Auch wenn Forscher inzwischen recht gut wissen, wie Lawinen entstehen, können sie nicht mit Sicherheit vorhersagen, wann und wo die Schneemassen losbrechen. Es gibt zwar Schutz-Bauwerke wie Lawinenzäune beispielsweise, diese können aber nicht überall gebaut werden und können auch nicht jede Lawine aufhalten.
Welche Methoden testen Lawinen-Forscher?Lawinen-Schutzzäune
Im Test ist derzeit die kontrollierte Sprengung, die per Funk ferngesteuert Lawinen kontrolliert auslöst. Weil die Sicht bei starkem Schneetreiben meist schlecht ist, kommt dabei auch eine Radarantenne zum Einsatz. Ähnlich wie die Verkehrspolizei Raser ortet, orten Wissenschaftler mit dem Radar Lawinen. Das Gerät meldet mit Farbanzeige, ob eine Lawine bei der Sprengung abgegangen und die Gefahr beseitigt ist.
Eine andere Vorrichtung funktioniert wie eine Art Alarm-Anlage am Hang: Ein Glasfaserkabel wird in Schleifen im Hang verlegt. Das Kabel führt zu einem Lifthäuschen. Drückt eine Lawine auf das Kabel, wird dort ein Signal ausgelöst.
Was sind Nass-Schneelawinen?Das sind gewaltige Lawinen aus schmelzendem feuchten Schnee, die meist im Frühjahr abgehen und noch schwerer vorherzusagen sind als klassische Lawinen.
Wie entstehen Nass-Schneelawinen?Im Frühjahr entsteht durch die Schneeschmelze sogenannter Schwimmschnee, der grobkörnig und bröselig ist. Die Schneekristalle sind abgeschmolzen zu Körnern, die keine Haftung mehr haben. Fällt Schmelz- oder Regenwasser auf diese Körner, tauen sie weiter an und werden immer runder, wobei das Wasser zwischen den Körnern wie Schmierseife wirkt. Das setzt den Schnee komplett bis zum Boden in Bewegung. Wo das passiert, ist nicht vorhersehbar, weil man nicht vorhersagen kann, an welchen Stellen Wasser in tiefere Schnee-Schichten sickert und den Hang ins Rutschen bringt.
Fakten der Woche: Lawinen und Muren Was sind Muren?Mure am am Immenstädter Horn in Immenstadt/Oberallgäu, 2006
Muren sind Geröll- oder Schlamm-Lawinen. Sie entstehen, wenn plötzlich auftretende starke Niederschläge auf Hänge mit lockerem Schotter treffen. Dadurch lösen sich zuerst Sand und Steinchen, die größere Steine und dann Geröll und Felsen in Bewegung bringen. Durch das Wasser kommt alles ins Rutschen und rauscht oft mit hoher Geschwindigkeit ins Tal.
Wie kann man sich schützen?Mit Netzen, Betonmauern und -kanälen. Da diese Schutzbauwerke aber auch oft genug durch Muren mitgerissen werden, suchen Forscher weiter nach Schutzmaßnahmen. So tasten sie beispielsweise mit 2-D-Scannern per Laserstrahl Bachbetten ab oder spannen Reißleinen über Bachläufe. Beide Vorrichtungen lösen Alarm aus, wenn sich eine Schlammlawine nähert.
FazitZermalmtes Restaurant in Wengen bei Interlaken, Schweiz, 1999
Das Problem mit Lawinen und Muren ist, dass sie trotz modernster Technik schwer vorhersehbar sind und gewaltige Kräfte haben. Es gibt zwar Warn-Vorrichtungen, die Alarm schlagen, wenn eine Lawine heranrollt. Die Vorwarnzeit beträgt aber oft nur wenige Minuten. Im Idealfall kann man damit aber schon Menschenleben retten.
Wie man sich auch gegen einen gewaltigen Muren-Abgang schützen kann, zeigt Virgen in Osttirol: Am 4. August 2012 gehen innerhalb weniger Stunden 39 Muren ab. 24 Häuser werden zwar leicht beschädigt und es entsteht ein Sachschaden von 2,5 Millionen Euro, aber alle Dorfbewohner bleiben unverletzt. Denn ein Rückhaltebecken, eine Auffangmauer und ein Kanal sichern den Ort.