Natürliche Materialien, traditionelles Wissen: wie die mexikanische Architektin Alejandra Caballero Cervantes seit Jahrzehnten erdverbunden baut.
Dann schwebt die Gondel einer Seilbahn über die Schnellstraße und gleitet rechterhand in das Häusermeer hinab. Vor vierzig Minuten haben wir das Zentrum von Mexiko-Stadt hinter uns gelassen, die zweistöckigen Autobahnen, den quälenden Stau am Morgen. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis wir schließlich den Saum der Megacity erreicht haben, die an den Rändern auszufransen scheint. Hinter uns liegt das weite Tal, von Vulkanen umringt. Vor uns erhebt sich noch immer eine Landschaft aus Beton. Tausende von Häusern ziehen an der Fensterscheibe vorbei - klein, grau, quadratisch. Sie sehen alle gleich aus. "Sozialer Wohnungsbau", kommentiert der mexikanische Fotograf Ilán Rabchinskey, der unseren Geländewagen steuert. Es ist nur schwer vorstellbar, wie Wohnungen direkt an einer vierspurigen Autobahn "sozial" sein können: Die winzigen Blöcke wirken trostlos, an den Bedürfnissen der Bewohner vorbeigeplant. Wie so oft eben.
Doch wie könnte menschengerechtes Wohnen in urbanen Räumen aussehen? Wie gelingt ökologisches Bauen, das diese Bezeichnung wirklich verdient? Insbesondere ohne den ganzen Beton, der in seiner Verarbeitung gewaltige Mengen an Sand und Energie verbraucht? Dann ist da noch das Bindemittel Zement, bei dessen Herstellung jährlich rund drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid anfallen. Ich blicke auf meine Notizen: Beton ist für etwa acht Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich, so ein Bericht der New York Times aus dem Jahr 2020. Wäre Beton ein Land, würde es bei den Emissionen an dritter Stelle hinter China und den Vereinigten Staaten stehen. Ist die Klimakrise somit nicht auch die Krise eines Baustoffs?
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