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Harald & Sonja: Eine königliche Liebe
Foto: dpa Picture-Alliance
Doch sie mussten für ihre Liebe kämpfen. Dies ist ihre Geschichte:
König Olav saß in seinem Lehnstuhl in „Kongseteren" - dem königlichen Winteranwesen oberhalb Oslos - und schaute Nachrichten. Es war der 17. Januar 1991. Der Golfkrieg war ausgebrochen, und zum ersten Mal überhaupt wurden Bilder eines Kriegs direkt übertragen. Da sackte er zusammen. König Olav starb an einem Herzinfarkt. Er war 92 Jahre alt.„Er war wirklich davon überzeugt, dass der dritte Weltkrieg ausbrechen würde", erklärte sein Sohn Harald später. „Wir sagen immer, dass er das erste Todesopfer des Golfkriegs war."
Als Harald das Zimmer mit seinem toten Vater verließ, sprach ihn der Arzt mit „Majestät" an. Eigentlich hätte Harald nun begreifen müssen, dass er jetzt der König der Norweger ist - aber es dauerte einige Zeit, bis er das in vollem Umfang verstanden hatte.Die nächsten Tage verliefen genau nach Protokoll. Harald legte den Eid auf das Grundgesetz ab und erhielt den Titel „Seine Majestät König Harald V. von Norwegen". Gleichzeitig übernahm er den Wahlspruch seines Vaters: „Alles für Norwegen". Es war eine Zeit der Trauer. Für Norwegen war nicht nur der alte König gestorben, eine Epoche war zu Ende gegangen. Erst am 23. Juni fand im Dom zu Trondheim dann die Segnung des Königspaars statt, eine norwegische Tradition, die eine eigentliche Krönung ersetzt.
„Das Erbe meines Vaters zu übernehmen, war keine einfache Aufgabe für mich", gestand König Harald später, während Königin Sonja rückblickend meint, dass man sich darauf gar nicht vorbereiten kann. „Man lernt es aber mit der Zeit." Hinter den Kulissen brodelte esNorwegens Königspaar wirkt unter den europäischen Monarchen am bürgerlichsten, bravsten und auf manche auch am langweiligsten. Man sieht Harald und Sonja bei Wintersport-Events, bei Ausstellungseröffnungen, bei Konzerten und bei ihren Rundreisen durchs Land, wenn sie die kleinen, abgelegenen Dörfer an den Fjorden und im Fjell besuchen. Harald angelt und segelt gerne, Sonja vertreibt sich die Zeit mit Fotografieren und Ski-Langlauf.
Die beiden wirken wie ein biederes Ehepaar mit besonderen Lebensumständen. Aber was nach außen so idyllisch und brav aussieht, hat hinter den Kulissen ganz andere Dimensionen.Harald und Sonja hatten kein einfaches Leben. Immer wieder gab es Kämpfe und Krisen.
Schon die Liebesgeschichte der beiden war äußerst dramatisch. Neun Jahre hatten sie um ihre Liebe kämpfen müssen und sich immer wieder getrennt, weil es offenbar keine gemeinsame Zukunft gab. König Olav wollte keine bürgerliche Schwiegertochter akzeptieren. Er lehnte die Beziehung so intensiv ab, dass nicht einmal Gespräche darüber möglich waren, und der Hof regelmäßig Dementis an die Presse verteilte, was vor allem Sonja sehr verletzte.Als mit der Zeit aber klar wurde, dass Harald dann überhaupt nie heiraten würde, gab Olav schließlich nach. Am 29. August 1968 konnten sich Harald und Sonja endlich das Ja-Wort geben.
Bei Hof kein Platz für SonjaDas Paar schwebte nach der Traumhochzeit jedoch nur kurz auf einer rosa Wolke. Harald segelte oft und war manchmal wochenlang nicht zuhause. Sonja fühlte sich alleine und einsam. Das Paar bekam zwei Kinder, aber Sonja erlitt auch Fehlgeburten, von denen die Öffentlichkeit erst Jahrzehnte später erfuhr, als zu ihrem 70. Geburtstag ihre Biografie veröffentlicht wurde.
Außerdem fühlte sich Sonja bei Hof nicht richtig willkommen. König Olav war bereits 1954 Witwer geworden, seine Mutter - Norwegens Königin - war in den 30er Jahren gestorben. Der norwegische Hof war ein frauenloser Hof und erinnerte nach Aussage von Historikern an ein „Militärlager". Königin Sonja: „Für mich gab es nicht einmal einen Schreibtisch." Als sie ihren Schwiegervater um ein eigenes Büro bat, antwortete er: „Was willst du mit einem Arbeitszimmer? Wo soll das überhaupt sein?" Es dauerte acht Jahre, bis der Hof ihr endlich einen eigenen Schreibtisch zugestand. In der Ehe flogen die Fetzen Auch die Ehe wurde immer schwieriger. Sonja reiste oft nach Paris zu Freunden, und Gerüchte von Trennung machten die Runde. Selbst Geburtstage wurden nicht mehr gemeinsam gefeiert. Harald und Sonja schienen in verschiedenen Welten zu leben. Wenn sie sich trotzdem trafen, wurde es problematisch. Bei einem gemeinsamen Segelausflug bekamen sich Sonja und Harald dermaßen in die Haare, dass die Besatzung die beiden festhalten musste - Harald und Sonja jeweils an einem Ende der Jacht! „Es dauerte Jahre, bis wir wieder gemeinsam ein Boot bestiegen", gestand König Harald später.Anfang der 80er Jahre soll die Situation so schlimm geworden sein, dass Harald sogar bei der Regierung anfragte, was bei einer Scheidung zu beachten sei.
Dazu kamen noch andere Sorgen. Bei einer Reise nach Tansania sollte der damals dreijährige Haakon entführt werden. Außerdem nahm sich auch noch Sonjas Schwester das Leben und hinterließ vier Kinder.Aber Harald und Sonja packten alle Krisen. Sie besuchten einen Eheberater, machten gemeinsam eine Therapie und fanden wieder zueinander. Als sie 1993 ihre Silberne Hochzeit feierten, sagte König Harald in seiner Ansprache: „Wir wirken harmonisch, aber auch bei uns verläuft nicht automatisch alles gut. Selbst in einer Ehe, die auf gegenseitiger Liebe aufbaut, kann es passieren, dass sich Ehepartner gegenseitig verletzen. Man muss verzeihen können. Die Ehe und die Familie waren es mir wert, darum zu kämpfen."
Verständnis für die Liebe Sonja und Harald haben ihre schwierige Anfangsphase und die problematischen Jahre danach nie vergessen. Wahrscheinlich hatten sie deshalb großes Verständnis für die ungewöhnlichen Lebensentscheidungen ihrer beiden Kinder.Prinzessin Märtha Louise verliebte sich in den Schriftsteller Ari Behn, der in Norwegen als Enfant Terrible der Kulturszene gilt, und heiratete ihn. Außerdem gab Märtha Louise ihren Titel „königliche Hoheit" auf und verzichtete damit auf alle Apanage-Ansprüche. Ihr Traum von einer „Engelsschule" war ihr wichtiger als staatliche gesicherte Einnahmen. Heute ist sie weltweit für ihren Glauben an Schutzengel bekannt, sie „heilt" und lehrt in einer Schule den Kontakt zu Engeln.
Komplizierter war es mit Kronprinz Haakon, der sich in die allein erziehende Mutter Mette-Marit verliebte, die auch noch eine chaotische Vergangenheit mit Drogen und wilden Festen hatte. Dass Mette-Marit trotzdem der Weg bei Hof so problemlos geebnet wurde, ist vor allem Königin Sonja zu verdanken.„Ich habe selbst erlebt, wie grausam es ist, nicht akzeptiert zu werden. Der König und ich wollten Mette-Marit von Anfang an ein anderes Gefühl vermitteln. Sie ist willkommen. Wir haben Vertrauen zu ihr."
25 Jahre Thron - ein WinterfestUmfragen zeigen, dass König Harald das mit Abstand beliebteste Mitglied des Hofs ist. 2014 fanden 40 Prozent der Befragten: Er macht den besten Job bei Hof. Kronprinz Haakon erhielt im Vergleich dazu nur 21 Prozent der Stimmen. König Harald gilt als volksnah, als ein Mann, der die Norweger versteht und weiß, was in ihnen vorgeht. Seine Ansprachen und sein Mitgefühl bei Katastrophen und in Krisenzeiten wirken eindringlich und überzeugend.
Deshalb wird auch das Thronjubiläum so volksnah wie möglich gefeiert. Der gesamte Platz vor dem Osloer Schloss wurde zu einem riesigen Wintersport-Paradies für Groß und Klein umgewandelt. Sogar Mini-Skischanzen wurden aufgebaut. Auch wenn es in den vergangenen Jahrzehnten einiges an Stress und Sorgen gab - das Jubiläum soll ein richtiges Winterspaß-Fest werden. Es wird aber auch an den vor 25 Jahren verstorbenen König Olav gedacht werden. Alle Festteilnehmer sind dazu aufgerufen, Lichter und Kerzen mitzubringen, denn man plant einen Lichterzug für ihn.