Es fühlt sich wirklich so an, als sei Herbert Grönemeyer (60), dieser Göttinger, Clausthaler, Bochumer, Berliner Super-Künstler, ein Verwandter. Seine Haare sind strubbelig wie die von Papa am Frühstückstisch. Er hat ein Doppelkinn und dicke Wangen. Schön ist was anderes.
Aber egal. Sein kontinuierlicher Frosch im Hals und seine Reibeisen-Stimme nerven irgendwie, man will sagen: „Räusper dich doch mal!" Dazu nuschelt er noch, macht komische Ausrufe: „Ga!" Aber man hat auch so viel mit ihm erlebt, ihn schon als Kleinkind auf Kassette in Papas Auto gehört. „Hamburg, ihr seid großartig! Wir wollen, dass es heute Abend knackt, brennt, zuckt und richtig schön wird!"
Er macht Stimmung und bringt einen dazu, „geschmeidig untenrum" die Hüfte zu schwingen. Aber bei „Unser Land" hat er auch ernste Worte: über Herausforderungen, Flüchtlinge, Zusammenhalt und Freiheit. Bei „Bochum" wird die Familienfeier dann zur richtigen Party!
Alle stehen, tanzen, klatschen, singen mit, obwohl diese Stadt „keine Weltstadt wie Hamburg" ist. Herbert, das ist so ein schöner, nostalgischer Song - irgendwie schon Zeitgeschichte. Und du watschelst und zappelst dazu so niedlich über deinen Bühnensteg!
Und dann kreischt die gesamte Hamburger Halle „Männer" auch noch im Jahr 2016 zu wild mit! Insgeheim ist Herbert sich nämlich bewusst, dass er ein ganz geiler Typ ist. Denn auch ruhige, ernste Töne am Klavier beherrscht er - zum Beispiel „Roter Mond". Oder natürlich „Flugzeuge im Bauch", bei dem er vom Kontrabassisten im Run-DMC-Shirt unterstützt wird: „Gib mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht" - Herbert tröstet auch bei Liebeskummer.
Dein „Der Weg" lässt uns an unsere verstorbenen Liebsten denken, sodass wir auf einmal weinen müssen. Die Erinnerungen kann uns keiner nehmen „bis der Vorhang fällt". Hach, Herbert! Schön, dass du als Familienmitglied immer für uns da bist - und sogar zu uns ins Publikum kommst.
Alles wird durch deine Musik - natürlich „nur, wenn sie laut ist" - erträglicher und schöner. Bei dir sind wir „Mensch". Und zur Not hilft immer „Alkohol".