Ein Schrebergarten im Geistviertel , um kleine Holzlauben ranken sich farbige Blumen. Dazwischen summt es und brummt es - Bienen schwirren von Blüte zu Blüte. Bienen, mitten in der Stadt? Ralf Waanders , Biologielehrer am Gymnasium und Familienvater, hat sich hier seine Hobby-Imkerei aufgebaut. Wer den Siebenunddreißigjährigen mit seinen „Bienchen", wie er sie liebevoll nennt, beobachtet, merkt schnell, dass hier jemand mit Leidenschaft am Werk ist. „Wir sind so ´ne Honigfamilie", erzählt er.
Biologielehrer Waanders produziert Honig in der Stadt
Der süße Brotaufstrich wurde von den Waanders und ihren beiden Kindern immer viel und gerne verzehrt. Vor drei Jahren hat ihn dann ein Freund darauf gebracht, sich doch einfach selber Bienen zu halten. Ehefrau Christina war zunächst skeptisch. Mittlerweile ist sie aber selber in das Projekt mit eingestiegen und leitet als Lehrerin am Schiller-Gymnasium im Kreuzviertel eine eigene Imker-AG. Sechs Bienenvölker halten sich die Waanders bereits - zwei im Schrebergarten, eins im eigenen Garten und drei auf dem Flachdach des Mövenpick Hotels.
Info-Kasten: Was hilft beim Bienenstich?
Bienen sind selten aggressiv und auch nicht so stichfreudig wie ihre Verwandten, die Wespen. Wenn man aber doch mal gestochen wird, ist schnelles Handeln angesagt. Aber was hilft wirklich gegen Bienenstiche? „Das erste, was man machen sollte, ist den Stachel mit dem Fingernagel herauszukratzen", erklärt Hobby-Imker und Biologe Ralf Waanders. Denn der Pumpapparat mit dem schmerzenden Gift sitzt häufig noch mit dran. Anschließend sollte die Haut um den Stich mit kaltem Wasser oder Eis gekühlt werden, um die Schwellung abklingen zu lassen. Ein bewährtes Hausmittel sind rohe Zwiebeln, mit denen die Haut eingerieben wird. Wer unter einer Bienen-Allergie leidet, sollte unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Dies gilt ebenfalls für Stiche im Rachen, wenn versehentlich eine Biene oder Wespe verschluckt wurde. Beim starken Anschwellen droht dann nämlich Atemnot bis hin zur Erstickungsgefahr.
Bienen in der Stadt zu halten und somit biologischen Honig für den Eigenbedarf zu produzieren hat sich in den letzten Jahren zunehmend zum Trend entwickelt. Oft finden die Insekten hier sogar mehr Nektar als auf den Feldern. „Auf dem Land blüht einmal der ganze Raps und danach finden die Bienen erst mal nichts und können sogar verhungern", erklärt Ralf Waanders das Problem. Anders sei es in der Stadt, „da blüht immer irgendwas und es gibt keine Trachtlücke". Die vielen verschiedenen Blüten aus den Schrebergärten verleihen dem Honig einen sehr aromatischen Geschmack. Ralf Waanders ist sich sicher: „Stadthonig ist absolut top". Jetzt im Juli können die Waanders wieder eigenen Honig ernten, schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die heißen Temperaturen des Sommerwetters zurzeit schaden den Bienen glücklicherweise nicht, denn die Natur hat sie dagegen gewappnet. Indem sie Luft in ihren Stock fächeln und Wasser hineintransportieren, kühlen die Bienen ihren Wohnbereich.
Mit ihrer Hobby-Imkerei leistet Familie Waanders auch einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz, denn die Biene, die als drittwichtigstes Nutztier gilt und rund 80 Prozent aller Pflanzenarten bestäubt, ist weltweit vom Aussterben bedroht. Gründe dafür sind die Varroa-Milbe, ein zeckenartiger Parasit, sowie der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.