Es wird wieder wärmer und viele freuen sich schon darauf, den Grill hervorzuholen und Steaks und Würste oder vegetarische und vegane Alternativen zu brutzeln. So mancher schwört dabei auf den besonderen Geschmack von über Holzkohle gegartem Grillgut. Doch in vielen Produkten, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind, ist illegal geschlagenes Tropenholz enthalten. Iris Milde gibt ein paar Tipps, auf was man beim Kauf von Grillkohle achten kann.
Autorin
Silvio Gläser ist einer von zwei Köhlern, die im Erzgebirge noch ihrem rußigen Handwerk nachgehen. Er schichtet Scheit für Scheit in eine riesige Stahlglocke. Darin verschwelt das Holz dann 24 Stunden zu Holzkohle. Für seine Grillkohle verwendet er nur Holz aus den umliegenden Wäldern, erzählt er.
Gläser
„Gute Holzkohle, das hat wirklich was mit dem Holz zu tun. Wir nehmen hauptsächlich Buche, Eiche, etwas Weichholz, das brennt gut an und das harte, das hält halt dann die Hitze.“
Autorin
Doch oft enthält Grillkohle nicht das, was man darin erwarten würde, warnt Johannes Zahnen vom WWF Deutschland. Er und seine Kollegen haben über Jahre hinweg handelsübliche Grillkohle europaweit untersucht:
Zahnen
„Und haben dann gefunden, dass in Deutschland ein überraschend hoher Teil – das waren immer um die 40 Prozent der Produkte – Tropenholz enthielten. Und das hat uns natürlich gewundert und deswegen haben wir uns auch Importstatistiken angeschaut, um dem auf die Spur zu kommen.“
Autorin
Ein Beispiel: Etwa 40 Prozent der in Deutschland verkauften Grillkohle stammten dem Ettikett nach aus Polen.
Zahnen
„Wie kann das denn sein, wenn Deutschland so viel Grillkohle aus Polen importiert und wir dann wiederum so viel Tropenholz finden, das es ja nun eindeutig nicht in Polen gibt. Und haben uns dann die Importstatistik von Polen angeschaut und haben rausgefunden, dass Polen einen erheblich großen Teil der Grillkohle selbst importiert aus sehr kritischen Ländern, wie zum Beispiel Nigeria. Das ist ein Land mit einem extrem hohen Entwaldungsanteil, Korruption bis hin zu Kinderarbeit.“
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Diese Handelspraktiken seien möglich, so der WWF-Experte, weil Holzkohle in der Europäischen Holzhandelsverordnung nicht erfasst ist. Das heißt: Wenn für die Produktion von Grillkohle Tropenholz verwendet wurde, kann das in der EU nicht konktrolliert und auch nicht sanktioniert werden. Das mache es für den Verbraucher extrem schwierig, legale von illegaler Ware zu unterscheiden. Trotzdem gibt es Hinweise, auf die man beim Kauf achten kann:
Zahnen:
„Zunächst einmal ist es ein wichtiger Anhaltspunkt, ob die Produkte die wichtigen Informationen Holzart und Holzherkunft auf der Verpackung deklariert haben. Denn über die Jahre haben wir gelernt, dass Transparenz eine der wichtigsten Hebel ist gegen Illegalität.“
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Viele Siegel für Grillkohle hätten in der Vergangenheit versagt, so Johannes Zahnen. Er empfiehlt deshalb, nur Produkte mit Naturland- oder FSC-Zertifikat zu kaufen.
Zahnen
„Man kann sich natürlich auch grundsätzlich Gedanken darüber machen, bei der zunehmenden Holzknappheit, die man hat, ob man wirklich unbedingt auf einem Holzkohlegrill grillen muss oder ob vielleicht die Alternative Elektrogrill auch eine Option ist.“
Autorin
Johannes Zahnen vom WWF weist außerdem darauf hin, dass ein weiterer erheblicher Teil des hierzulande in Form von Grillkohle erhältlichen Holzes aus Russland, Weißrussland und der Ukraine stammt. Die Gefahr sei groß, dass dieser Ausfall wiederum durch Tropenholz ausgeglichen werde. Er rät deshalb, in diesen Zeiten nicht nur weniger zu heizen, sondern auch weniger zu grillen.
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