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Deutschland bei der Handball-WM in Katar: Jetzt wird's leicht - SPIEGEL ONLINE

Zwei Niederlagen in den entscheidenden Spielen zur WM-Qualifikation gegen Polen - und die Sorgen beim Deutschen Handballbund (DHB) waren groß. Erstmals seit 18 Jahren sollte man die Weltmeisterschaftsendrunde nicht erreichen. Bundestrainer Martin Heuberger musste gehen, Nachfolger Dagur Sigurdsson war schnell gefunden.

Gereizt hatte den Isländer, bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio die Goldmedaille holen zu können. Nun kann der Bundestrainer schon früher für Furore sorgen. Und das machen die deutschen Handballer: aus fünf Spielen holte das DHB-Team vier Siege, revanchierte sich für die beiden Qualifikationsniederlagen gegen Polen und überzeugte beim Unentschieden gegen Titelaspirant Dänemark. Damit sicherte sich die Mannschaft um Kapitän Uwe Gensheimer den ersten Platz in der starken Gruppen D, noch vor den Dänen. Nun ist die Ausgangssituation glänzend, man kann gar von einer zweiten Wildcard sprechen. Die fürs Halbfinale.


Im Achtelfinale warten die Ägypter. Die sind zwar die stärkste afrikanische Mannschaft, dürften den deutschen Handballern aber vor allem individuell unterlegen sein. Im Viertelfinale kann es dann ausgerechnet zum Duell mit Gastgeber Katar kommen. Ausgerechnet, weil der Internationale Handballverband (IHF) sich für die deutsche Wildcard einsetzte, um die Weltmeisterschaft nicht nur spannender, sondern auch attraktiver und lukrativer zu machen. Auch zum Besten des Ausrichters Katar.


Kritik an deutscher Wildcard


Deutschland ist weltweit einer der größten Handballmärkte, der IHF fürchtet um Sponsoreneinnahmen, TV-Geldern und Aufmerksamkeit. Auch Katar, das bislang kaum Zuschauer anlockt, profitiert von der Teilnahme. Die Australier hingegen gelten nicht gerade als Handballnation, auch wenn es ihre sechste WM-Teilnahme in Folge gewesen wäre. Um das zu verhindern, war es dem IHF gerade recht, der ozeanischen Handballföderation kurzerhand den Status abzuerkennen.


Ist es also fair, diese zweite Chance bekommen zu haben? Auf der einen Seite rechtfertigten die deutschen Handballer mit zum Teil beeindruckenden Leistungen ihre WM-Teilnahme. Auf der anderen Seite haben sie die Qualifikation sportlich vermasselt, den Regeln und der Fairness nach hätte Australien einen berechtigten Anspruch auf ihren Platz gehabt. Das sieht nicht nur der ehemalige deutsche Nationalspieler Daniel Stephan so. Der australische Ärger über die verpasste Chance war groß.


Nachgerückt sind übrigens auch Deutschlands letzter Gegner Saudi Arabien sowie Island, ein möglicher Halbfinalgegner des deutschen Teams. Beide Mannschaften profitierten durch die Rückzüge von Katars Nachbarländern, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain. Die Emirate begründeten die Absage mit einer "unzureichenden Vorbereitung" der Mannschaft und technischen Schwierigkeiten. Spekuliert wird aber, dass politische Gründe beide Teams dazu bewogen, nicht an dem Turnier teilzunehmen.


Deutschlands Erfolg ist also sportlich ansprechend, und niemand wünscht dem Team von Sigurdsson einen Misserfolg. Doch die Weltmeisterschaft in Katar steht in mehrerlei Hinsicht unter einem schlechten Stern. Nun könnten die deutschen Handballer im Viertelfinale das zusammengebastelte Team Katars rauswerfen und deren positive Handball-Schlagzeilen vorerst beenden - ausgerechnet. Einen faden Beigeschmack hätte aber auch dieses Szenario.

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