Stockholm - Wie konnte der Attentäter aus dem Lkw entkommen, nachdem er ihn in das Kaufhaus gerammt hatte? Das fragten sich am Samstag die meisten Stockholmer angesichts der zerstörten Fahrerkabine.
Als Bilder des vorn ausgebrannten Bier-Lastwagens gezeigt wurden, wollte man es kaum noch glauben. Der Terrorist hatte offenbar nur so leichte Verletzungen, dass er nach seiner schrecklichen Tat stundenlang der Polizei entkommen konnte.
Der Bier-Lastwagen ist vorn zerstört und ausgebrannt. Trotzdem kam der Terror-Fahrer rausFoto: MAJA SUSLIN / AFP
Allerdings hinterließ er auf seiner Flucht eine Blutspur. Per Überwachungskamera konnte der Weg des Täters deshalb genau verfolgen. Als Tatverdächtiger gilt ein 39 Jahre alter Usbeke, der schließlich gefasst wurde.► 14.53 Uhr - der Lkw kracht in das Kaufhaus Åhléns.
► 14.54 Uhr - nur 20 Meter vom Kaufhaus entfernt ist ein U-Bahneingang. Der Täter fährt die Rolltreppe hinunter und will dort über die so genannte grüne Linie die Stadt verlassen. Die Bahn fährt ihm vor der Nase davon. Er läuft deshalb durch die gesamte Haltestelle und kommt am anderen Ende mit der Rolltreppe bei der Station Vasagatan wieder nach oben.
Es ist jetzt ca. zehn Minuten nach dem Anschlag. Während am Kaufhaus die Verletzten Erste Hilfe bekommen, läuft der 39-Jährige einige Hundert Meter weit bis zum Platz Norra Bantorget am Bahnhof. Dort biegt er links ab, hinein in das Bahnhofsgelände. Er schafft es zum Arlanda-Zug, der Passagiere vom Hauptbahnhof zum internationalen Flughafen bringt.20 Minuten später ist er in Arlanda - dort nimmt er einen Bus der Linie 583 und fährt in die nördliche Vorstadt Märsta. Er steigt aus und geht ein paar Hundert Meter bis zu einer Tankstelle, die Circle K heißt. Dort erkennt ihn offenbar ein Augenzeuge, der das Fahndungsfoto der Polizei gesehen hat.
Aufnahmen aus einer Überwachungskamera. Dieser Mann soll sich zur Tatzeit in der Nähe der Einkaufsstraße aufgehalten haben. Es ist bisher nicht bestätigt, dass er der Täter istFoto: HANDOUT/EPA/REX/Shutterstock
Die Polizei ist dem Verdächtigen längst auf der (Blut-)Spur. Die Fahnder wissen, dass der Täter nördlich von Stockholm sein muss. Der Bahnhof wird gesperrt, es sollen keine Züge mehr gehen, der 39-Jährige soll keine weiteren Fluchtmöglichkeiten haben. Ein weiterer Zeuge meldet den Aufenthaltsort des Verdächtigen.Schließlich wird der 39-Jährige festgenommen. Er soll verletzt gewesen sein, allerdings nannte die Polizei bei ihren Pressekonferenzen dazu keine Details.
Am Samstag strömten Tausende Stockholmer zum Ort des Schreckens, legten Blumen nieder und zeigten ihr Mitgefühl. Bereits in der Nacht hatten die Stockholmer demonstriert, wie sehr sie zusammenhalten. Da der ganze Nahverkehr eingestellt worden war, kamen viele nicht nach Hause. Unter dem Hashtag #OpenStockholm halfen die Bürger sich gegenseitig, viele boten Transport- und Übernachtungsmöglichkeiten an. Live-TickerMedien: Drei weitere Festnahmen
Schwedische Medien berichten von weiteren Festnahmen. Demzufolge hätten Zivilpolizisten und Spezialeinheiten am Samstagnachmittag bei zwei Einsätzen drei Personen in Gewahrsam genommen.
Hier raste der Lkw in die Fußgänger
Eines der vier Todesopfer des mutmaßlichen Terroranschlags in Stockholm ist identifiziert. Die Ermittler hätten die Angehörigen benachrichtigt, sagte eine Polizeisprecherin. Zu Geschlecht und Alter des Opfers wollte die Sprecherin keine Angaben machen. Informationen über die anderen drei Opfer werde die Polizei erst herausgeben, wenn die Angehörigen informiert seien.
Bekannte des Verdächtigen von Stockholm: Er war kein FanatikerEine Bekannte des Tatverdächtigen hat den 39-jährigen Usbeken als „ganz normalen Arbeiter" bezeichnet. Er sei „kein religiöser Fanatiker", sagte die Frau der Tageszeitung „Dagens Nyheter" (Samstag). Sie gab an, dem usbekischen Landsmann ihre Postadresse zur Verfügung gestellt zu haben.
Vor einiger Zeit habe ein gemeinsamer Bekannter sie gefragt, ob der Mann seine Post an ihre Adresse schicken lassen könne, und sie habe zugestimmt.
„Wir Usbeken helfen einander", sagte die Frau dem Blatt. Sie habe in den vergangenen Jahren nur bei der Übergabe der Post Kontakt mit dem Mann gehabt. Zuletzt habe sie ihn im Sommer 2016 gesehen.
Behörden erwarten langwierige ErmittlungenDie Behörden stellen sich auf lange Untersuchungen ein: „Das ist eine umfassende Ermittlung, die lange dauern wird", sagte Dan Eliasson, Chef der schwedischen Polizei. Dabei bekämen die Beamten auch Hilfe aus dem Ausland. „Wir haben breite internationale Unterstützung", sagte der Polizeichef weiter. Auch mit Ministerpräsident Stefan Löfven und seinem Kabinett stehe man in ständiger Verbindung: „Wir teilen alle unsere Untersuchungsergebnisse mit der Regierung."
Blutspur führte zu TäterNach seiner Tat floh der Angreifer aus dem Lkw, lief die U-Bahn runter und kam am nächsten Aufgang wieder hoch. Der 39-Jährige ist Familienvater und war polizeilich gemeldet, aber wohnte nicht mehr bei seiner Familie. Er kam nur noch, um seine Post zu holen. Laut „Expressen" wollte ihn die Familie dort nicht mehr haben.
Undvik att besöka centrala Stockholm Polisen uppmanar allmänheten att undvika att besöka centrala Stockholm till... https://t.co/thmdLowBHT
- Polisen Stockholm (@polisen_sthlm) April 8, 2017 Sprengstoff in LKW gefunden?Laut dem öffentlich-rechtlichen TV-Sender „SVT" hat die Polizei im LKW eine Tasche mit explosiver Flüssigkeit gefunden. Der Sender bezieht sich auf „mehrere Polizeiquellen" . Weitere schwedische Medien melden ebenfalls Sprengstofffunde. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.
Polizei: Stockholmer Attentäter gefasstDie schwedische Polizei geht nach eigenen Angaben davon aus, dass bei dem Lkw-Anschlag in Stockholm der unter Terrorverdacht festgenommene Mann den Lastwagen steuerte.
„Wir haben den Verdacht, dass der Mann, der festgenommen wurde, der Angreifer ist", sagte Polizeisprecher Lars Byström am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Nach dem Anschlag vom Freitag mit vier Toten und 15 Verletzten waren insgesamt zwei Männer festgenommen worden.
Zweite Festnahme nach TerroranschlagNach dem Lkw-Angriff in Stockholm ist am frühen Samstagmorgen ein Mann wegen des Verdachts eines „Terroraktes" in Gewahrsam genommen worden.
Bei dem Mann handele es sich um den am Freitagabend in Märsta im Norden Stockholms festgenommen Mann, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur AFP. Der Zeitung „Aftonbladet" zufolge handelt es sich um einen 39-jährigen Usbeken, der ein Sympathisant der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (ISIS) sei.
„In dieser schwierigen Stunde trauern die Russen gemeinsam mit dem schwedischen Volk."
Wladimir Putin, Russlands PräsidentFoto: Sergei Karpukhin / dpa
Washington - Die USA haben den mutmaßlichen Terroranschlag in Schweden scharf verurteilt.
Der Sprecher des Außenministeriums, Mark Toner, sprach den Angehörigen der Opfer am Freitag zudem sein Mitgefühl aus.
„Solche Angriffe sollen die Saat der Angst säen, aber in Wirklichkeit bestärken sie uns nur in unserer gemeinsamen Entschlossenheit, den Terrorismus weltweit zu bekämpfen", erklärte er.
Die USA stünden bereit, der schwedischen Regierung Hilfe bei den Ermittlungen anzubieten.
Video zeigt verzweifelte Flucht vor dem Todes-Lkw Polizei: Festgenommener hat den Lkw nicht gesteuertNach dem Lkw-Anschlag in Stockholm fahndet die Polizei weiter nach dem Täter.
Ein am Freitagabend in einem Vorort von Stockholm festgenommener Mann sei nicht derjenige, der den Lkw durch eine Menschenmenge in der Innenstadt gesteuert habe, erklärte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz.
Schweden führt Grenzkontrollen wieder einStockholm - Die Polizei in Schweden hat auf einer Pressekonferenz weitere Details zu dem Anschlag und den Ermittlungen bekanntgegeben.
► Unter anderem hat das Land Grenzkontrollen wieder eingeführt.
Stefan Hektor, Sprecher der Behörde „Nationale Operative Einheit (NOA): „Es gibt 4 Tote, 15 Verletzte. Unsere Arbeitshypothese ist, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Deshalb sind alle Polizeibehörden involviert. Wir haben auch Grenzkontrollen eingeführt. Dieser Entschluss wurde von der Regierung unterstützt. Wir müssen die Menschen, die ausreisen, kontrollieren können."
Stockholms stad öppnar lokaler för de som inte kan ta sig hem på grund av störningarna i kollektivtrafiken. https://t.co/oo9sw3N8V2
- Krisinformation.se (@krisinformation) April 7, 2017 Schweden-Premier: Anteilnahme im TV Beamte in Schutzkleidung bergen die Leichen Weitere Meldungen laden PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!