1 abonnement et 3 abonnés
Article

Stadt München: Gründung an der Isar

Bildbeispiel: Ein anderes Urkundenbeispiel des Mittelalters, Foto: Helga Waess

Stadt München: Gründung an der Isar - 866. Stadtgeburtstag München

 

Am 14. Juni 1158 forderte Heinrich der Löwe die Münz-, Zoll- und Marktrechte für München ein


866. Stadtgeburtstag wird am Samstag, den 8. Juni, und am Sonntag, den 9. Juni 2024 mit einer langen Erlebnismeile Mitten in der Altstadt gefeiert



München - Stadtgründungsfest. Vor 860 Jahren fing alles an! Dieser 14. Juni 1158 ging als jener Tag in die Geschichte ein, an dem die Münz-, Zoll- und Marktrechte für eine Siedlung „ apud munichen" durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt wurden. Das ist jetzt 860 Jahre her. Wie jedes Jahr, so wird auch heuer wieder das Stadtgründungsfest in der Münchner Altstadt gefeiert. Aber: Wie war das genau vor 857 Jahren? 


Bevor wir den 866. Münchner Stadtgeburtstag am Samstag, 8. Juni und am Sonntag, 9. Juni 2024 feiern, werfen wir einen Blick zurück in die Gründungsgeschichte der Stadt:


Das Hauptstaatsarchiv der Landeshauptstadt bewahrt historische Dokumente, darunter auch die offizielle Gründungsurkunde der Stadt München, den "Augsburger Schied" - darin wird erstmals "munichen" als Ort erwähnt.


Was genau im Jahr 1158 geschah, darüber streiten sich die Gelehrten bis heute.

Als Kriminalfall der Geschichte liest sich Freimut Scholz' " Die Gründung der Stadt München: Eine spektakuläre Geschichte auf dem Prüfstand" (2007 - Canaletto Verlag - ISBN 978-3000229916)). 


Alles Fehlinterpretationen, missverstandene Texte und verschrobene Überlieferungen?


Eine Urkunde bestätigt sie, die Zoll-, Münz- und Marktrechte, und zwar per kaiserlichem Signet. Auf diese Urkunde des Kaiser Friedrich I., genannt Kaiser Barbarossa, beruft sich Heinrich der Löwe, als er seine Ansprüche am neu gegründeten Markt „munichen" an der Isarfurt geltend macht.


Zuvor soll er den bischöflichen Markt und die wichtige Brücke über die Isar bei Föhring zerstört haben, um so den eigenen Handelsplatz aufzuwerten. Daher bezeichnet ihn der Freisinger Bischof in einer Urkunde als "Straßenräuber". Alles Falsch, so widerlegt Scholz nach eingehender Prüfung aller Quellen.


Heinrich der Löwe, seit 1142 Herzog von Sachsen, wurde im Jahr 1154 mit dem Herzogtum Bayern belehnt. Gar nicht so ungewöhnlich, denn den bayerischen Herzogenhut trugen ehedem bereits sein Vater Heinrich der Stolze (seit 1126) und auch der Großvater des Löwen Heinrich der Schwarze (seit 1120).


Die Welfen hatten als Adelsgeschlecht seit Welf IV, das heißt, seit 1070 auch die bayerische Herzogen-Würde inne.


Der Löwe verwaltete seine Lehen und Länder. Er dachte ökonomisch, als er - so die ältere Geschichtsschreibung - im Herbst des Jahres 1157 die Isar-Brücke bei „feringa" (Oberföhring) zerstören lies. Er verletzte zwar Rechtsbereich des Freisinger Bischofs, aber die neue die Salzhandels-Strasse ging vor. Und er wollte für den Transport des weißen Goldes in seinem Gebiet Zoll erheben und Marktsteuer einnehmen. Er wollte die Markt-, Münz- und Zollrechte.


Jeder Handel sollte fortan über nur eine Brücke an der Furt „apud munichen" (lateinsich für "bei den Mönchen") führen.


Die genannte Mönchssiedlung war vermutlich schon länger an diesem Ort und kann als Gründung des Klosters Tegernsee gesehen werden. (siehe hierzu das Buch von Karl Jorhan "Heinrich der Löwe", S. 153 f.


Zwei der wichtigsten Quellen stellen der Augsburger Schied von 1158 und das Regensburger Urteil von 1180 da. Lange Zeit vertraten die Historiker die einhellige Meinung, dass diese beiden Quellen in direkten Bezug zueinander stünden. Und das die Gründung des Marktes munichen auf der Zerstörung des Marktes Föhringen beruhe. Dem sei jedoch nicht so - so der Autor Freimut Scholz. Andere Historiker sind hier jedoch immer noch skeptisch.

"Alles nur Interpretation!?" Möge der Leser sich der Lektüre von Scholz' Buch widmen und sich selbst ein Bild machen.


Der Übergang bei den Mönchen an der Isar gab der Salzhandels-Route von Salzburg und Berchtesgaden ins Schwabenland eine neue Wegstrecke. Sie brachte Heinrich durch die anfallenden Zölle eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle.


Doch das reichte nicht. Fast im gleichen Atemzug hob „der Löwe" die angestammten Markt-, Münz- und Zollrechte der Freisinger Bischöfe auf. Schließlich hatte er das Lehen vom Kaiser bekommen.


Der Freisinger Bischof Otto muss außer sich vor Wut gewesen sein. Er erhob Klage gegen den Welfen. Und zwar bei der damals allerhöchsten weltlichen Instanz: beim Kaiser.


Otto, Bischof von Freising, gegen Heinrich, Herzog von Sachsen und Bayern

Es war das Pfingstfest des Jahres 1158, Barbarossa rüstete sich für den zweiten Italienzug, da wurde in Augsburg noch ein Reichstag abgehalten. Der "Augsburger Schied" hielt den Schiedsspruch vom 14. Juni ein für alle Mal fest:


Die erzwungene neue der Salzhandels-Straße durch München wurde für rechtmäßig erklärt. Im Gegenzug wurden dem Markt Föhring die Rechte aberkannt. Damit war der neue Übergang über die Isar bestätigt. Der Bischof von Freising wurde mit einem Kompromiss besänftigt. Er erhielt laut Urkunde fortan 1/3 der Zollabgaben und auch der Münzstätte des Ortes aput munichen. Herzog Heinrich der Löwe erhielt aber auch noch etwas: 1/3 der Freisinger Münze und zwar auch als Lehen. Und die Verwaltung der neuen Rechte? Sie wurde geteilt. Die Kontrolle über den Isar-Übergangs oblag jeweils einem bischöflichen und einem herzoglichen buchführenden Beamten. Heinrich der Löwe befestigt den Markt München und wird gestürzt

Der Marktort München unterstand Heinrich dem Löwen. Er hatte die Rechtsprechung in seinen Lehen und setzte herzogliche Richter ein. In dieser frühen Zeit, gab es keine bürgerliche Selbstverwaltung.


Dann kam das Schicksalsjahr 1180 und der Löwe wurde gestürzt.


Die Abgabe der Marktrechte blieben nach 1158 ein Dauerthema im Streit zwischen dem Bistum Freising und der herzoglichen Befestigung München.


Das Regensburger Urteil vom 13. Juli 1180

Im so genannten Regensburger Schied entzog Kaiser Friedrich I. Barbarossa dem Welfen Heinrich dem Löwen die zuvor gewährten Marktrechte von 1158 wieder.


Die Original Urkunde vom Regensburger Urteil, mit dem Signum und dem Siegel Kaiser Friedrich I. Barbarossa wird heute im Hauptstaatsarchiv der Landeshauptstadt München verwahrt.


Der Nachfolger Ottos, Albert von Freising erhielt die Markt- und Zollrechte für den Salzhandel durch München. Bis in das 13. Jahrhundert sollten die Freisinger Bischöfe diese Rechte behalten.


Dann gab sie diese an die Herzöge aus dem Hause Wittelsbach ab. Aber dies ist eine andere Geschichte. Und erst unter den Herzögen aus dem Hause Wittelsbach kam München unter eine neue Verwaltung. München erhielt ein schriftlich fixiertes Stadtrecht - Ende des 12. Jahrhunderts.


Der Ort und seine Einwohner kamen zu großem Wohlstand, denn die wichtige Salzhandels-Strasse über Salzburg, Reichenhall, Wasserburg und München nach Memmingen in Schwaben war sehr lukrativ. So dauerte es nicht lange bis eine Burganlage und natürlich die Stadtbefestigungen folgten.


Die Stadtmauer und die Altstadt Münchens


Die Stadtmauer ist nur in wenigen Resten erhalten. Die Stadttore und der Altstadtring umfassen die Altstadt Münchens, wo jedes Jahr am 14. Juni das Stadtgründungsfest mit Tanz, Spiel und Theater begangen wird.


....

Rétablir l'original