Auf Delhias Gesicht prangt ein riesiges ... ja, was? Ein echtes Tattoo? Ja, es sei echt, sagte ihr Tätowierer der B.Z. Im Netz glauben dagegen die Fans, es sei ein Fake und schlicht gute PR. Einen Hype hat der ominöse schwarze Kreis auf jeden Fall ausgelöst.
Über Nacht wurden die Pentatones deutschlandweit bekannt. Auf ihrem Tour-Auftakt in der Kantine am Berghain geben sich Journalisten die Klinke in die Hand. „Es ist das erste Konzert, das ausverkauft ist", sagt Labelchef Gunnar Lenke der B.Z. „Es mussten sogar Fans weggeschickt werden!"
Mit Verspätung beginnt das Konzert. Alle warten auf die Tattoo-Enthüllung. Doch die zögert Delhia berechnend hinaus: Versteckt unter einer Kapuze betritt sie die Bühne. In dramatischer Gestik gibt sie ihr Gesicht frei - endlich nach einigen Tracks. Darunter: Der schwarze Riesenpunkt. Auch die Bandkollegen geben sich solidarisch und haben einen schwarzen Fleck im Gesicht. Bei ihnen perlt Schweiß. Es ist offensichtlich Schminke, die nach dem Gig bröckelt.
Wie es sich schon viele gedacht haben: Am Dienstagabend sendete RTL Explosiv ein Interview mit Sängerin Delhia. Und siehe da, sie kam ohne Gesichts-Tattoo ins RTL-Studio. "Es ging um Aufmerksamkeit, natürlich. Als Künstler in unserer Position hat man limitierte Möglichkeiten, wenn man kein großes Budget hat", erklärte sie die Aktion. Also alles nur Fake - und erfolgreiche PR!
Genauso dunkel und mythisch wie der Punkt im Gesicht ist auch Pentatones Musik. Eigenwilliger Elektropop. Ein Hybrid aus Björk und Low-Budget-Underground. Sie machen Elektro mit mythischer Schönheit. Die Refrains sind dunkle Hymnen, untermalt von Delhias grazilen Tanzbewegungen.
In den Songtexten verstecken sich spirituelle Motive. Und das Tattoo? „Es geht darum, das Symbol in der Haut zu haben", sagt Delhia im Clip, der sie beim Tätowierer zeigt. Für Inuit sei der schwarze Kreis die Pforte zur Seele.
Während sich Delhia im Laufe des Konzerts entblättert, treten auch neue musikalische Schichten hervor. Die Zugaben werden gerappt! Doch über allem schwebt ein schwarzer Punkt. Damit bringt es die Frontfrau zusammen: Pentatones Musik ist ebenso Pathos wie Inszenierung. Ob ihr Tattoo nun echt ist oder nicht, bleibt offen. Selbst der Labelchef weiß es nicht. Sagt er.