In Konz bei Trier wird seit einem guten Jahr Lavendel angebaut. Ein Wissenschaftler testet, ob sich der Anbau der Pflanzen auch an der Mosel lohnt. Im nächsten Jahr soll es erstmals Lavendelöl geben.
Von Jan Söfjer, dpa
Konz (dpa/lrs) - Der Mann, der Lavendelfelder nach Deutschland bringen möchte, ist mit seinem ersten Erfolg zufrieden. Ralph Arens (54), Diplom-Geograf aus Konz bei Trier, sitzt unter einem Baum auf einer Holzbank, direkt neben einem kleinen Lavendelfeld. Mit der Ruhe eines Menschen, der viel in der Natur ist, raucht er eine selbstgedrehte Zigarette ohne Filter und erklärt, warum der Lavendel hierzulande eine Chance habe, ja geradezu wichtig sei.
„Die Durchschnittstemperatur in Deutschland ist bereits gestiegen, und sie wird weiter steigen", sagt Arens, während sich hinter ihm ein Rädchen einer kleinen Wetter-Messstation dreht - eigens für das Projekt. 1,3 Grad mehr an der Mosel seien es heute bereits als im Zeitraum von 1961 bis 1990 - viel für manche Pflanzen. „Wir müssen schon jetzt schauen, welche Pflanzen wir in 10 bis 30 Jahren anbauen können." Pflanzen, für die es bislang zu kalt in Deutschland war. Wie den Lavendel oder mediterrane Heil- und Gewürzkräuter.
965 Pflanzen gesetzt
Auf insgesamt knapp einem Hektar in Konz-Niedermennig und Nittel in der Verbandsgemeinde Konz wurden vor einem guten Jahr 965 Lavendelsetzlinge eingepflanzt - fünf verschiedene Sorten auf zwei Bodenarten. Finanziert wird das 154 000 Euro teure Projekt über das EU-Förderprogramm Leader (71 000 Euro), das Modellvorhaben für Raumordnung (40 000 Euro), die Stiftung Zukunft in Trier-Saarburg (5000 Euro) und die Verbandsgemeinde Konz (38 000 Euro).
„Der Anbau ist sehr gut angelaufen, wir haben eine Anwachsrate von 91 Prozent", sagt der Wissenschaftler. Platz für Lavendelfelder gibt es genug. Vor ein paar Jahren spazierte er durch die Weinfelder und fragte sich, ob man mit all den Brachflächen nicht etwas machen könne. Zumal es immer mehr werden. „Viele Weinbauern sind alt und haben niemanden, der ihren Betrieb übernehmen möchte."
Selbst brachliegende Felder sollten aber zweimal im Jahr gemäht werden, sonst verbreiten sich Ackerwinde über angrenzende Weinfelder, welche wiederum mehr gespritzt werden müssen. Lavendelanbau könnte eine Möglichkeit sein, mit den Brachflächen Geld zu verdienen. Man könnte den Lavendel für Öle nutzen. „Außerdem sähe er gut aus und wäre ein Imagegewinn für den Tourismus", sagt Arens. Ein Stück Provence in Deutschland.
Ob sich der Lavendelanbau in Deutschland lohnt, wird sich im nächsten Sommer zeigen. Dann wird Öl aus den Pflanzen gepresst und die Qualität untersucht. „Dreh- und Angelpunkt ist die Qualität des Öles. Wenn sie stimmt, gehen wir in die Produktionspflanzung", sagte Arens. Das Öl könne entweder für industrielle Zwecke etwa in der Waschmittelindustrie, für Aroma-Therapien oder in der Medizin eingesetzt werden. Laut Arens ist das Konzer Projekt, bei dem der Anbau von Lavendel für Produktionszwecke untersucht wird, bundesweit einmalig.
Bienen profitieren
„Aus unserer Sicht ist das etwas Einzigartiges in Rheinland-Pfalz", sagt die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums in Mainz, Heike Spannagel. Sie spricht von einer tollen Idee, nicht nur für den Tourismus, sondern auch im Sinne der Artenvielfalt, denn Bienen und andere Tiere könnten davon profitieren. „Deswegen unterstützen wir natürlich solche Vorhaben."
Das Verfahren zur Herstellung von Lavendelöl an sich sei bekannt, sagt Geograf Arens. „Das geht über Wasserdampfdestillation." Andere Dinge aber, etwa wann der beste Erntezeitpunkt ist, wisse er noch nicht. „Zwei, dreimal im Jahr fahre ich in die Haute-Provence und spreche mit den Bauern, aber die verraten einem nichts. Die Lavendel-Ölproduktion ist in Frankreich ein absolutes Familien- und Betriebsgeheimnis. Das Verfahren wurde über Jahrzehnte optimiert."
Aber davon will Arens sich nicht aufhalten lassen. Der Frankreichliebhaber hat sogar schon wieder neue Pläne. Er entsorgt seinen Zigarettenstummel in einem mitgebrachten Einmachglas, pflückt eine Lavendelblüte, zerreibt sie mit den Fingern und riecht gedankenverloren daran. „Ein Kulturaustausch mit Bauern und Künstlern aus der Provence würde mir gefallen."
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