Rheda-Wiedenbrück (hoh) - Man stelle sich vor, Bastian Schweinsteiger reist zum Länderspiel und muss für die Fahrtkosten selber aufkommen. Was für Fußballer ein undenkbares Szenario wäre, ist für Rugby-Profi Timo Vollenkemper aus Rheda-Wiedenbrück längst Normalität. Er ist Nationalspieler.
Vergangene Woche das Heimspiel gegen Polen in Berlin, an diesem Wochenende geht es nach Moldawien - Timo Vollenkemper, der für den TV Pforzheim spielt, ist viel unterwegs in diesen Tagen. Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft ist derzeit im Rahmen des European Nation Cups am Ball. Dabei handelt es sich um die höchste internationale Amateurliga. Diese findet nicht gebündelt - wie eine Fußball-Europameisterschaft -, sondern an mehreren Terminen statt.
Der gebürtige Rheda-Wiedenbrücker Vollenkemper könnte es sich auch gar nicht leisten, so lange der Uni fernzubleiben. Er studiert in Pforzheim BWL. „Ohne Moos nix los", sagt er am Telefon salopp. Wie seine Lebensplanung aussieht? „Ich möchte erfolgreich mein Studium abschließen und danach einen gut bezahlten Job finden. Wenn das mit dem Sport kollidieren würde, müsste ich dort Abstriche machen." Timo Vollenkemper hat sich damit abgefunden, dass Rugby eine „Randsportart" ist, wie er selber sagt. Einmal die Woche trainiert er mit der Nationalmannschaft, dreimal mit dem Team des Bundesligisten Pforzheim, gespielt wird am Wochenende. Und selbst mittwochs und sonntags, wenn kein Rugby ansteht, trainiert der Student im Fitnessstudio. Von nichts kommt nichts. Und von viel kommt in diesem Fall auch nichts.
„In ganz Europa . . . nein, auf der ganzen Welt hat Rugby einen anderen Stellenwert als in Deutschland", berichtet Timo Vollenkemper, der im zarten Alter von acht Jahren beim Wiedenbrücker TV zum ersten Mal ein Rugby-Ei in den Händen hielt. „Selbst in Rumänien könnte man als Profi seine Familie ernähren", erklärt der 22-Jährige. Und dennoch lebt Timo Vollenkemper einen Traum. Er spielt den Sport, den er liebt. Und das auf hohem Niveau. Er kommt viel herum und sieht etwas von der Welt. Er selbst formuliert es so: „Rugby ist mein Hobby. Und es ist ein unglaubliches Privileg, das mich mit Stolz erfüllt." Und außerdem: „Keiner kommt doch auf die Idee, einfach mal so nach Moldawien zu fliegen. Es hat den Charakter eines Abenteuers."