Gestern Abend erreichte uns die traurige Nachricht, dass der Rapper Prodigy, von dem Hip-Hop Duo Mobb Deep, mit gerade einmal 42 Jahren verstorben sei. Nachdem er vor wenigen Tagen, nach einem Auftritt in Las Vegas zusammenbrach, wurde er in einem Krankenhaus behandelt. Wie schon länger bekannt war, litt Prodigy seit seiner Geburt an der Krankheit Sichelzellenanämie. Die genauen Gründe für seinen Tod seien allerdings bisher noch unbekannt und müssen noch ermittelt werden. Wir verabschieden uns von einer Ikone des Hip-Hop und sagen Rest in Peace.
„Scared to death, scared to look, they shook"Zum Tode von Prodigy veröffentlichen wir an dieser Stelle ein Interview mit ihm und Havoc, das unsere Autorin Frederike Arns vor zweieinhalb Jahren mit den beiden in Hamburg geführt hat.
Mein ambitioniertes Ziel war es, 50 Fragen an niemand Geringeres als Mobb Deep zu stellen. Vor dem Konzert in Hamburg trafen wir uns Backstage. Die Zeit für das Interview war viel zu knapp bemessen, aber Prodigy und Havoc gefielen die Fragen, sodass sie sich nach der Show die Zeit nahmen, das Interview mit mir zu beenden. Natürlich fühlte ich mich wie ein „Shook One", der noch lange vom „Halfway Crook" entfernt ist. Umso erstaunlicher war es für mich, wie klein (bis zu meinem Kinn), aufmerksam, freundlich und gar nicht furchteinflößend P und Hav sind. 01. Könnt ihr mir ein Adjektiv nennen, das den jeweils anderen am besten beschreibt?Havoc: Fokussiert.
Prodigy: Entschlossen.
02. Euer erster Berührungspunkt mit Hip-Hop? 03. Ihr habt euch an der New Yorker High School of Art & Design das erste Mal getroffen. Was sind eure ersten Erinnerungen aneinander und wie alt wart ihr da?Prodigy: LL Cool J und Run DMC.
Havoc: Kurtis Blow.
04. Was habt ihr damals voneinander gedacht, als ihr euch noch nicht so gut kanntet?Prodigy: Das war intensiv. Havoc hat sich auf dem Schulhof geprügelt. (lacht)
Havoc: Jaja, ich war schon immer ein ganz Cooler. (lacht) Da müssen wir so 15 oder 16 gewesen sein.
05. Eure Beziehung: Liebesaffäre oder altes Ehepaar?Havoc: P war ..., ich suche nach dem richtigen Wort ... Er hatte halt sehr viel Schmuck. (lacht) Du kannst dir denken, was er für einer war.
Prodigy: Bei ihm dachte ich nur: Wow! Der hatte es schon immer drauf mit den Frauen ...
06. Was mochtet ihr an eurem vorherigen Namen „Poetical Prophets" nicht?Prodigy: Ist das nicht das Gleiche?
Havoc: Nein, wir sind schon eher ein altes Ehepaar. (lachen beide laut und lang)
07. Wie definiert ihr dann „Mobb Deep", das besser zu euch passt?Prodigy: Ich mochte den Namen, aber er passte einfach nicht so recht zu uns.
08. Was bedeutet euch eure Crew, die 12th Street Crew?Havoc: Der hat uns nicht richtig beschrieben.
09. Prodigy, wie war es für dich, auf dem Soundtrack von „Boyz n the Hood" gefeaturet zu sein?Prodigy: Erbarmungslos.
10. Havoc, was hat es dir bedeutet, bei Black Moons „U da Man" dabei zu sein?Havoc: Das ist unsere Familie. Wir sind zusammen aufgewachsen und waren alle auf demselben Hip-Hop-Film.
11. Der Rolling Stone hat euch einst als „Kriss Kross' twisted evil twins" bezeichnet. Stimmt das?Prodigy: Das fühlte sich damals wie ein Lottogewinn an.
12. Warum habt ihr eine zweite Chance nach „Juvenile Hell" bekommen? Seht ihr das überhaupt als zweite Chance?Havoc: Ich habe mich extrem cool gefühlt. Black Moon waren damals einfach die Coolsten.
Havoc: Die haben recht! Die Beschreibung ist gar nicht so unpassend. (lachen beide laut und lang)
13. Könnt ihr ein Wort finden, das euer New York Ende der 80er, Anfang der 90er am besten beschreibt?Havoc: Doch, doch, das war wirklich eine zweite Chance.
14. Was ist New York heute?Prodigy: Bevor wir diese zweite Chance bekommen haben, wussten wir schon, dass wir dazu fähig waren, ein besseres Spiel zu spielen. Wir wussten, dass wir noch bessere Musik machen konnten. Das haben wir dann ja auch bewiesen.
15. Was bedeutet euch Heimat?Havoc: Grimy.
16. Wie wichtig ist euch Familie?Prodigy: Heutzutage ist es der Schmelztiegel schlechthin.
17. Was bedeutet euch Loyalität?Prodigy: Das ist und bleibt New York. Dort sind wir geboren und aufgewachsen ... Und wir leben immer noch dort.
18. Und euer persönliches Vorankommen?Havoc: Ohne deine Familie bist du nichts. Du brauchst die familiäre Unterstützung immer.
19. Zurück in die goldene Ära der 90er oder im Hier und Jetzt bleiben?Havoc: Das bedeutet alles. Dafür steht auch „Mobb Deep". Sonst würde es uns nicht mehr geben.
Prodigy: Das ist das Allerwichtigste. Geld ist dabei zwar eine angenehme Begleiterscheinung, aber das persönliche Vorankommen ist viel wichtiger.
Prodigy: Ich würde im Hier und Jetzt bleiben.
20. Welchen Song mögt ihr lieber - „Shook Ones Pt. I" oder „Shook Ones Pt. II"?Havoc: Es geht doch immer um Weiterentwicklung.
21. Havoc, was dachtest du, als du das Herbie-Hancock-Sample für „Shook Ones Pt. II" gefunden hattest? Hattest du eine Vorahnung, dass dieser Beat eine große Sache werden könnte?Prodigy: Man kann nicht mehr zurückgehen. Die 90er sind vorbei, wir haben diese goldene Zeit doch miterlebt. Warum sollten wir deswegen zurückgehen wollen?
22. Nun möchte ich euch zu einigen Weggefährten befragen. Zuallererst Q-Tip. Wie groß ist sein Einfluss auf „The Infamous"?Beide: Definitiv „Pt. II"!
23. Was habt ihr DJ Premier zu verdanken?Havoc: Es hat sich einfach gut zusammen mit den anderen Elementen des Beats angehört. Mir war sofort bewusst, dass sich das Ding direkt ins Ohr bohrt.
24. Und Large Professor?Havoc: Er hatte großen Einfluss auf das Album. Er kam zu uns ins Studio, hat sein Wissen hinsichtlich Beatproduktion und Musikbusiness geteilt. Er war für uns wie ein offenes Buch.
25. Und Matty C, eurem einstigen A&R von Loud Records?Prodigy: Danke, dass du auf uns aufgepasst hast!
Havoc: An ihn geht ein anderes großes Dankeschön.
Prodigy: Ihm sind wir wohl zu allergrößtem Dank verpflichtet. Er übernimmt für uns die Vater-Rolle im Musikbusiness.
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