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Der Japaner Kunioki Kurihara ist so richtig zwischen die Fronten geraten: Im Ostchinesischen Meer schlägt nicht nur das Wasser hohe Wellen – sondern auch ein Territorialstreit, der bereits zwischen China und Japan um die Senkaku-Inseln tobt. In den vergangenen Wochen wurde das Archipel einmal von chinesischen, dann wieder von japanischen Aktivisten besetzt, die Regierungen in Peking und Tokio decken einander deswegen wechselseitig mit Drohungen ein.

Und was geht das den ehrenwerten Herrn Kurihara an? Er ist der Besitzer der Inseln. Gekauft hat er sie von der Familie eines Herrn Koga, die sie wiederum Anfang des 20. Jahrhunderts von der japanischen Regierung für 30 Jahre gepachtet und später gekauft hatte. Als Herr Kurihara die Eilande in den siebziger Jahren erstand, ahnte er vermutlich nicht, in welche Streitereien er dadurch geraten würde. Eine Bedingung der Familie Koga war mit dem Geschäft verbunden: Kurihara durfte sie weder an Unternehmen noch an Privatpersonen weitergeben – weshalb er das Archipel dem japanischen Staat zurückverpachtete.

Bis 1968 zeigten weder China noch Japan großes Interesse an den Felsen, die insgesamt nicht einmal 6 km2 Fläche haben, also gerade zweimal so groß sind wie die Wiener Innenstadt. Erst als geophysikalische Vermessungen reiche Reserven an Mineralöl und Erdgas in der Region vermuten ließen, wurde Senkaku interessant. Beide Staaten suchten nach teilweise skurrilen Beweisen, die ihr Anrecht auf das unbewohnte Stück Land bezeugen sollten. China kramte gar Dokumente aus dem Jahr 1373 aus, die bescheinigen, dass die Inselkette Fischern vor mehr als 600 Jahren als Navigationshilfe gedient hatte.

Warum der Streit um die Senkaku-Inseln gerade jetzt wieder aufflammt, lässt sich mit dem hohen Bedarf Chinas an Erdöl erklären. In den letzten zehn Jahren hat sich dieser verdoppelt, 2011 war das Reich der Mitte, das in hohem Ausmaß von Erdöl-Importen abhängig ist, das Land mit dem schnellsten Verbrauchszuwachs.

Jetzt will Kunioki Kurihara die Senkaku-Inseln verkaufen – höchstwahrscheinlich an Shintaro Ishihara, den Gouverneur der Präfektur Tokio, einen bekennenden Nationalisten und China-Verächter. Der Territorialstreit wird damit vermutlich nicht beigelegt. Doch zumindest kann sich der alte Kurihara seines Fehlkaufs entledigen.