Der Große Winterberg ist der zweithöchste Berg im Nationalpark Sächsische Schweiz. Über den Gipfel führt der berühmte Malerweg, den schon Caspar David Friedrich gegangen sein soll. Auf der Bergkuppe gibt ein beliebtes Ausflugslokal. Doch das könnte bald seine Pforten schließen. Iris Milde hat sich auf den Weg gemacht und nachgefragt.
Autorin
Das Berghotel auf dem Großen Winterberg wurde 1846 im Schweizerhausstil erbaut und steht unter Denkmalschutz. Bis zur Wende wurde es durchgängig bewirtschaftet, dann fiel es in einen Dornröschenschlaf. Marc Henkenjohann war 19 und VWL-Student, als er das erste mal mit einem Freund auf den Winterberg kam.
Henkenjohann
Wir hatten eine Frühjahrswanderung 1994 gemacht und der Winterberg stand leer. Es waren viele Gäste da, die ihre Schnitten auf der Terrasse gegessen haben. Dann haben wir uns erkundigt, wem das Objekt gehört. Und wie es der Teufel will, drei Wochen später hatten wir den Pachtvertrag und den Schlüssel.
Atmo
Treppe auf Turm
Autorin
Die beiden Studenten sanierten das Gebäude aus eigenen Mitteln und richteten darin eine Gaststätte und Gästezimmer ein. Auch der hölzerne Aussichtsturm auf dem Dach der Bergbaude ist nach fast 40-jähriger Schließung wieder begehbar. Doch damit könnte bald Schluss sein. Grund ist die veraltete Kläranlage. Den Hotelbetrieb stellte der Wirt bereits im vergangenen Jahr ein. Für die Gastronomie hat er bis Oktober eine Sondergenehmigung. Dann droht das endgültige Aus, sagt Henkenjohann. Denn für eine neue Kläranlage fehlt das Geld.
Henkenjohann
Es handelt sich bei diesem Objekt um ein Erbbaurechtsobjekt. Ich bin also Eigentümer der Gebäude, aber nicht des Grundstücks. Deshalb ist das auch für keine Bank eine Sicherheit, weil das Grundstück nicht belastbar ist. Und das zweite Problem ist, es gibt ja doch für den Tourismus hin und wieder Fördermittel, aber auch diese sind durch das Erbbaurecht ausgeschlossen. Und so ein großes Haus wie den Winterberg aus dem Verkauf von paar Schnitzeln, das schafft man einfach nicht.
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Um den Winterberg wirtschaftlich betreiben zu können, möchte Henkenjohann den gesamten Komplex zu einem Hotel umbauen, in dem Urlauber und Rucksacktouristen gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Doch auch dieses Vorhaben steht und fällt mit der Eigentumsfrage. Ein Verkauf komme aber nicht in Frage, so Stefan Wagner vom Zentrale Flächenmanagement Sachsen.
Wagner
Der Freistaat verfolgt hier seit vielen Jahren die Linie, dass bedeutsame Flächen nicht veräußert werden, um auch dieses einmalige Ensemble auch entsprechend für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu halten und nicht in private Hände zu geben.
Autorin
Dem Freistaat ist das Problem durchaus bewusst. Deshalb hat man sich mit dem Wirt zusammengesetzt. Doch die Verhandlungen seien sehr komplex, so Wagner, weil das Objekt in der Kernzone des Nationalparks liegt und viele Akteure beteiligt sind, wie der Freistaat, der Landkreis und die Nationalparkverwaltung. Trotzdem hält Stefan Wagner eine Lösung für möglich.
Wagner
Natürlich ist es unser Ziel, dass hier der Betrieb natürlich gewährleistet werden soll, dass diese Möglichkeit für die Öffentlichkeit natürlich angeboten werden soll. Das gehört zum Leben im Nationalpark, das gehört dazu zum Tourismus. Wir haben eine Reihe von Lösungsvorschlägen gemacht, mehrere Verhandlungsoptionen.
Autorin
Konkreter möchte Wagner mit Hinweis auf die laufenden Verhandlungen nicht werden. Nur so viel: Eine Entscheidung soll in den kommenden Wochen fallen. Marc Henkenjohann will auf jeden Fall am Berg bleiben und hat indessen eine Spendenaktion für eine neue Kläranlage gestartet, um den Betrieb zumindest in der jetzigen Form fortzuführen.
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