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Coronakrise: Diese Plattformen koordinieren die Nachbarschaftshilfe

Wer aktuell nicht das Haus verlassen kann, ist auf Einkaufshilfe angewiesen. (Foto: wavebreakmedia/Shutterstock)

Immer mehr Menschen bieten in der Coronakrise ihre Hilfe an. Digitale Plattformen sollen dafür sorgen, dass die Hilfe da ankommt, wo sie gebraucht wird.

Einkaufen gehen, Kinder betreuen, mit dem Hund spazieren gehen: Viele Menschen in Deutschland sind dafür aktuell auf Unterstützung angewiesen. Unter den Hashtags #nachbarschaftshilfe und #nachbarschaftschallenge finden sich zahlreiche Angebote, genau wie in lokalen Gruppen auf Facebook, Whatsapp und Telegram.

Innerhalb weniger Tage sind mehrere neue Plattformen entstanden, die Gesuche und Hilfsangebote koordinieren und beide Seiten digital vernetzen. Wir stellen sie euch vor.

Wirhelfen: Interaktive Karte sammelt Angebote

Die Plattform Wirhelfen sammelt Hilfsangebote auf einer interaktiven Karte. Am Montag ist sie online gegangen, bis Dienstagmittag haben sich 1.000 Menschen registriert. Wer Unterstützung anbietet, kann zwischen „Einkaufen gehen", „Kinderbetreuung" und „Dinge teilen" wählen - bei Letzterem geht es sowohl um Materielles, etwa Desinfektionsmittel, als auch um Immaterielles, wie Zeit zum Reden oder Fahrservices.

Die Seite soll vorhandene Initiativen bündeln. Dafür sprechen die Betreiber aktuell mit lokalen Nachbarschaftsorganisationen und Behörden.

Helpunity: Bundesweite Plattform und App

Ein weiteres bundesweites Portal steht in den Startlöchern: Helpunity besteht aus einer Plattform, die über Projekte informiert, und einer App, die über einen Feed Hilfsangebote und Gesuche koordiniert. Die App soll im Laufe der Woche online gehen und richtet sich auch an Unternehmen mit Personalengpässen. Höfe oder Supermärkte könnten so in ihrer Region nach temporären Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen.

Auf der Plattform gibt es schon jetzt ein FAQ zum Thema Corona sowie eine Übersicht über digitale Fitness- und Weiterbildungskurse und Unterhaltungsangebote. „Zwei Wochen allein in Quarantäne zu sein, kann sehr belastend sein. Digitale Meetups und Live Streams können hier unterstützen", sagt Carina Stoettner von Helpunity.

nebenan.de: Nachbarschaften mobilisieren sich

Auf dem Nachbarschaftsportal nebenan.de können sich Nachbarinnen und Nachbarn vernetzen. Das Portal hat nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Mitglieder in 400 Städten. In zentralen Großstadtlagen erreiche man damit bis zu 40 Prozent aller Haushalte. „Wir beobachten eine Welle der Solidarität", teilt nebenan.de mit. Am letzten Wochenende hätten sich dort fünfmal so viele neue Nutzerinnen und Nutzer registriert wie üblich. Die Aktivität auf der Plattform habe sich verdoppelt.

Um auch Menschen zu erreichen, die nicht registriert oder generell nicht digital vernetzt sind, stellt nebenan.de Zettel für Briefkästen oder Hausflure zum Download bereit. Damit lässt sich analog und diskret Hilfe anbieten oder anfragen.

Coronaport: 15-Jähriger startet Portal für Berlin

Der 15-jährige Noah Adler aus Berlin hat die Plattform Coronaport gestartet. Dort können sich hilfsbereite Menschen in eine Liste eintragen. Inzwischen haben sich etwa 1.000 Berliner registriert. Sie bieten Einkaufshilfe, körperliche Arbeit, Kinderbetreuung, persönliche Betreuung oder Hilfsgüterverteilung an.

Adler will mit der Seite schnell und einfach helfen. Im geht es vor allem um Menschen aus Risikogruppen, die nicht auf Freunde oder Verwandte zurückgreifen können. „Deshalb ist es grundsätzlich, aber insbesondere jetzt wichtig, zu helfen", so Noah Adler gegenüber t3n.de.

Solche lokalen Projekte gibt es in vielen Städten. In Bielefeld und Paderborn haben sich inzwischen 150 Freiwillige beim Lokalportal registriert. Aktuell läuft außerdem vieles noch über lokale Gruppen auf Whatsapp, Facebook oder Telegram. Einige Städte übernehmen selbst die Verwaltung der Nachbarschaftshilfe.

Nachbarschaftshilfe.nrw: Landesweite Bürgerplattform

„Was in der jetzigen Situation zählt, ist gemeinschaftlich zu helfen", ist Noel Schäfer überzeugt. Deshalb hat er das vergangene Wochenende genutzt, um eine Bürgerplattform für NRW zu entwickeln. Schäfer will darüber zum einen über lokale Gruppen Nachbarschaftshilfe koordinieren und zum anderen einen Überblick über verlässliche Informationsquellen bieten.

Bisher haben sich gut 30 Personen angemeldet. „Noch ist der Bedarf nicht da", meint Schäfer. Aber sollte es zu einer Lage ähnlich der in Italien kommen, brauche man solche Plattformen, um Angebote zu bündeln. Wichtig ist ihm, dass Bedürftige sich unkompliziert und ohne eine Registrierung melden können.

Neben diesen Projekten bieten Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz Einkaufshilfe an. Die Junge Union hat die Initiative Einkaufshelden gestartet. Auch die Jusos und die SPD organisieren Nachbarschaftshilfe und koordinieren die Arbeit über die Wahlkreisbüros der Landtagsabgeordneten.

Wer eigene technische Skills einsetzen will, um die Coronakrise zu bewältigen, findet hier Projekte in der Entwicklungsphase.

t3n meint:

Diese Projekte können einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten. Sie ermöglichen einfache und unkomplizierte Hilfe vor Ort. Angesichts der vielen verschiedenen Möglichkeiten, Hilfe anzubieten, scheint die Idee von Wirhelfen sinnvoll zu sein: einen Überblick über verschiedene Initiativen bieten.

Die Plattformen haben außerdem Potenzial für die Zeit nach der Coronakrise. Der aktuelle Zusammenhalt ist definitiv etwas, was wir beibehalten sollen.

Helen Bielawa Mehr zum Thema:
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