Fiktiver Klub Asbury Park FC Für immer ungeschlagen
Der Asbury Park FC aus dem US-Staat New Jersey wurde 2014 gegründet. Seine beeindruckende Bilanz: Er hat seither keine einzige Niederlage kassiert. Kein Wunder, denn den Klub gibt es überhaupt nicht.
Der Asbury Park FC ist der zweitälteste und zweitbeste Fußballklub in New Jersey. Er hat treue Fans, geschmackvolle Trikots, einen klangvollen Ausrüster, ein Wappen, einen Spitznamen und einen Entwurf fürs Stadion mit 5000 Sitzplätzen. Laut Pressemitteilung soll der Klub nämlich im Samesong Park spielen, einer schmucken Arena mit opulenter Backsteinfassade und einem atemraubenden Blick auf den Atlantik.
Der Verein hat es also weit gebracht - dafür, dass er gar nicht existiert. Denn Asbury Park FC ist die perfekte Parodie auf all die aseptischen und am Reißbrett entworfenen Fußballklubs, die derzeit in der US-Profiliga MLS kicken. Ausgedacht haben sich den Spaß zwei Aktivisten aus Asbury, einer kleinen Hafenstadt südlich von New York. Ian Perkins ist Gitarrist der Rockband Gaslight Anthem, sein Kumpel Shawn Francis arbeitet als Social-Media-Berater in New York.
Beide waren 2014 genervt von den Nebenwirkungen des modernen Fußballs. Dass etwa überall in den USA neue Fußball-Franchises aus dem Boden schießen und die Zeitungen vom großen Soccer-Boom in den Staaten berichten, es aber gleichzeitig kaum Fußballplätze in den Städten gibt, auf denen unkompliziert gekickt werden kann. "Der heutige Fußball interessiert sich nur noch für Konsumenten", sagt Perkins.
Spitzname "the Tillies"
Also erfanden sie einen Klub, entwarfen ein traditionell anmutendes Wappen und ein smartes Trikotdesign, erfanden ein paar flotte Werbesprüche, gaben sich einen Spitznamen ("the Tillies"), programmierten eine Website und setzten einen Twitter-Account auf. Für den Entwurf des vereinseigenen Stadions wurde kurzerhand ein Student aus Sri Lanka gewonnen. Fertig war der Fußballklub Asbury Park FC, zunächst nur gedacht als Amüsement für die Fußballgemeinde in New Jersey.
Doch dank der sozialen Netzwerke wurde aus dem lokalen schnell ein globaler Spaß. Fans und Groundhopper aus aller Welt meldeten sich und bekundeten Interesse, beim nächsten US-Trip auch einen Kick in Asbury ins Programm einzubinden. Fehlende Spieltermine ließen die Nachfrage ebenso wenig abflauen wie ausbleibende Informationen über den Profikader. "Die Leute haben sich einfach alle Informationen dazugedacht, die sie von uns nicht bekommen haben", sagt Perkins.
Viele wollten wohl auch gar nicht genau hinschauen. Und auf den ersten Blick kommt der Klub wirklich daher wie viele Franchises der MLS. Der Nachbar New York City FC etwa wurde auch erst 2013 gegründet, gehört den New York Yankees und Manchester City und gibt sich im Netz ebenfalls ziemlich angestrengt als lebendiger Traditionsklub aus. Warum sollte also nicht auch in Asbury tatsächlich höherklassig Fußball gespielt werden? Zumal die beiden Aktivisten gekonnt ein reges Vereinsleben simulierten. Fans im Trikot wurden gezeigt, ein fiktives Freundschaftsspiel gegen den brasilianischen Klub FC Santos abgehalten, ein offizieller Dachverband der Fans gegründet und vor allem das neue Stadion als Simulation präsentiert - begleitet vom üblichen Marketing-ABC von der neuen Heimat eines großartigen Klubs.
"Unbesiegt! Heute, morgen, für immer!"
Natürlich fiel alsbald auf, dass in Asbury kein regulärer Spielbetrieb stattfindet. Schon weil die Website des Klubs gespickt ist mit Späßen über die Franchises. "Für modernen Fußball" heißt es dort süffig, bevor der Asbury-Fan direkt zum Trikotshop weitergeleitet wird. Doch erstaunlich viele Interessenten halten den Asbury Park FC nach wie vor für real. "Sie fragen nach Tickets, die wir nicht anbieten und erkundigen sich nach Zugängen, die wir nicht verpflichten", sagt Francis. Dabei ist die Persiflage ja kaum zu übersehen. Da ist der Trikotsponsor "Samesong", dessen Schriftzug einem Elektronikgiganten sehr, sehr ähnlich sieht. Und das leicht größenwahnsinnige, aber schwer zu widerlegende Klubmotto: "Unbesiegt! Heute, morgen, für immer!"
Für die beiden Gründer ist der Spaß inzwischen ein kleines Geschäft. Denn die Trikots des Klubs gibt es tatsächlich und sind ein echter Renner. Der Countdown zur Präsentation des neuen Jerseys fand mehr Resonanz als bei vergleichbaren echten Franchises. Als Rohware werden stets Trikots des englischen Herstellers Umbro benutzt, der in der Legende natürlich als "offizieller Ausstatter" firmiert. In der englischen Umbro-Zentrale reagierte man reichlich perplex, als Fans nach Asbury-Trikots fragten.
Zu den Käufern der Shirts gehörte übrigens auch der Brite Ashley Ward, der seine Treue zum fiktiven Klub noch auf eine andere Weise zeigte. Er ließ sich das Klubwappen auf den Unterarm tätowieren. Wenn man so will, eine einfach unschlagbare Idee.