Ich hätte vielleicht tatsächlich besser zu Hause bleiben sollen. Nicht wegen der Musik, aber wegen des Matsches. Als eitler Mensch mag ich keine Schlammsprenkler an meiner Kleidung. Aber es gibt kein Zurück mehr! Ich wate breitbeinig durch den Matsch, als hätte ich ganz, ganz dicke Eier. Wie viele Arten von Matsch es gibt - wässrig, körnig, aber auch so ansaugend, dass ich fast meine Gummistiefel verliere.
Doch dann kommt der zweite Blick: Ich oute mich als Musiknerd! Ich interessiere mich für viele Genres. Ich habe mich auch mal mit Metal-Untergenres beschäftigt und liebe Pantera. „Cowboys From Hell" und „Vulgar Display Of Power" sind für mich Meilenstein-Alben. Eine Zeit lang wollte ich sogar Phil Anselmo heiraten. Oder Dimebag Darrells Gitarrenspiel. Und wenn ich betrunken bin, höre ich manchmal Manowar und amüsiere mich köstlich.
Um 13 Uhr wartet dann die nächste echte Metal-Erfahrung: Sepultura spielen auf der Black-Stage. Leadsänger Derrick Leon Green begrüßt das Publikum mit einem herzlichen „Fuck y'all!" - und prompt kommt die Sonne raus. Meine Laune wird durch das kreischende Gitarrenspiel und die Double-Base sofort beflügelt. Ab ins Mosh-Pit! Eigentlich ist das nichts für mich, mit meinen 55 Kilogramm bin ich zu zerbrechlich. Ich habe kurz richtig Angst!
Und dann entsteht auf einmal auch noch eine „Wall of Death" - da läuft die Pogo-Meute aufeinander zu und stößt mit ordentlich Schmackes zusammen. Zum Glück kann ich mich an meinem Fotografen festhalten, der ein echtes Tier ist. Aber der setzt noch eins drauf und fragt die Metal-Heads um mich herum, ob sie mich hochheben. Schwuppdiwupp ist sie da, meine erste Crowdsurf-Erfahrung! Ich liebe es! Das fühlt sich wie Fliegen an.
Danach bin ich irgendwie druff. Ich muss erst mal runterkommen. Zur Stärkung hole ich mir eine „Wacken-Waffel" bei Kai (26) aus Wittenberg. Bier muss zwischendrin natürlich sein - am besten aus einem Liter-Wacken-Maß. Danach geht's zu einem der Pommesgabel-Monumente. Ich erklimme es mit der Hilfe von supernetten Italienern. Sowieso: Alle Menschen in Wacken sind unfassbar nett. Dieses Festival ist genauso ein Festival der Liebe wie Woodstock.
Das Bier wirkt. Deswegen traue ich mich auch zu den „Wasteland Warriors", die ein „Live Action Role Play" veranstalten. Wie nett, dass Dom (29, aus Bonn, im echten Leben IT-Projektmanager) mir ein Kostüm und eine Kalaschnikow leiht.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Campingplatz. Ganz schön knorke, dass Lars (21) aus Rendsburg und seine Kumpels mich in ihr Camp aufnehmen und mir von ihrem (gefrorenen) Bier und Oldesloer abgeben. So langsam habe ich richtig einen sitzen - und gehöre wirklich dazu.
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