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Aviciis Mutter spricht erstmals über den Tod ihres Sohnes - „Die Trauer ist manchmal nicht zu bewältigen"

Am 20. April 2018 nahm sich Tim Bergling, der weltweit unter dem Namen Avicii bekannt war, das Leben. Er wurde nur 28 Jahre alt. Für seine Mutter - die Schauspielerin Anki Lidén (73) - begann die schwerste Zeit ihres Lebens. Nach langen Überlegungen hat sie sich nun dazu entschlossen, der schwedischen Zeitung „Aftonbladet" ein Interview über ihre Trauer, ihre Stiftung und über ihr Leben zu geben.

Avicii als Teenager mit seiner Mutter Anki LidénFoto: picture alliance / IBL Schweden

„Es war traumatisch. Ich war vom Schock wie betäubt". So beschreibt sie die erste Zeit nach dem Tod ihres Sohnes. „Es war auch turbulent, weil so viele Dinge folgten. So viele fantastische Menschen teilten unsere Trauer. Wir spürten die Liebe zu Tim, es kamen Briefe aus der ganzen Welt, in der die Menschen schrieben, was Tim ihnen bedeutet hat. Ich fühlte eine große Dankbarkeit."

Trotzdem griff sie in ihrer Trauer immer wieder zur Flucht. „Ich habe alle Streamingdienste, die man haben kann, Netflix usw. Ich habe mir alles mögliche angeschaut, um abschalten zu können. So konnte ich der Realität für einige Zeit entfliehen."

Für sie war es eine Selbstverständlichkeit, über den Selbstmord offen zu reden. „Es gab keinen Grund, die Wahrheit zu verschleiern. Wir wollten erzählen, wie Tim war. Es gab nicht viele Menschen, die über seine Probleme Bescheid wussten." Dazu kamen noch ganz andere Sorgen. Im Winter stürzte sie in der Wohnung und brach sich das Becken. Der Bruch war so schlimm, dass sie zwei Monate im Krankenhaus verbringen musste. „Man konnte nicht operieren. Der Bruch sollte von selbst zusammenwachsen. Ich durfte mit dem einen Bein sechs Wochen nicht auftreten."

Der schwedische DJ Avicii begeisterte Millionen. Er selbst litt unter dem extremen StressFoto: Getty Images Entertainment/Getty

Weiter erzählt Lidén: „Viele glauben, dass es einem in der Trauer nach zwei Jahren besser geht, aber bei mir ist es nicht so. Ich kann manchmal immer noch nicht fassen, dass er weg ist. Manchmal geht es mir heute viel schlechter als damals kurz nach seinem Tod. Es ist schlimmer auf eine andere Art, nun begreife ich langsam, was passiert ist. Ein Kind zu verlieren ist einfach schrecklich. Der Schock und das Trauma sitzen tief."

Außerdem hilft ihr die Arbeit mit der Stiftung Tim Bergling FoundationTrotz ihrer Arbeit - die Trauer um ihren toten Sohn überschattet ihr Leben bis heute. „Es gibt ein Leben vor und ein Leben nach Tim. Seine Musik kann ich bis heute noch nicht hören. Dann fange ich nur an zu weinen." , die das Verständnis für Selbstmordgefährdete und deren Angehörigen fördern soll.

Danach kam Corona. Aufgrund ihres Alters dürfen sie und ihr Mann Klas - der Vater von Tim - keine anderen Leute treffen. Beide leben seit März zurückgezogen. „Wir sehen nicht viele Leute. Mein Sohn Anton spricht mit mir jeden Morgen über Facetime, er hat dabei mein Enkelkind auf dem Schoß. Das finde ich sehr nett."

Auf einem Gedenkkonzert für seinen Sohn im Dezember 2019 hielt Klas Bergling eine Rede. Das Geld aus den Ticketerlösen für das Konzert kam psychisch Kranken zuguteFoto: Michael Campanella / Getty Images

„Wir begannen damit im Herbst. Das Interesse ist sehr groß, wir wollen nun mit verschiedenen großen Organisationen zusammenarbeiten. Es soll kostenfreie Hilfe und Chaträume geben. Junge Leute, die in einer Krise sind, brauchen Hilfe, egal wo sie sind. Der Bedarf nach schneller und vorbeugender Hilfe ist überall sehr groß. Wir hoffen, dass wir hier etwas tun können."

Depressiv? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe

BILD berichtet in der Regel nicht über Selbsttötungen, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Wenn Sie selbst depressiv sind, Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de).

Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

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