetzung hat heute das Bundeswirtschaftsministerium vorgeschlagen.

Nur ein halbes Jahr, soll die Mehrwertsteuersenkung erstmal gelten. Lohnt der Aufwand überhaupt?

O-Ton Cord Wöhlke, Geschäftsführer Budnikowsky
„Und wie wollen wir den Kunden klarmachen, dass am 31.12. die Preise wieder hochgezogen werden?

O-Ton Henning Vöpel, Hamburger Weltwirtschaftsinstitut
„Also da hat man die Unternehmen natürlich ein bisschen alleingelassen. Die Politik sagt 20 Milliarden Entlastung, das klingt gut. Wir gehen mal drei Prozentpunkte runter. Und dann sollte das Laufen. Das zeigt, dass die Politik ein bisschen weit entfernt ist von der Praxis der Unternehmen.
Es könnte sein, dass der Mehraufwand am Ende größer ist als das, was die Mehrwertsteuersenkung am Ende für die Unternehmen bringt.“

In Großbritannien haben sie schon Erfahrung mit einer vergleichbaren Mehrwertsteuersenkung gesammelt. Verschiedene Studien zeigten: Die Entlastung schlug sich zu 50 bis 75 Prozent in niedrigeren Preisen nieder.

Gerhard Hardrath leitet einen Heizungs- und Sanitärbetrieb in Bayern. Obwohl die Mehrwertsteuersenkung noch nicht mal in Kraft getreten ist, spürt er schon die Konsequenzen. Seine Kunden wollen jetzt ausschließlich von Juli bis Dezember beliefert werden. Wenn der gesenkte Steuersatz von 16 Prozent gilt.

O-Ton Gerhard Hardrath, Fachverband Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik Bayern
„Aktuell ist bei uns so, dass wir drei Aufträge storniert gekriegt haben, wo der Endkunde ganz klar sagt, bitte nicht im Juni liefern, beim Auftragsvolumen für eine Heizungsanlage von 30.000 Euro, sondern dass er diese Heizung bitte erst im Juli installiert haben möchte, weil das letztendlich für den Endkunden 1000 Euro mehr Entlastung bedeutet.“
Ein bisschen Entlastung für den Verbraucher. Aber viel Aufwand für Unternehmen – auch für Energieversorger.

O-Ton Gerhard Hardrath, Fachverband Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik Bayern
„Jeder Stromzähler, jeder Gaszähler, jeder Wärmemengenzähler muss ja jetzt stichtaggenau abgerechnet werden, damit man dann für diese sechs Monate andere Abschlagszahlungen hat, damit man dann aber wieder im Januar das ganze Prozedere von vorne losgeht.“

Noch knapp drei Wochen bis zur Mehrwertsteuersenkung. Aber noch viele Fragen. Jetzt hofft die Wirtschaft, dass sich der Aufwand auszahlt.