Die Großstadt Mariupol liegt an der Grenze zu den ostukrainischen Kriegsgebieten. Plötzlich wird es zum Trend, dort zu heiraten.
Von Inga Pylypchuk
Hochzeitsromantik sieht anders aus. Elena trägt keinen Brautschleier, kein Make-up, nicht einmal ein weißes Kleid. Stattdessen: Jeans, einen gestreiften Pulli, in der Hand eine Reisetasche. Die 45-Jährige klopft an einer Tür, an der ein goldenes Schild mit roten Schriftzug prangt: Ehe in 24 Stunden. „Wir sind schon da," sagt Elena. „Warten Sie kurz," antwortet eine junge weibliche Stimme hinter der Tür. Elena ist müde von der Reise. Um 5 Uhr ist sie mit Viktor von Nowyj Swit (Neue Welt) nahe Donezk losgefahren, um rechtzeitig zur Hochzeitsanmeldung um 8.30 Uhr in Mariupol anzukommen. Eigentlich sind es nur 135 Kilometer, eine Zweistundenfahrt. Aber es ist Krieg im Osten der Ukraine. Eine Reise voller Unwägbarkeiten, bei der man mit Warteschlangen an den Checkpoints rechnen muss. Bei der Bewaffnete auf beiden Seiten Fragen stellen, Papiere überprüfen. Zuerst die „prorussischen Separatisten", dann die ukrainischen Soldaten.
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