Die „Nationale Digitale Lernarena", kurz NDLA, sorgt Norwegen seit über zehn Jahren dafür, dass ein Teil der öffentlichen Ausgaben für Lehrmittel dafür verwendet wird, offene Bildungsmaterialien (OER - Open Educational Resources) zu produzieren und zu verbreiten. Diese beispielhafte OER-Förderung ist gesetzlich geregelt.
Die NDLA ein Gemeinschaftsprojekt von 18 norwegischen Provinzen. Der Erziehungswissenschaftler Frank J. Müller hat das Erfolgsprojekt vor Ort untersucht und einen Bericht darüber geschrieben. Wir fragten ihn, was Bildungspolitiker*innen, Schulbuchverlage und die OER-Community vom norwegischen Modell lernen können.
iRights.info: Was hat Sie an der NDLA besonders interessiert?Frank J. Müller: Das Besondere an der NDLA ist, dass wir durch die Arbeit des norwegischen Teams über umfangreiche Erfahrungen mit einer staatlich finanzierten, groß angelegten OER-Plattform verfügen, die nunmehr 13 Jahre lang besteht. Darauf können OER-Akteur*innen hier aufbauen - sowohl was die entstandenen freien Inhalte und die genutzte freie Software als auch was die entwickelten Strukturen und Vorgehensweisen der NDLA betrifft.
Auch rechtliche Fragen wurden geklärt. Die gescheiterten Klagen der norwegischen Schulbuchverlage vor dem europäischen Freihandelsgerichtshof EFTA haben gezeigt: Wenn Länder die Gesetze entsprechend formulieren, stellt die staatliche Finanzierung einer solchen OER-Plattform keine unzulässige Beihilfe dar. Und mit der Software H5P hat die NDLA ein neues offenes Format für interaktive Bildungsinhalte geschaffen, das weltweit genutzt und gemeinschaftlich weiter entwickelt wird.
iRights.info: Sie erwähnten die norwegischen Schulbuchverlage. Was lässt sich aus deren Verhalten für deutsche Schulbuchverlage beziehungsweise den Umgang mit ihnen ableiten?Frank J. Müller: Der Großteil der Mittel von NDLA, etwa 70 Prozent, wird über offene Ausschreibungen wieder an den Markt gegeben. Das bedeutet, dass 94 Prozent des vorhandenen Schulbuchetats weiter dem Markt zur Verfügung stehen. Die norwegischen Schulbuchverlage verweigerten sich jedoch der Kooperation, so dass ein neuer Markt entstand.
Wichtig ist für deutsche Einrichtungen, nicht zu versuchen, alle Inhalte selbst zu erstellen, sondern über Ausschreibungen den Markt zu beteiligen. Um rechtliche Probleme mit den zum Teil europaweiten Ausschreibungen zu vermeiden,
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