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Noch 3 Vermisste nach Erdrutsch: Keine Hoffnung mehr für Rasa, Ann-Mari und Victoria

Mehr als eine Woche lang hatten die Einsatzkräfte nach ihnen gesucht, doch jetzt gibt es keine Hoffnung mehr, die drei Vermissten noch lebend zu finden: Rasa Lasinskiene, Ann-Mari Olsen-Næristorp (50) und ihre 13-jährige Tochter Victoria Emilie Foto: Privat

Oslo - Sie hatten eine Woche lang gehofft und gebetet und trotz eisiger Kälte (minus 10 Grad) und schwierigsten Erdverhältnissen nach Überlebenden gesucht. Am Dienstag kam dann die traurige Erkenntnis. Für die drei Norweger, die nach dem schweren Erdrutsch noch als vermisst galten, gibt es keine Hoffnung mehr.

Polizeikommissarin Ida Melbo Öystese am Dienstagnachmittag: „Mit großer Trauer muss ich bekannt geben, dass es keine Hoffnung mehr gibt, Überlebende zu finden. Ich kann nur erahnen, wie schmerzhaft das für die Angehörigen sein muss. Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht. Aber diese Naturkatastrophe war sehr stark. Wir haben erkannt, dass alle Verstorbenen sehr schnell ihr Leben verloren haben. Es gibt keine Hoffnung mehr."

Man suche nun nicht mehr nach Überlebenden. Allerdings hoffe man, die Toten zu finden und bergen zu können.

► Keine Hoffnung mehr für diese drei Vermissten:

Rasa Lasinskiene

Die 49-jährige Rasa Lasinskiene führte um 4 Uhr morgens ihren Hund Gassi, weil sie zur Frühschicht musste. Sie telefonierte gerade mit ihrem Mann, als sich die Erde öffnete. Von ihr fehlt jede Spur.

Ann-Mari Olsen-Næristorp und ihre Tochter Victoria Emilie Tödlich verunglückt sind mit großer Sicherheit auch Ann-Mari Olsen-Næristorp (50) und ihre 13-jährige Tochter Victoria Emilie.

Der Vater Odd Steiner Sörengen hat die Katastrophe überlebt. Am Tag danach sagte er: „Victoria war erkältet, deshalb schlief meine Frau bei ihr. Ich bin aufgewacht, weil beide in mein Zimmer kamen und riefen, dass wir das Haus verlassen müssen. Ich dachte, dass es brannte und lief hinter ihnen die Treppe hinunter. Als ich auf den letzten Stufen war, hörte ich hinter mir, wie es krachte. Ich glaube, die beiden waren in dem Moment schon draußen. Das Haus stürzte hinter mir ein. Dann krachte es noch mehr. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, auf dem Dach des Hauses zu stehen. Aber ich stand draußen. Um mich herum sah ich nur noch Wände. Nachbarn kamen mit einer Decke. Ich habe nach meiner Frau gerufen, aber ich bekam keine Antwort."

Victorias Großmutter Britt Næristorp sagte am Tag nach der Katastrophe: „Das ist der schlimmste Tag in meinem Leben." Aber damals hoffte sie noch auf ein Wiedersehen mit der Tochter und ihrem Enkelkind. Jetzt ist auch diese Hoffnung gestorben.

Am Montag war bestätigt worden, dass die rutschenden Erdmassen auch eine ganze Familie ausgelöscht haben: Björn-Ivar Grymyr Jansen (†40) und sein Töchterchen Alma (†2) waren bereits am Wochenende tot geborgen worden. Am Montag war klar: Auch seine Frau Charlot (†31) ist unter den geborgenen Toten gehört. Sie war hochschwanger. Das zweite Kind der Familie sollte im Februar zur Welt kommen.

Die Horror-Nacht

Am 30. Dezember frühmorgens um 4 Uhr hatte sich in Gjerdrum (Norwegen), rund 40 Kilometer nordöstlich von Oslo der Boden aufgetan: Plötzlich sackte ein ganzer Hügel weg, riss ein 300 Meter breites und 700 Meter langes Loch ins Erdreich. Dutzende Häuser und Wohnungen wurden mitgerissen und zerstört.

Zehn Menschen wurden getötet, zehn weitere verletzt. Nach Angaben der norwegischen Behörden war ein Gebiet von insgesamt etwa 280 000 Quadratmetern ins Rutschen geraten. Mehr als tausend Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Einige von ihnen konnten mittlerweile in ihre Häuser zurückkehren.

Vermutlich hat „Quickton", ein geologisches Phänomen, das man aus Skandinavien, Russland und Kanada kennt, die Katastrophe ausgelöst. Umfangreiche Untersuchungen sollen nun zeigen, was passiert ist und ob man es versäumt hat, den Untergrund am Ortsrand abzusichern.

Gefährliche Rettungsarbeiten

Der Entschluss, die Suche nach Überlebenden jetzt einzustellen, war wichtig, da die Rettungsmannschaften anschließend freier arbeiten konnten.

Bei ihren Arbeiten versuchten sie bisher, weitere Einstürze zu vermeiden, um die Verschütteten nicht zu gefährden. Dabei setzten sie selbst ihr Leben aufs Spiel. So kam es Dienstagvormittag an der Unglücksstelle zu einem kleineren Rutsch, vor dem sich die Suchmannschaften in Sicherheit bringen mussten.
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