Man realisiert jetzt erst, dass man als Vertreterin der Bürger*innen die Lebensrealität von so vielen Menschen hoffentlich zum Besseren gestalten kann. Das ist eine riesige Ehre.
Das zeigen auch die Rückmeldungen in den sozialen Medien, gerade von jungen bisexuellen Menschen, die sagen: „Zu sehen, dass jemand von uns da sitzt und hoffentlich auch Politik für unsere Rechte macht, gibt Hoffnung."
Sie haben bereits oft auf die Diskriminierung von Bisexuellen hingewiesen. Welche Vorurteile gibt es? Ich glaube, das stärkste Vorurteil ist, dass Bisexualität häufig nicht ernst genommen wird. Bisexuellen wird vorgeworfen, dass es bloß eine Phase sei, sie sich nicht entscheiden könnten oder irgendwo zwischen den Sexualitäten ständen.
Bisexualität wird nicht als eigene Sexualität verstanden. Und gerade bisexuelle Frauen bekommen öfter zu hören, dass sie das nur tun würden, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder herum zu experimentieren. Da gibt es noch viel zu tun - gesamtgesellschaftlich, aber auch innerhalb der queeren Szene. Das „B" in „LGBT" ist da nicht durch Zufall reingerutscht, sondern ein Teil unserer Community.
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Wir wollen außerdem das diskriminierende Blutspendeverbot für schwule, bisexuelle und trans Männer endlich abschaffen und lesbische Mütter und Regenbogenfamilien gleichstellen. Wir wollen queere Geflüchtete besser schützen und für mich ist ganz wichtig: Wir müssen endlich das pathologisierende Transsexuellengesetz in die Vergangenheit verbannen und ein Selbstbestimmungsrecht für die Zukunft schaffen.
Im Bundestag will Lang sich unter anderem für die Abschaffung des Blutspendeverbots und eine Reform des Abstammungsrechts... Foto: imago images[Lesen Sie auch: Diverses Parlament? Im Bundestag sind LGBTI-Abgeordnete noch immer unterrepräsentiert (T+)]
Wie sieht es Ihrer Meinung nach insgesamt mit queerer Repräsentanz im Bundestag aus - reicht das oder müsste es mehr sein? Es könnte auf jeden Fall noch mehr sein, aber ich würde sagen, dass wir mit dieser Bundestagswahl einen riesigen Schritt nach vorne gegangen sind. Dass mit Tessa Ganserer und Nyke Slawik die ersten trans Frauen im Parlament sitzen, ist großartig. Es sind viele junge queere Abgeordnete eingezogen. Es gibt jetzt die Möglichkeit für eine Regierung, die queere Rechte ernsthaft voranbringt. Vor uns liegen jetzt herausfordernde Sondierungsverhandlungen, aber für queere Themen und die Community kann die Bundestagswahl 2021 zum Meilenstein werden.