Es ist Mittagszeit in Toljatti, einer Stadt an der Wolga, rund tausend Kilometer südöstlich von Moskau entfernt. In einer alten Garage stehen etwa zehn Männer Schlange. Swetlana, die Frau hinter der improvisierten Bartheke in schwarzem T-Shirt und Sporthose, hat seit fünf Uhr morgens für sie gekocht.
Drei Tische, ein kleiner Herd, Regale mit Bierflaschen und ein Fernseher, der mit voller Lautstärke dröhnt, finden irgendwie Platz in einem Raum, der ursprünglich für höchstens ein Auto gedacht war.
Alle Kunden, die bei Swetlana Mittag essen, arbeiten in den Garagen. Tritt man auf die Straße, gleitet der Blick an einer schier unendlich langen Reihe solcher Parkhäuser entlang, viele davon vier- oder fünfstöckig. Zwei kräftige Männer laden im Hof ein Sofa auf einen Wagen, dessen Reifen im Schlamm einsinken. In Toljattis Garagen wird alles Mögliche produziert: Möbel, Kleidung, Musikinstrumente, Lebensmittel, Autoteile, Fenster und Baustoffe.
Die Menschen, die hier arbeiten, nennt man „Garaschniki“. Es ist eine Parallelwelt, die nach eigenen ungeschriebenen Regeln lebt.
Von Inga Pylypchuk und Julia Smirnova
........