Wildnis und Ruhe: Kleine Bergdörfer schmiegen sich an die einsamen Hänge in der Shan-Region (großes Bild). - Der Inle-See ist berühmt für die Einbein-Fischer: Sie stehen auf ihren Booten und halten mit einem Fuß das Ruder umschlungen und fangen gleichzeitig mit einer Reuse Fische (kleines Bild).
Bild: Jan-Nikolas PickerEs gibt verschiedene Trekking-Angebote. Die beliebteste Route führt etwa 50 Kilometer von Kalaw nach Nyaung Shwe am Inle-See.
Kalaw Kalaw mitten in Myanmar ist überaus beschaulich. Der Ort liegt im Shan-Gebiet, einem der sieben Verwaltungsgebiete des Landes. Die Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung und die Nähe zum großen Inle-See mit seinen schwimmenden Gärten haben sich herumgesprochen. Seit wenigen Jahren lockt die Gegend mehr und mehr Touristen an.
Nicht nur die holprigen Straßen machen die etwa neunstündige Anreise aus der einstigen Hauptstadt Rangun anstrengend. Wie so oft in asiatischen Reisebussen werden Touristen und Einheimische durchgängig von Karaoke beschallt. Und es ist kalt dort oben.
Köche fahren voraus„Der anstrengendere Teil ist mit der Ankunft schon vorbei", sagt der freundliche Besitzer von „Sam's Family Restaurant". „Das Wandern ist dagegen ein Kinderspiel". In dem Restaurant und Trekkingbüro ist der Name Programm. Die ganze Familie ist da. Einer kocht, zwei kümmern sich um die Trekkingorganisation, der Rest gibt dem Nachwuchs Hausaufgabenhilfe.
Es gibt verschiedene Trekking-Angebote, je nach Zeit und Kondition. Die beliebteste Route führt etwa 50 Kilometer von Kalaw nach Nyaung Shwe am Inle-See. Dafür hat man drei Tage Zeit. Statt Hotels und Restaurants gibt es Wildnis und Ruhe.
Die Gruppe, die am nächsten Vormittag am Treffpunkt steht, besteht aus vier Schweizern, zwei Österreichern und zwei Deutschen. „German Season", ist alles, was James dazu einfällt. James ist Ende 50 und organisiert Wanderausflüge, seit es die ersten Touristen in das malerische Tal gezogen hat. Dazu kommt Oskar, ein Wegfinder in Ausbildung, der gerade mit der Schule fertig ist. Drei Köche komplettieren das Team, fahren mit Töpfen und frischen Zutaten auf ihren Motorrädern schon mal voraus.
Die Sonne scheint, es riecht nach Pinien, und nur wenige andere Menschen sind unterwegs. Bergpanoramen wechseln sich mit kleinen Dörfern ab, aus denen einem immer wieder Kinder entgegenlaufen und fröhlich „Mingalaba!" rufen - „Hallo!" - Fast als wüssten sie, um welche Uhrzeit die Trekker jeden Tag vorbeikommen. Elektronik und Strom sind in der Gegend noch nicht angekommen. Die Dorfbewohner sind nicht mit Auto und Motorroller unterwegs, sondern mit Fahrrädern und Ochsenkarren.
Fußballspiel im KlosterAm frühen Nachmittag ist das Nachtlager erreicht. Ein kleines Dorf, in dem die Gruppe nicht der einzige Gast ist. Für das Aufnehmen von Wanderern erhalten die Familien ein wenig Geld. Um den Schweiß und Staub des Tages abwaschen zu können, muss erst Wasser aus dem Dorfbrunnen geholt werden. Statt Duschbrause gibt es Eimer. Eiskalt, aber nach so einem Tag genau das Richtige.
Der nächste Tag beginnt mit dem ersten Hahnenschrei. Kalt kann es nachts werden, fast alle haben gefroren. Doch der Sonnenaufgang entschädigt dafür. Das Tagesziel kann in weiter Ferne als weißer Punkt mit goldenem Dach ausgemacht werden - die zum Kloster gehörende Pagode. Überall in dem Land ragen goldene Tempel aus der Landschaft. Myanmar ist bekannt für seine Pagoden.
Der Weg führt durch Felder, die von Bauern bestellt werden und durch menschenleere Wildnis. Gegen Mittag ist eine Badestelle erreicht. Ein kleiner Fluss, der durch das Tal mäandert. Doch die Wandergruppe ist nicht allein vor Ort. Ein Hirte badet seinen Wasserbüffel. Platz ist aber genug, schnell sind alle im kühlen Nass.
Am Nachmittag ist das Kloster am Fuße des Berges erreicht. Es ist ein Ort für Waisen, über 30 Kinder leben dort. Nach einem ausgiebigem Fußballspiel - Mönche gegen Touristen - wird gemeinsam gebetet, gesungen und gegessen.
Die erneut kalte Nacht endet um 4.30 Uhr. Gestärkt macht sich die Gruppe nach dem Frühstück in Richtung Inle-See auf. Ein Boot bringt die erschöpfte Truppe über den großen See nach Nyaung Shwe. James hat nun erstmal Urlaub. Er nimmt den Bus zurück nach Kalaw. Handschuhe und Schal hat er im Gepäck.
Anreise: Direktflüge aus Europa gibt es nicht. Die einfachste Anreise erfolgt nach Rangun oder Mandalay mit Umsteigen in Bangkok.
Einreise: Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise nach Myanmar ein Visum, das bei der Botschaft des Landes in Berlin beantragt werden kann.
Reisezeit: Das Klima in Myanmar ist tropisch. Die Trockenzeit dauert von Oktober bis Mai. Hauptreisezeit ist November bis Februar.
Informationen: Botschaft der Republik Union Myanmar, Thielallee 19, 14195 Berlin, Telefon 030/206 15 70, E-Mail: info@botschaft-myanmar.de