Die Völker sind in Kisten untergebracht, in denen zu dieser Jahreszeit etwa 15.000 bis 20.000 Bienen sind. So eine Kiste wiegt im Frühling etwa 30 Kilogramm. Bei dem Fall in Gersfeld wurden acht Völker gestohlen, die Kiste eines neunten Bienenvolkes stand noch am Platz. Die Täter müssen das Flugloch zugemacht haben, bevor sie die Kiste aufladen wollten, die Bienen sind dann erstickt, weil sie keine Luft mehr bekommen haben. Eine zehnte Kiste lag kreuz und quer auf der Wiese. Als die Täter sie abtransportieren wollten, müssen der Deckel und der Boden auseinandergegangen sein, dann gibt es viele Bienen, die schnell und aggressiv zustechen. Das hat die Täter wohl in die Flucht geschlagen.
Passieren solche Diebstähle öfter?Ja, das kommt tatsächlich immer mal wieder vor. Aber in diesem Jahr wurden noch nicht so viele Kästen gestohlen, weil der Winter relativ mild war und die Bienen gut durchgekommen sind. Bei härterem Winter gibt es sonst viele Todesfälle, und durch den Diebstahl versuchen manche dann, die Verluste zu ersetzen.
Das heißt, die Imker stehlen sich gegenseitig ihre Bienen?
In 95 Prozent der Fälle ist das so. Ein normaler Bürger kann mit den Kisten nicht viel anfangen. Aber es gibt auch viele Imker, die bewusst im Frühjahr Völker abgeben, das heißt, sie legen im Herbst Ableger - junge Bienenvölker, die im letzten Jahr gebildet worden sind - an und verkaufen diese im Frühjahr als fast vollwertige Bienenvölker. Aber das kostet Geld, und das ist der Grund, warum man beim Nachbar- Imker oder in der Umgebung Ausschau hält und sich die Bienenkästen einfach ins Auto lädt.
Ja, das ist richtig. Die Imker haben jetzt, wo es wärmer wird, entdeckt, dass ihre Bienenkisten leer sind, und suchen sich Ersatz. Die Kisten werden nämlich bei kalten Temperaturen nicht geöffnet, weil sie sonst die Wärme verlieren. Die Bienen müssten das wieder aufheizen, sie haben immer 35 Grad im Kernbereich ihres Volkes. Die Kälte muss mit Futter ausgeglichen werden, also mit Energie. Durch Arbeit und Bewegung erreichen sie diese Temperatur. Wenn man die im Winter stört, braucht das Volk mehr Nahrung, und dann kann es sein, dass es verhungert, weil der Futtervorrat nicht reicht.
Wie reagieren die Bienen, wenn ihre Kiste auf einmal im Nachbargarten steht?Die Bienen gewöhnen sich ganz schnell an ihren neuen Standort. Sie schauen sich die Umgebung an, und wenn sie merken, dass alles neu ist, dann nehmen sie das einfach hin und stellen sich auf den neuen Flugkreis ein. Aber wenn die Kisten in einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern aufgestellt werden, fliegen sie zurück an ihren alten Standort. Deshalb stehlen die Imker in der Regel von einem Grundstück, das acht Kilometer oder noch weiter entfernt liegt.
Für die Bienenkönigin ist das auch keine Umstellung?Die Königin ist immer im Volk drinnen, die merkt das vielleicht gar nicht, wenn sie woanders ist.
Gibt es für die Imker Möglichkeiten, ihre Bienen vor Diebstählen zu schützen?Ja, durch Internet und Handys geht das mittlerweile ganz gut. Die Imker können die Kisten mit Sensoren ausstatten und am Computer sehen, wo sich die Bienen gerade befinden. Aber das machen kaum welche.
Wie viele Bienen braucht man, um ein Honigglas voll zu kriegen?Im Sommer hat man 40.000 bis 50.000 Bienen in einer Kiste, und dann kann man mit diesem Volk locker 35 Kilo Honig ernten, also 70 Gläser. Unsere Bienen haben gegenüber früher mehr Platz in ihrem Raum und sind zahm und sehr friedlich. Es kommt Ihnen keine Biene entgegengeflogen und sticht Sie.
Also muss man diesen Sommer keine Angst haben, von Bienen gestochen zu werden?Generell nicht. Die meisten, die gestochen werden, haben den Unterschied zwischen Biene und Wespe nicht erkannt. Wenn man fragt: „Wie sah sie denn aus, braun oder gelb?", antworten die meisten: „Gelb." Das ist in der Regel die deutsche Wespe.