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Reportage spécial

ESC: Kiew sucht den Regenbogen

Der Eurovision Song Contest hält in dieser Woche die ukrainische Hauptstadt Kiew unter Strom. Die Stadt bemüht sich um das Bild von Offenheit und Vielfalt - doch nicht immer läuft alles wie geplant.

Früher nannte man ihn „Bogen der Völkerfreundschaft“: Das Monument ist 60 Meter lang und wurde 1982 in der Nähe des Kiewer Maidans als Symbol der russisch-ukrainischen Freundschaft errichtet. Im Relief der grauen Titankonstruktion war schon immer eine Regenbogenform erkennbar.

Nun soll dieser Bogen während des European Song Contests (ESC), der vom 7. bis zum 13. Mai in Kiew stattfindet, bunt erstrahlen. Eine PR-Agentur hat im Auftrag der Kiewer Stadtverwaltung das Monument neu gestaltet, passend zum Motto des diesjährigen ESC: „Celebrate diversity“ („Vielfalt feiern“). Der neue Name lautet: „Bogen der Vielfalt“.

Weil die sowjetische Konstruktion nur fünf Streifen hatte, verzichtete man, als man dem Bogen nun einen Anstrich verpasste, auf die Farben Rot und Blau. Schon diese Entscheidung sorgte für Spott im Netz. Es hieß, nicht mal ein Regenbogen sehe in der Ukraine wie ein Regenbogen aus. Danach bekamen die Kuratoren des Projekts ernstere Probleme: Ukrainische Nationalisten attackierten die Malerarbeiten, weil sie im Regenbogen ein Symbol der LBGTI-Bewegung sahen. Auch die alte Bronzeskulptur, die einen ukrainischen und einen russischen Arbeiter zeigt, sah ihnen unter diesem Bogen plötzlich verdächtig nach einem schwulen Paar aus.

Die Umdeutung von Denkmälern hat Tradition in der postsowjetischen Ukraine. Schon früher gab es Diskussionen darüber, wie der Bogen sich „entkommunisieren“ ließe. Von der „russisch-ukrainischen Freundschaft“ ist in Kiew jedenfalls so gut wie nichts mehr zu spüren. 2014 annektierte Russland die Krim, der Krieg im Osten der Ukraine dauert schon mehr als drei Jahre. Da wundert es nicht, dass auch der ESC politisiert ist.
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