Stuttgart - Der Mann an der Popcornkasse schaute verdutzt. Ja, das sei die kleinste Portion. Größe S: eine Papiertüte, Fassungsvermögen gut ein Liter. Ein Witz, verglichen mit M, L und XL, die sich wahlweise mit der XL-Cola kombinieren lassen. Anderthalb Liter Süßgetränk und ein Eimer Popcorn, das nennt sich Menü und ist im Sparpreis erhältlich. Das scheint für viele zum Filmerlebnis dazugehören. Man kauft sich das Zeug aber nicht etwa, um damit eine Popcornschlacht zu veranstalten. Sondern um es zu essen und mit reichlich Limo herunterzuspülen.
Dem auf bewussten Konsum trainierten Verbraucher kommen Würfelzuckerberge und andere Gesundheitsgefahren in den Kopf. Wahrscheinlich würde kaum jemand erzählen, dass er sich regelmäßig zum Blockbuster den XL-Becher reinpfeift. Nirgendwo sonst wird so häufig Wasser gepredigt und Wein getrunken wie beim alltäglichen Konsum. Der XL-Kunde ist König.
Größere Becher, größere Autos, mehr WohnraumNicht nur Popcorntüten und Colabecher werden größer. Neue Autos passen kaum noch in Parklücken; in Straßenbaustellen dürfen sie wegen ihrer Breite oft nicht mehr auf die linke Spur. Die Wohnfläche wächst: Derzeit bewohnt jeder im Schnitt 43 Quadratmeter, vor zwanzig Jahren waren es noch 35. HD-Fernseher mit einer Diagonale von einem Meter und mehr sind Standard, nicht Luxus. Man muss ziemlich oft „nein" sagen, damit bei McDonald's und anderen Ketten kein Maxi-Menü auf dem Tablett landet. Bei Starbucks kriegt man Kaffee in den Größen „tall", „grande" oder „venti" - Letzteres kann bedeuten, dass man mehr als einen halben Liter Filterkaffee zu schlucken hat.
Bekömmlich ist das alles nicht. Vor allem nicht auf lange Sicht. „Small" heißt im Kleidergeschäft heute etwas anderes als früher - die Konfektionsgrößen wurden 2009 an die größer werdenden Leibesumfänge angepasst. So ist der Bauch des durchschnittlichen Mannes seit 1980 um 4,4 Zentimeter gewachsen, Frauen haben seit 1994 um durchschnittlich 4,1 Zentimeter zugelegt. Nicht nur die Taille, auch der Ressourcenverbrauch wächst. Das frisst jeglichen technisch erzielten Effizienzgewinn auf. Automotoren brauchen weniger Sprit, Verpackungsmaterial werden leichter, der neue Kühlschrank braucht weniger Strom. Der alte läuft aber im Keller weiter.
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